LokalesWirtschaft

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Die Alpseestube in Hohenschwangau

Hohenschwangau ist schon etwas Besonderes. Vielleicht auch deshalb, weil nur wenige Bürgerliche von sich behaupten können, mit der königlichen Familie bekannt zu sein. Die meisten „Schlossar“, wie man damals und heute noch die Hohenschwangauer nennt, lebten vom Fremdenverkehr.

Das Schlossbräustüberl wurde erstmals 1923 an Andreas Burghart, dem Vater von Luise Helmer – die Grand Dame der Familie Helmer in Schwangau – verpachtet. Das Schlossbräustüberl diente ehemals König Ludwig II. als Pferdestall. Burghart, ein gebürtiger Münchner, hatte bis zu 18 Bedienungen in den Sommermonaten beschäftigt. Das frisch gezapfte Bier fand bei den Ausflüglern großen Anklang, erzählt Luise Helmer.Das absolute, heute würde man sagen kulinarische, Highlight war die Bouillon mit Ei. Eine Bouillon mit Ei kostete damals 20 Reichspfennig und ohne Ei 10 Reichspfennig. „Wir hatten damals in der Küche einen Angestellten, der den ganzen Tag keiner anderen Aufgabe zugeteilt war, als der, die Eier für die Bouillon zu trennen. Die schmeckte wirklich hervorragend“, erinnert sie Luise Helmer.  Das Schlossbräustüberl war ein beliebtes Ausflugslokal. Familien mit Kindern, Junge und Alte fanden sich hier ein. Die KdF-Organisation (Kraft durch Freude) kam sogar mit Bussen angereist. Die Adligen dagegen mieteten sich in der „Alpenrose“ ein. „Zu uns kam die Königsfamilie zum Essen, das hat meine Eltern sehr gefreut. Es war immer etwas Besonderes“, erzählt die gebürtige Hohenschwangauerin. Eine besondere Veranstaltung jener Tage war der „Tag der Königstreuen“. Ein wahrhaftiger „Menschenauflauf“ fand dann im Dorf der Königsschlösser statt. Musikkapellen und Trachtler fanden sich an diesem Tag unterhalb der Schlösser ein. Die Fremdenverkehrssaison fand von Ostern bis 15. Oktober statt. Jeder machte zu dieser Zeit sein Geschäft, auch Andreas Burkhart vom Schlossbräustüberl. Gemeinsam mit Ehefrau und Tochter Luise wohnte er in der Gastwirtschaft. Luise Helmer denkt noch an die bitterkalten Abende zurück. An eine Heizung oder gar Warmwasser war nicht zu denken. In den Wintermonaten im Schlossbräustüberl zu wohnen war fast unmöglich. 1939 wurde das  Schlossbräustüberl wegen der Kriegswirren geschlossen und diente als Großküche für das naheliegende Lazarett.

Das Schlossbräustüberl

Das Schlossbräustüberl ist wie in den 20er und 30er Jahren ein beliebtes Ausflugslokal geblieben. Deftige bayerische Küche und königliches Bier munden den Gästen genauso wie damals. Das schöne Gewölbe wird heutzutage als kultureller Treffpunkt genutzt. Jedes Jahr findet hier der Starkbierabend statt, eine Großveranstaltung, die von Jung und Alt gerne angenommen wird. Hier haben etwas mehr als 200 Gäste Platz. Und wenn die Sonne draußen scheint, dann genießt man das königliche Bier auf der Terrasse.

Ein kulturelles Highlight bietet ab dem 9. April die „Die blaue Bühne“ mit Kabarett, Musik, Lesungen und Ausstellungen an.

Die Alpseestube

Gleich nebenan befindet sich die Alpseestube. Bislang lag sie in einem Dornröschenschlaf. Jetzt wurde das Kleinod wiederbelebt und kommt bei den Einheimischen sowie Touristen sehr gut an. Knapp 50 Plätze bietet die Alpseestube an. Früher trafen sich hier die Einheimischen zum Kartenspielen, kehrten nach den Musikproben ein oder verabredeten sich, um über Gott und die Welt und am liebsten über die Kommunalpolitik zu reden. Einfach aber mit Geschmack wurde die Alpseestube eingerichtet. Keine Pseudo-Alpen-Möbel zieren hier die Gaststube, sondern Raritäten wie die Schießscheiben aus königlichen Zeiten, schwere Holztruhen, echte Geweihe und Trophäen. „Wir wollten, dass es authentisch wirkt, einfach echt“, so Schlossverwalter Albert Aulinger und Marketingchef Thomas Günter. Kleine Gerichte, deftige Brotzeiten und gutes Bier stehen auf der Speisekarte.

Bernd Rethmann, der Küchenchef

Bernd Rethmann ist der Herr über die drei Küchen der Restaurants: Alpseestube, Schlossbräustüberl und die Alpenrose. Keine leichte Aufgabe würde man meinen, doch der 33-jährige Küchenmeister sieht das alles sehr entspannt. „Ich koche sehr gerne und ich habe eine tolle Mannschaft“, meint er lächelnd. Seinen Gästen in der Alpseestube und dem Schlossbräustüberl bietet der Küchenchef echte, bayerische Speisen an. Manchmal sind auch vergessene Gerichte dabei, wie geschmorrtes Rinderherz oder Kalbsbackerl. „Die bayerische Küche ist sehr vielfältig. Wir kochen hier sehr viel mit Kräutern und vor allem viel mit Produkten aus der Region. Für uns ist es wichtig, Nachhaltigkeit zu fördern und immer die Sozialkomponente im Auge zu behalten. Lieferanten, mit denen wir seit vielen Jahren zusammenarbeiten, werden nicht ausgetauscht, wenn sie ein paar Cent teurer sind. Qualität ist wichtig und das bieten unsere Lieferanten an“, beschreibt Rethmann. Den Spagat zwischen der leichten, mediterranen Küche in der Alpenrose und der bayerischen Küche in den beiden anderen Restaurants gefällt dem Küchenchef sehr gut. „Ich mag das, weil ich es als eine sehr positive Herausforderung sehe.“ So dürfen sich die „Alpenrose“ Gäste auch weiterhin auf eine sehr gute mediterrane Küche freuen. Am Abend bieten Rethmann und sein Team auch feine Menüs an. Die Königsklasse, das Dessert, kommt dabei nicht zu kurz. Dafür sorgt die Konditorin, die mit feinen Nachspeisen und Kuchen die Gäste sicher begeistern wird.

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024