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Wirtschaftsförderung durch Lechweg-Produkte

Seit drei Jahren gibt es den Lechwanderweg, ein grenzüberschreitender Weitwanderweg auf hohem Niveau, der schon mit dem begehrten Wandermagazin Award ausgezeichnet wurde. Auf rund 125 Kilometern begleitet der Wanderer den Lech. Von seiner Quelle nahe des Formarinsees im österreichischen Bundesland Vorarlberg bis hin zum Lechfall in Füssen im Allgäu. Der Lechweg führt vorbei an einer der größten Steinbock Kolonien Europas. Von einem Wasserfall, der wie aus Zauberhand jedes Jahr versiegt und wieder neu entspringt, geht es über die längste Fußgängerhängebrücke Österreichs bis hin zu den bayerischen Königsschlössern.

Letztes Jahr wurden von Lech bis Füssen fünf Zählstationen aufgestellt. Sie geben Aufschluss über die Besucherzahl.  Mit dieser Auswertung der Zahlen ist es der Werbegemeinschaft Lechwege auch möglich, die Wertigkeit besser darzustellen, die wiederum für die Leistungsträger sowie die Partnerbetriebe von Wichtigkeit ist. Welches wirtschaftliches und touristisches Potenzial der Lechwanderweg für das Lechtal hat, zeigt sich in den Übernachtungszahlen, die seit der Eröffnung des Lechweges einen Zuwachs von etwa 11 Prozent hat, wie Projektleiterin der Werbegemeinschaft Lechwege Juliane Rode sagt. Aktuell gibt es 113 Partnerbetriebe von Lech bis Füssen. Davon entfallen 39 in Lech am Arlberg, acht in Warth, 39 im Lechtal,  17 in der Naturparkregion Reutte und zehn in Füssen.

Eine weitere Besonderheit sind die Lechweg-Produkte, die im Juni 2014 der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Es sind Produkte, die entlang des Lechweges in Handarbeit hergestellt werden. „Immer mehr Kunden fordern  »ehrliche« Produkte: Sprich biologischer Anbau, Regionalität und Transparenz bei der Herstellung. Das sind alles Themen die Bedeutung gewinnen. Wir sind diesen  Bedürfnissen nachgegangen“, so Tourismuschef des Lechtalverbandes Michael Kohler. Füssen aktuell sprach mit Michael Kohler über die Entwicklung der Lechweg- Produkte und mit Kooperationspartner Georg Polster, Marketingchef des Vilsbräu in Vils, die das Lechweg-Bier produzieren.

Michael Kohler, Tourismuschef des Lechtalverbandes

Vor einem Jahr haben Sie die Lechweg-Produkte präsentiert. Sie sollten die Besonderheit des Lechwanderweges unterstreichen. Ganz nach dem Motto „Mit Sorgfalt ausgewählt. Am Lechweg gemacht“ orientieren sich alle Artikel  an den Grundsätzen des Lechwegs: Regionalität, Authentizität, Genuss, Nachhaltigkeit und Sorgfalt im Umgang mit der Natur.  Inwieweit hat sich dieses Vorhaben etabliert?
Alle Produkte werden in der Region hergestellt und deren Bestandteile stammen zum Großteil ebenfalls aus der Region. Sie sollen dem Wandergast neben dem landschaftlichen Erlebnis auch einen kulinarischen Genuss bereiten – das ist uns gelungen. Vor allem die Hersteller strahlen dabei Authentizität aus – denn das was sie machen, machen sie aus Leidenschaft und mit viel Herzblut. Ein Stück weit sind die Produkte auch Wirtschaftsförderung, da vor allem die kleinen Produzenten unterstützt und vermarktet werden.

Letztes Jahr fingen Sie mit fünf Lechweg-Produkten an. Wie sieht die Produktpalette dieses Jahr aus? Sind es mehr geworden?
Die ersten fünf Produkte haben sich in der Region und am Markt etabliert. Die Nachfrage ist groß, seitens der Gäste, aber auch, erfreulicherweise, seitens der Einheimischen. Das hat weitere Interessenten angezogen, weshalb wir in die neue Saison mit vier zusätzlichen Produkten starten können. Das sind zum einen der Lechweg-Brettlkäs der Wildberg Käserei in Reutte, ein Lech-Lüfterl (Bündner Fleisch) vom Gorihof in Reutte, ein besonderes Bier-Brot der Bäckerei Ihrenberger aus Reutte und sogar Pralinen von der Patisserie Susanne Matzner. Mit diesen neuen Produkten kommen wir unserer Idee von einem Lechweg-Jausenbrettl immer näher.

Dieses positive Image der Regionalität ist sicherlich für die heimische Wirtschaft gut. Wie profitiert der Tourismus davon? Gibt es konkrete Beispiele?
Natürlich sind die Produkte kein Zugpferd, das Touristen anlocken kann. Das kann nur der Lechweg. Die Produkte ergänzen aber das Angebot und die Leistungen am Lechweg perfekt, so dass ein stimmiges und rundes Gesamtpaket entsteht. Es ist ein „Rund-um-Sorglos-Paket“: Es gibt neben der beeindruckenden Landschaft und dem Wandererlebnis Unterkünfte, Gepäcktransfer, Bustransfer und nun eben auch die Lechweg-Produkte, die mittlerweile fast keinen Wunsch mehr offen lassen.

Im Winter kann man den Lechwanderweg nicht gehen. Gibt es Überlegungen einen „Winter-Wander-Lechweg“ zu gestalten?
Nein, der Lechweg ist ein reines Sommerprodukt, da liegen die Kompetenzen und als solcher wurde er auch konzipiert. Wir wollen unseren Fokus ganz auf die Wandersaison (Mai-Oktober) legen und geben hierfür unser Bestes. Ein Winterwanderer hat ganz andere Ansprüche, die es zu bedienen gilt und die wir mit dem Lechweg nicht erfüllen können. Zudem gibt es einige Abschnitte, die im Winter gar nicht begehbar sind, wegen zu viel Schnee oder Lawinenabgängen. Der Weg müsste im Winter verlegt werden – und dann wäre es auch kein Lechweg mehr. Nichtsdestotrotz gibt es aber natürlich vermehrt die Nachfrage zu einzelnen Lechweg-Abschnitten, die im Winter ebenfalls erwandert werden können. Diesem Bedürfnis werden wir ab diesem Winter auch gerecht, denn mit unserem neuen, ganz innovativen Projekt „WINTERWANDERN Interreg“ machen wir dem Winterwanderer einige Lechweg-Passagen zugänglich. Beispielsweise kann man den Lechweg auch im Winter auf der Strecke zwischen Stanzach und Forchach erkunden. Aber auch in Bach kann der Wanderer den Spuren des Lechwegs folgen. Es gibt aber bereits Projekte zu Winterwanderwegen in der Region, die die Bedürfnisse des Winterwanderers (kurze Strecken, Einkehrmöglichkeiten, Wärmequellen wie Kaminofen oder Sauna) berücksichtigen.

Georg Polster,
Kooperationspartner und Marketingchef des Vilsbräu in Vils.

Das »Lechweg-Bier« wird exklusiv als Lechweg-Produkt gebraut. Wie ist die Akzeptanz der Verbraucher?
Für uns war von vornherein klar, dass das Lechweg-Bier eine komplett eigenständige Biersorte sein muss. Das spiegelt sich in der eigens hierfür entwickelten Rezeptur und der speziellen Aufmachung wieder. Und offensichtlich haben wir den Geschmack unserer Kunden getroffen.

Haben Sie sich das so vorgestellt oder hat es Ihre Erwartungen übertroffen?
Wir brauen das Lechweg-Bier seit April 2014. Der Absatz übertraf von Anfang an alle Erwartungen. Das führte so weit, dass wir bereits im Sommer zwei unserer bisherigen Biersorten aus Kapazitätsgründen „opfern“ mussten.

Wird das Lechweg-Bier ausschließlich in 0,33 Liter Flaschen verkauft?
Nicht ausschließlich, aber hauptsächlich. Ein Teil wird auch in Fässer abgefüllt.
Unsere 0,33 Liter Flasche ist handlich und passt in jeden Rucksack – der ideale Begleiter für jeden Lechweg-Wanderer!
Viele Urlauber nehmen gerne eine Kiste oder einen 6er-Träger als Mitbringsel mit nach Hause. Das merken wir speziell in Vils, für viele die letzte Station ihrer Lechweg-Wanderung. Sie kommen dann zu uns in die Brauerei und wollen sehen, woher das Bier kommt, welches sie entlang des Lechwegs kennengelernt haben. Und so wird das Lechweg-Bier auch außerhalb unserer Region zum sympathischen Botschafter für den Lechweg.

Könnten Sie sich vorstellen noch ein weiteres Produkt für den Lechweg zu entwickeln?
Wir sind als Brauerei natürlich auf Bier spezialisiert. Wir können nur Bier, das dafür aber richtig gut. Aber es würde nicht viel Sinn machen, noch eine zweite Lechweg-Bier-Sorte auf den Markt zu bringen.

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