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Ein Sport für alle

Curling muss bleiben

Dem Deutschen-Curling Verband (DCV) sollen Fördermittel des Bundesinnenministerium vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gestrichen werden, obwohl der DCV olympischer Fachverband ist. Darüber sprachen wir mit einigen Personen rund um Füssen, die sich für diesen Sport engagieren. Ebenso sprachen wir mit dem 1. Bürgermeister der Stadt, Paul Iacob.

Roland Jentsch, der 1. Vorsitzende des Curling Club Füssen, kann nicht verstehen, dass sich die finanzielle Förderung olympischer Sportarten am Medaillenspiegel orientieren soll, so wie man es früher von den Ostblockstaaten her kannte. Der olympische Gedanke sollte hier weiterhin eine Rolle spielen, denn die Jugend lässt sich in diese Sportart gut einbringen. Ein positives Beispiel sei Korea. Obwohl es sich für die Olympischen Spiele nicht qualifiziert hatte, wird Curling dort mit einer sehr hohen Summe gefördert. Deshalb konnten koreanische Curler auch drei Wochen lang im Stützpunkt Füssen trainieren. Der Vorsitzende hofft, dass es trotz allem in Füssen positiv weitergeht, da der Stützpunkt unbedingt erhalten werden sollte. Auch die qualifizierten Trainer müssen bleiben, garantieren sie doch eine hervorragende Ausbildung der Sportler.

Holger Höhne engagiert sich als Nachwuchstrainer beim Curling Club Füssen. Er errang zwölf Mal die Deutsche und zwei Mal die Europameisterschaft.
Die Aufbauarbeit besonders für die Nachwuchs-Curler ist seit drei Jahren auf einem sehr guten Weg. Dazu brauchen wir aber weiter eine finanzielle Unterstützung, denn sonst werden die internationalen Anschlussmöglichkeiten des deutschen Curlings verbaut. Gerade in der Jugendarbeit zeigen sich die Verantwortlichen in Füssen rührig. So gibt es  donnerstags von 16.30  – 18 Uhr ein Schnuppercurling, zu dem jeder herzlich eingeladen ist. Auch die Schüler der 3. und 4. Grundschulklassen werden jedes Jahr zum Schnuppern empfangen, denn der Sport fördert Konzentration, Koordination und Teamfähigkeit. Beim letzten Mal kamen rund 200 Kinder, die mit  Freude das Curling ausprobierten.

Dem vierzehnfachen Deutschen und zweifachen Europameister Andy Kapp stellt sich die Frage, wie man denn ohne Förderung an die Weltspitze gelangen soll. Die Sportart Curling bereite dem DOSB ohnehin die geringste Belastung. Außerdem gibt es keine klaren Kriterien, wie denn nun der Erfolg einer Sportart bei der Verteilung von Fördermitteln sichtbar gemacht werden soll. So entschuldigte er sich auch mit einem gewissen Sarkasmus bei einer Sportausschusssitzung im Bundestag offiziell für das nicht so gute Abschneiden der Curler bei der letzten Olympiade. Dabei ist er sehr stolz darauf, in der Vergangenheit mit seinem Team insgesamt 18 Medaillen errungen zu haben.  Er möchte endlich aus der Rechtfertigungsecke herauskommen,  um sich wieder voll und ganz den sportlichen Aufgaben widmen zu können. Es kann doch nicht sein, dass es Sportarten gibt, die sehr gut gefördert werden und eine andere Sportart dafür „platt gemacht“ wird. Schließlich stehe man am Existenzminimum. Man kämpfe auch um einen Bundestrainer, um ganz oben mitmischen zu können. So aber sei in den letzten Wochen viel Vertrauen verspielt worden. Die Folge: Es gingen auch Sponsoren.

Bürgermeister Paul Iacob findet die Streichung der Fördergelder ebenfalls unmöglich, denn der Deutschlandstützpunkt in Füssen wurde aus Steuergeldern der Stadt, des Freistaates Bayern und des Bundes aufgebaut. Wird Curling nun nicht mehr gefördert, steht seine ganze Existenz auf dem Spiel. Man weiß nicht, wie er künftig genutzt werden kann. Für Iacob ist es ohnehin nicht nachvollziehbar, mit welchen kurzfristigen Entscheidungen in diesem Land Sportpolitik betrieben wird: Wenn ein Team, das in dieser Sportart Weltmeistertitel erobert hat und lediglich bei einer Olympiade nicht in  Medaillenform war, in dieser Weise abgestraft wird, ist das in keiner Weise akzeptabel. Gerade nun müsste diese Sportart gefördert werden, um wieder oben mitmischen zu können, denn das sportliche Potential ist ja da.

Kurz nach seiner Darstellung erhielt Iacob in sein Büro via E-Mail eine hoffnungsvolle Perspektive: Die sportpolitische Sprecherin im Deutschen Bundestag, Michaela Engelmeier, ließ mitteilen, dass dem Sporthaushalt 2015 weitere 15 Millionen Euro zur Verfügung stehen. So erhofft sich der Rathauschef, dass nach der Aufstockung der Sportförderung auch der Curlingsport davon profitieren kann und der
Füssener Stützpunkt damit gesichert wird.

Text · Bilder: Winfried Gössler

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