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„Eine Lernschwäche ist keine Frage der Intelligenz“

Lernen lernen, um die kognitiven Fähigkeiten zu fördern

Die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern in Deutschland hat sich laut aktueller Pisa-Studie zwar leicht verbessert. Doch nicht nur Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund tun sich schwer mit Lesen – auch Muttersprachler. Insbesondere jene, die unter Lese- und Rechtschreibschwäche (LRS/Legasthenie) leiden. Die komplexe Störung kennt keine gravierenden sozialen Unterschiede. Doch wie gehen Eltern mit solchen Situationen um? Nachhilfe allein nützt in vielen Fällen nichts.

Sakire Aydemir ist Lerntherapeutin und Krankenschwester. Sie kennt dieses Problem des Verzweifelns und des „Nichtmehrweiterwissens“ von Kind und Eltern. „Nahezu alle Kinder, aber auch Erwachsene, die eine Lernstörung haben, haben auch einen sehr hohen Leidensdruck“, so die Therapeutin. Das Selbstwertgefühl leidet sehr darunter, aber auch Verunsicherungen in anderen Bereichen werden immer häufiger. „Lernstörungen haben nichts mit der Intelligenz eines Menschen zu tun. Manche können sich nicht ausreichend konzentrieren und entwickeln Schwächen. Manche Kinder leiden an Legasthenie (Lese-/Rechtschreibschwäche), an Dyskalkulie (Rechenschwäche) oder haben ein Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS). Das wirkt sich zwangsläufig auf die Schulnoten aus. In diesem Fall empfiehlt sich eine Lerntherapie.“

Sakire Aydemirs Praxis ist neutral eingerichtet, so dass sich auch Erwachsene wohl fühlen können. Bücher, Arbeitsmaterialien und Spiele sind in einem Regal sichtbar verstaut. Auf dem Tisch, neben den vielen Holzbuntstiften, ist eine kleine Playmobilfigur, die für die Raumorientierung genutzt wird. Auf der Wand ist eine große Weltkarte. „Ziel der Lerntherapie ist die Förderung einer positiven Lernstruktur beim Kind und in seinem Umfeld“, erklärt die Lerntherapeutin. Sakire Aydemir arbeitet mit der prozessorientierten Lerntherapie, die ein Kind als Ganzes betrachtet und daher nicht nur die Lernentwicklung, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung unter Berücksichtigung des Beziehungssystems im Fokus hat. „Ich setze dort an, wo das Kind oder der Jugendliche seine Stärken hat. Ich hole sie auf dem Stand ab wo sie gerade stehen, um ihnen erst einmal wichtige Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Um das zu erarbeiten mache ich als Erstes eine umfassene Diagnostik, damit ich weiß, wie der aktuelle Leistungsstand ist“, so die zweifache Mutter. Je mehr sie weiß desto besser kann sie arbeiten und eine maßgerechte Lerntherapie erarbeiten. „Wichtig ist es zu wissen, warum die Lernstörungen aufgetreten sind. Dazu brauche ich auch die Eltern. Oft arbeite ich mit beiden zusammen. Mit der Erlaubnis der Eltern ziehe ich auch die Lehrer hinzu.“ Ihre Erfolge sind beachtlich.Es ist ihre konsequente, einfühlende und liebevolle Art, wie sie mit den Kindern und Jugendlichen umgeht. Jedes Kind hat eine individuelle Lerntherapie. Ein Schema F gibt es bei Sakire Aydemir nicht. Sie arbeitet nach der Strickleiter-Methode, die auf einer grundlegenden Ebene des Lernens basiert und nicht wie die Nachhilfe auf der fachlichen Ebene (Rechtschreibung, Textaufgaben etc.). Daher ist sie für alle Lernenden mit Lern- und Leistungsschwierigkeiten anwendbar. Auch für Abiturienten, Studenten, Berufsschüler, Umschüler, … „Es ist ganz wichtig die kognitiven Fähigkeiten, sprich die Wahrnehmung, strukturiert planvolles Arbeiten, Konzentration, Motivation, Raumorientierung, Vergleichen, Kategorisieren, analytisches Denken zu fördern“, zählt Sakire Aydemir auf. Wie lange eine Lerntherapie nötig ist, kann die Therapeutin nicht beantworten: „Die Kinder geben selbst Signale wenn sie soweit sind und wieder selbstständig arbeiten können. Ihre Noten in der Schule werden besser und sie sind selbstbewusster.“

„Man muss den Menschen als Ganzes betrachten“

Sakire Aydemir hat viel Power oder vielmehr Energie. Den Menschen als Ganzes zu betrachten fällt der Füssnerin nicht schwer. Im Gegenteil. Sie will wenn möglich alles verstehen können. Ausbildungen zur Reiki-Meisterin gehörten ebenso dazu, wie die  Ausbildung für die EFT-Klopfakupressur, die an die Akupunktur-Tradition der Chinesischen Medizin anknüpft, mit dem Unterschied, dass keine Nadeln verwendet werden. Stattdessen wird mit den Fingerspitzen auf bestimmte Meridianpunkte geklopft, wodurch der Energiefluss des Körpers positiv beeinflusst wird. Als Krankenschwester weiß sie, dass neben der Schulmedizin alternative Therapieformen für das Wohlbefinden eines Menschen beitragen können.

Text: Sabina Riegger · Bild: Sandra Plößer

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