Menschen

Kein Platz für Einsamkeit

Ein gutes Konzept: Seniorengemeinschaften

Was man als Student einst versäumt hat, kann man vielleicht im Alter nachholen. Die Rede ist von einer WG, die als Senioren-Wohngemeinschaft immer beliebter wird. Der Grund ist einfach: Viele ältere Menschen wollen weder alleine zuhause den Lebensabend verbringen, noch in einem Heim. Somit ist eine Senioren-WG, in der man neben Gemeinschaftsräumen auch seine eigenen Räumlichkeiten hat, um sich zurückziehen zu können, ein gelungenes Konzept, das für viele ideal ist.

Dass die Interessen, Ansichten und Gewohnheiten bei den Bewohnern einer Senioren-WG einigermaßen gleich sein sollten, versteht sich von selbst. Nur so kann ein gesundes und umgängliches Klima geschaffen werden und jeder fühlt sich wohl. Adolf Jakob Schuster ist 66 Jahre alt. Früher hätte er sich so ein Zusammenleben nicht vorstellen können. Heute nennt er es einen halben Lottogewinn. Gemeinsam mit seinen Mitbewohnern Arthur Ried (93 Jahre), Eugenie Urbanek (88 Jahre) und Frau Kretschmann (….) fühlt er sich wohl. Aus dem Beschnuppern ist etwas ganz Besonderes geworden: „Wir bereichern uns gegenseitig. Jeder hat seine eigene Biografie und das ist so spannend“, erzählt er begeistert. Wie in jeder anderen WG gibt es auch hier Regeln. Einmal im Monat kommt eine Putzfrau, sie putzt die großen Fenster. Diese Lebensform ermöglicht es den Senioren einen großen Grad ihrer Selbstständigkeit beibehalten zu können. „Wir passen auf uns gegenseitig auf“, so Schuster.  Funktioniert das nicht mehr, dann ist es möglich, die Kurzzeitpflege in Anspruch zu nehmen. Sie ist nur ein Stockwerk tiefer im gleichen Haus. „Es ist eine gute Sache und das beruhigt mich“, so Schuster. Eugenie Urbanek pflichtet ihm bei. „Als ich 2000 in die Pension ging, bin ich gleich ins betreute Wohnen ge-gangen. Ich wollte meine Selbstständigkeit haben und trotzdem für das Alter gewappnet sein“, erzählt die heute 86-Jährige. So wie sie denken mittlerweile immer mehr Menschen. Sie wollen keine Pflegeheime oder Seniorenzentren. Sie wollen kleine Wohngemeinschaften, so wie die im Dr. Elisabeth Seif Haus in Füssen.

Die Senioren WG von Adolf Schuster ist heimelig. Das Mobiliar haben die vier Senioren zusammengetragen. Außer der Kücheneinrichtung gehört ihnen alles gemeinsam. Selbst die Gläser und das Besteck und auch die Bilder an den Wänden. Bald, so Schuster, werden sie mit dem Weihnachtsbasteln anfangen. Eugenie Urbanek wird ihnen zeigen wie das geht, Strohsterne & Co für den Weihnachtsbaum zu basteln. Als Lehrerin mit evangelischem Mann „gab es im katholischen Bayern keinen Platz“, erzählt sie kurz, “also sind wir nach Baden Württemberg gezogen.“ Trotz Wohngemeinschaft hat jeder der vier Bewohner viel Raum für sich selbst. „Man kann sich in seine eigenen Räumlichkeiten zurück ziehen, Musik hören, kochen oder Fernsehen schauen“, erklärt Schuster. Er bewohnt eines der sechs Appartements, die eine Größe von 35 bis 42 Quadratmetern haben. Aus jedem Appartement kommt man direkt in die Gemeinschaftsräume, sozusagen mittendrin und doch autark. Hier hat jeder der Bewohner sein eigenes, großes und barierefreies Bad, eine Küchenzeile und einen Wohn-/Schlafraum. Im gemeinsamen Wohnzimmer haben die Senioren bewusst auf einen Fernseher verzichtet, weil sie lieber miteinander kommunizieren wollen. Noch sind sie zu viert in ihrer WG, aber das wird sich sicher noch ändern, denn zwei Appartements sind noch frei. Vielleicht finden sich zwei Senioren, die diese Lebensform mitleben wollen..

Text · Bild: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"