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Hohe und ferne Berge

6 Frauen auf Trekkingtour in Nepal

Bergtouren machen wir oft und gerne, schließlich wohnen wir im Allgäu, da stehen die Berge ja vor der Türe! Aber, darf es auch mal etwas weiter weg und noch höher und steiler sein ? Könnten wir nicht vielleicht nach Nepal gehen, da sind sie bekannter weise höher ?

Und schon sind sechs bergbegeisterte Frauen am Planen. Jede hat ihre Vorstellungen, ihre Idee, ihr Zeitfenster, ihre Ausrüstung, ihre Fitness, ihren Enthusiasmus und ihre (zu Beginn nicht laut ausgesprochenen) Bedenken.

Also gibt es ein gemeinsames Besprechen. Bei Dhal Bhat und Momos. Es wird konkret, nimmt Formen an. 3 Wochen, im Herbst 2014. Manch Eine überrascht mit Ziel und Dauer die Familie und den Chef: Was, nach Nepal, so weit weg und eben ist wieder ein Unglück geschehen. Es hilft nicht, der Termin  steht, das Ziel auch und schließlich muss rechtzeitig ein Flug gebucht werden: Helambu/Langtang-Himal sowie Geschichte und Kultur im Kathmandu-Tal.

Die Vorbereitungen waren nicht „ohne“. Wegen der Fitness: Viele Bergtouren, mit voll gepacktem Tagesrucksack, viele Stunden auf und ab. Meist ging es gut, manchmal kamen Zweifel. Schließlich kann man die Höhe nicht trainieren, spukte es in den Köpfen. Die Ausrüstung kennen sie größtenteils von ihren mehrtägigen Bergtouren. Bestes Schuhwerk und ein warmer Schlafsack und ein paar wichtige Dinge mehr. Immer um das Wissen darum, dass es für die Träger vor Ort nicht zu viel Gewicht sein darf. Also 13 Tage Trekking und der Rest der Zeit gilt der Geschichte und Kultur im hoch interessanten Kathmandu-Tal.

Dann ging es los – und wie die Frauen bald feststellen konnten, waren sie gut vorbereitet. An den langen Flug nach Kathmandu hängten sie am Tag nach der Ankunft gleich einen weiteren an: Die Frauen wollten, bei bestem Wetter, mit einer kleinen Propeller-Maschine diese gewaltige Gebirgswelt, diese Schnee- und Eisriesen und die wunderbaren Terrassenfelder und Orte von oben sehen. Sie wurden reich belohnt. Und heimlich war Jede froh, dass sie danach endlich „aufs Land“ und in die Berge kamen. Die Träger, zwei Frauen und ein Mann, haben ihnen erste Eindrücke von dem schweren Leben, der Genügsamkeit, Armut, aber auch der Fröhlichkeit der Nepalis gegeben. Und die beiden Sherpas, zwei Männer, haben so viel Vertrauen, Erfahrung, Hilfsbereitschaft, Fröhlichkeit und Zuneigung vermittelt, dass die Frauen wussten und spürten: Hier sind sie gut aufgehoben ! Also, jeden Tag rauf und runter – eine gute Akklimatisation. Anstrengend – mehrmals 1.600 Höhenmeter, teilweise bis zu 8 Stunden Gehzeit (und da spürten sie am besten, dass die Vorbereitungen optimal waren). Immer heil, müde und voller Begeisterung sind sie auf den Lodges angekommen und haben sich dann die unterschiedlichsten Zubereitungsarten von Dhal Bhat, Momos und anderen Gerichten schmecken lassen. Wer noch nicht Vegetarier war, wurde es spätestens dort !

Die sanitären Einrichtungen in den Lod-ges sind gewöhnungsbedürftig. Ähnlich wie auf unseren Hütten in früheren Zeiten. Aber auch das war für die Frauen nie ein Problem, es gab ja auch noch die Möglichkeit hinter Sträuchern oder Felsbrocken.

Jeder Tag brachte neue Überraschungen. Die Blicke auf die Bergriesen machten immer wieder stumm vor Staunen. Wegen der Sonnenaufgänge ist man schon mal ganz früh aus dem Schlafsack gekrabbelt und hat in der Kälte gebannt geschaut, gestaunt, sich klein gefühlt und ein unwirkliches Glücksgefühl gespürt. „Bitte sag uns, wenn wir auf
4.000 m sind“ baten sie die Sherpas, und diese haben  es nicht vergessen. Die Frauen erklärten ihnen, dass sie damit weit über der Höhe waren, die sie bei uns erreichen können. Und dann kam der „Laurebina Pass“, 4.610 m hoch.

„Ich weiß nicht, was ein Höhenrausch ist, aber so müsste er sich anfühlen. Und unter uns ein wunderschöner See, dem nach 300 m Abstieg der Hl. Gosaikund-See folgte. Und noch weitere Seen- und alle ergeben, mit den hohen Bergen drum herum, ein vollkommenes Bild. Das hat sich eingebrannt in Herz und Kopf. Da lässt sich leicht verschmerzen, dass wir den Surya Peak (5144 m) wegen zu viel Schnee nicht besteigen konnten.“

Dann ging es nur noch nach unten, in vielen Stunden, bis sie in Dunche, in der letzten Lodge ankamen. Mit einer Torte, von deren Sherpas selbst gebackten, Kukri-Rum mit heissem Wasser, Bier und einem ans Herz gehenden Abschied von den Trägern, ging der vorletzte Tag zu Ende. Die letzte Etappe mussten sie,
zusammen mit den Sherpas, mit einem Jeep zurücklegen. Nach 7 Stunden und einer abenteuerlichen Fahrt auf einer Strasse, die teilweise keine mehr war. Der Monsun hatte aus ihr einen Weg aus Felsbrocken, Schlamm und tiefen Rinnen gemacht. Doch die Frauen kamen durchgeschüttelt, aber heil in Kathmandu an.

Sie haben Klöster besucht, mit Nonnen in einem Felsenkloster meditiert. In Gompas haben sie wundervolle Wandmalereien bestaunt. Hellblaue Trichterenziane strahlten ihnen entgegen. Auf einer Yak-Alm haben sie eine Familie angetroffen, die in den allereinfachste Verhältnissen ihren Lebensunterhalt bestreitet. Haben Bauern bei der Reisernte zugeschaut und auch ein klein wenig mithelfen dürfen. Da gab es viel zu lachen ! Sie haben Märchenwälder durchwandert und die Lemuren beim Turnen in den Bäumen bewundert. Und sie schauten neugierig in Richtung Tibet, das hinter den Eisriesen so nah und doch so fern ist und sind mit den Augen den Windungen einer schier unglaublichen Bergstrasse „nachgefahren“, die nach China führt.

Und, und, und. Dann wartete wieder der Flieger, es ging zurück in den Alltag. „Wir sind heil angekommen, gehen wieder unserer Arbeit nach, und wie es bei gelungenen „Unternehmungen“ meist ist: die Person ist anwesend, Herz, Kopf und Gedanken jedoch sind noch für lange Zeit dort !

Wir sind uns einig: Jede fühlt sich von diesem Erlebnis, von Nepal uns seinen Menschen beschenkt und bereichert. Wir haben einen anderen Blick auf uns selbst, unser Umfeld und unsere Einstellung dazu bekommen und sind dankbar dafür.“

Tex/Bilder: Traudl Senn

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