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35 Jahre Sternsinger in Rieden am Forgensee

Alle Jahre wieder beginnt das  altbekannte Weihnachtslied.. . Alle Jahre wieder kommen auch die Sternsinger zum Jahresbeginn, und das in Rieden nun schon seit 35 Jahren.Zum diesjährigem Jubiläumsjahr gibt eine altbewährte Gruppe von Frauen die Organisation weiter an ein neues, Team bestehend aus Uta Schneider, Margit Senn und Sonja Pöhler.

Meistens wächst man mit den eigenen Kindern rein in diese schöne Aufgabe, und irgendwann auch wieder raus, erzählt Alexandra Wiedemann vom 10-Jahres-Team. Dann ist es gut wenn Mütter, die selber Kinder im entsprechenden Alter haben, vorne mit dabei sind, findet auch Gabi Lochbihler. Wir haben damals nach und nach manches rationeller gemacht und verändert, so kommt  immer mal  wieder frischer Wind, jeder macht s ein bisschen anders und das ist auch gut so, sind sich alle einig.

Andrea Bär, die in einem Ordner alles dokumentiert  hat, zeigt Fotos und Berichte über ein Highlight in der 10-jährigen Tätigkeit: Die Aussendungsfeier  der Diözese damals in Buchloe. Dort waren über 1.000 Könige in der Kirche und eine absolut  einmalige Stimmung, schwärmt Caroline Pfundstein noch  heute. Sie legen es ihren Nachfolgerinnen ans Herz, wenn es eine Aussendung in der Nähe gibt, dann unbedingt die Organisationsarbeit auf sich zu  nehmen und hinzufahren.

Die ganze Vorbereitung und Organisation ist natürlich das entscheidende für einen reibungslosen Ablauf am Dreikönigstag selber. Daher haben die „alten Hasen“ alle ihre Erfahrung und  gewachsenes Wissen weitergegeben, viele der Neuen kennen den Tag auch schon als Helfer. Doch alles verantwortlich vorzubereiten erfordert einiges, neben der ganzen unsichtbaren Tätigkeit die jede Zuhause macht.  So gibt es 3-4 Treffen aller  Kinder  und Mitwirkenden im Pfarrheim. Heuer sind es 11 Gruppen mit 4-5 Kindern (im Alter von 6- 18 Jahren ), die jeweils mit einem Begleiter laufen. Beim ersten Treffen wird das Thema des Jahres vorgestellt und mit den Kindern erarbeitet.

Dieses Jahr geht es um gesunde Ernährung der Kinder auf den Philippinen und weltweit. So erfahren die Gruppen, dass z.B. eine Familie deren Vater als Fischer arbeitet, zwar durchaus eine Menge Fisch fängt jeden Tag, davon aber nichts mit nach Hause bringen kann, da er alles verkaufen muss, mit dem Geld die Unkosten bestreitet und dann noch 200 Pesos übrig bleiben, das sind umgerechnet  drei Euro. Davon kauft die Familie Reis, das ist billig und macht satt.

Durch diese Einseitigkeit entsteht Mangel- oder Unterernährung. Jedes dritte Kind auf den Philippinen ist davon betroffen. In Niger in Westafrika etwa jedes zweite Kind. Mit einem Film und dem Werkheft wird das Land und Thema bearbeitet und die Kinder wissen dann, dass der Junge auf dem Plakat Jerec ( sprich Dscherek ) ist, der in die 6. Klasse der Suarez-Schule geht und dort seine einzige, warme, gesunde Mahlzeit am Tag bekommt. Ein großes Thema, wo doch eigentlich genug Essen für alle auf der Welt da wäre. Dennoch sind 842 Mio. Menschen von Hunger betroffen. Die Mütter aus Rieden sind alle berührt  von dem Engagement der Kinder, die  sich sehr bewusst sind, wie gut es ihnen hier geht und die gerne ihre Freizeit verwenden, um anderen Kindern zu helfen.  Die Motivation der Kinder erfährt so immer wieder neue Nahrung, und es gibt Anlass über das eigene Konsumverhalten nachzudenken. Nach weiteren Probetagen mit Ablauf und Aufstellung in der Kirche, Lieder üben und Kleideranproben kann der große Tag kommen. Von Aufregung keine Spur mehr bei diesen  Königen, die sich  schon seit 10 Jahren berufen fühlen:

Andrea Rehm (16) , Daniel Neumaier (16) und Philipp Bär (15), der als einer der jüngsten mitangefangen hat, weil er einfach unbedingt dabei sein wollte. Dass sie als Kinder für Kinder etwas tun können, treibt sie immer wieder an und es macht Spaß dabei zu sein, sind sie sich einig. Am liebsten ist Daniel der Mohr, aber jeder macht im Laufe der Jahre alle Positionen  durch und die Drei können sich vorstellen, dass sie später auch noch als Begleiter die Sternsinger betreuen.

Ihre Erfahrung und Ruhe strahlt auf die Neuen in der Gruppe aus, und so werden die Sternsinger in Rieden keine Nachwuchssorgen haben. Ein bisschen traurig macht es, wenn sie genau wissen dass jemand daheim ist, aber sich die Türen nicht öffnen, das verstehen die Kinder dann nicht. Doch das ist wirklich eher selten in ihrem Bezirk, da hören sie von  „Kollegen“ in der Stadt anderes. Gerade weil die Sternsinger unabhängig und konfessionsübergreifend unterwegs sind, wäre es schön, wenn sich alle Türen und Herzen öffnen könnten. Das besondere ist auch für Daniel, Andrea und Philipp, dass sie sich wirklich wie Könige fühlen an diesem Tag, ausgesendet, berufen um Segen zu bringen in die Häuser. Zu den schönen gewachsenen Traditionen in Rieden gehört auch, dass die Gruppen immer in Familien  zum Mittagessen eingeladen werden, und zwar mit  wahrlich königlichem Essen, schwärmen alle!

Dieses Jahr zum 35 -Jährigen   gibt es einen Fest- Gottesdienst um 8.45 Uhr in der Pfarrkirche, mit den schönsten Sternsinger-Liedern  aus den Jahrzehnten und in Begleitung mit Gitarre, Keyboard und Querflöte. Nach der Segnung machen sich  die  Könige dann bei jedem Wetter und (falls es regnet) ohne Regenschirm, wie Andrea, Daniel und Philpp betonen, auf den Weg! Da wird dem Zeitgeist der Könige entsprochen, so war das schon immer, erzählen sie lachend und freuen sich wie jedes Jahr schon wieder auf den Tag. Der geht zu Ende, nachdem in Rieden und Umgebung ca. 600 Haushalte besucht wurden. Nun heißt es für die neuen Organisatorinnen am 5. abends das Bügeleisen  zu schwingen und mit alter und neuer Unterstützung die Premiere  zu bestehen.  Das 10 Jahres-Team bedankt sich bei allen ehrenamtlichen Helfern rund um den Tag, und vor allem bei den Kindern selber. Diesen Geist weiterzutragen, die Freude mit den Kindern zu erleben macht jede Mühe wett und das wünschen sich auch Uta, Margit und Sonja für viele Jahre.

Text · Bilder: Silvia Beyer

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