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„Alle in einem Boot“

Ruderclub Füssen feiert 40 Jahre

Im Jahr 1970 erwarb der Jurist Dr. Günter Düstersieck vom Passauer Ruderverein den Gig-Doppelzweier und begann das Rudern auf dem Forggensee. Vier Jahre später gründeten er und einige weitere Ruderbegeisterte den Ruderclub Forggensee. Das wurde jetzt, nach vier Jahrzehnten, von dem 140 Mitglieder starken Verein ordentlich gefeiert.

Recht zügig konnten die Ruderer den Bestand auf sieben Boote erweitern. Der bayerische Ruderverband schenkte ihnen den neuen Gig-Dreier „Forggensee“, weitere gebrauchte Boote kamen hinzu. 1990 war man bereits auf 40 Mitglieder angewachsen. Vom provisorischen Bootshaus in Dietringen aus ging es auf Wanderfahrten auf der Donau, aber auch zu bayerischen und österreichischen Seen. Und sogar in die Schweiz, nach Dänemark und Spanien führte der Rudersport die Mitglieder.

1984 zogen die Ruderer in das neue Bootshaus in der Roßhauptener Mang-Mühle um. Zwei Vorsitzende zogen aus beruflichen Gründen weg, sodass 1994 der Sportlehrer Peter Track im Rahmen seiner Tätigkeit an der Füssener Johann-Jakob-Herkomer-Realschule als Vereinschef die Jugendarbeit intensivierte. 1997 dann das neue Glanzlicht: Nach enormem Einsatz vieler Ruderer konnte man das eigene Bootshaus in Ehrwang einweihen. Damit war das Rudern im Allgäu in aller Munde.

Der heutige 1. Vorsitzende Joachim „Ström“ Maier lenkt die Vereinsgeschicke nun seit zwölf Jahren. Der ehemalige Rennruderer aus Heidelberg gewann in seiner aktiven Zeit von 1974 bis 1982 deutsche und internationale Meisterschaften, siegte bei der Rotsee-Regatta im schweizerischen Luzern und holte Bronze- und Silbermedaille bei der Studenten-Weltmeisterschaft 1980 im oberitalienischen Mailand. 2005 folgte die Premiere der König-Ludwig-Ruderregatta auf dem Forggensee. Im gleichen Jahr nahmen Vereinsmitglieder an der international besetzten Roseninsel-8er-Regatta teil.

Großartige Erfolge

Ab 2010 waren nicht mehr nur die Erwachsenen erfolgreich. Die gewannen damals die Langstrecken-Regatta „Prienathon“, die alljährlich auf zwölf Kilometern rund um die drei Chiemseeinseln führt. Seit dem neuen Jahrzehnt baute der Verein die Jugendarbeit weiter aus. Erstmals führte ein spezifischer Anfängerkurs Jugendliche in die Welt des Ruderns ein. Die erste nationale Meisterschaft für den Forggenseeclub fuhr Katharina Diekmann ein beim Bundesfinale des österreichischen Schulruderwettbewerbs auf der Regatta-Strecke im oberösterreichischen Linz im Doppelvierer über 500 Meter.

Solche Erfolge kommen nicht von ungefähr. 2011 baute der scheidende Jugendtrainer Thomas Hugenschmidt eine homogene Jugendmannschaft auf, elf Ruderer im Alter von zwölf bis 13 Jahre. Jörg Ferdinand übernahm diese Jugendlichen und schickte sie im gleichen Jahr auf die Prienathon. 2012 schließlich konnte der Ruderclub zu den drei Trainern in Kurt Wiese einen Chef-Ausbilder mit Trainerschein C gewinnen.

Rudern – ein Ausdauersport

Der Hochleistungssport befindet sich im Aufbau. Und der praktizierte Breitensport fördert nicht nur die Fitness. Die hochwertige und kontinuierliche Jugendbetreuung stärkt den Mannschaftsgedanken und stärkt die Sozialkompetenz. Fitness und Erfolg werden positiv erlebt. Und die Bewegung in der Natur, bei Wind und Wetter sind ein guter Ausgleich zu Schule und Computer. Der Club hat im Laufe der Jahre eine aktive Zusammenarbeit aufgebaut mit den Gymnasien in Füssen, Hohenschwangau, Reutte und der Realschule Füssen.

Derweil befassen sich die Sportmediziner auf hohem Niveau mit verschiedenen Sportarten, unter anderem mit dem Rudern. Bei den „Enzensberger Sportmedizin-Tagen“ vermitteln Fachklinik und Ruderclub die Fortbildung, die für die Zusatzqualifikation als Sportmediziner notwendig ist. Dabei kommt bei den Spezialkisten zum Tragen, was der Ruderclub Forggensee als Breitensport betreibt: Die derzeit 40 zwischen 25- und 70-Jährigen Mitglieder der Breitensportgruppe  beginnt regelmäßig im Frühjahr in so genannten Vierer-Gig-Booten, wobei pro Boot ein erfahrener Ausbilder zur Verfügung steht.

Rudern befähige dazu, den modernen Alltag zu bewältigen, ist sich Maier sicher. Es gebe Kraft, Ruhe, Gleichgewicht, Koordination, Ausdauer, Teamgeist, Konzentration und zielgerichtete Freude am Wettkampf. Rudern sei ein Ausdauersport, der die Gelenke schone. Er fördere die einzelnen Muskelgruppen, sei gut bei Hüftar-trose, stütze Herz und Kreislauf und wirke prophylaktisch als Gegenkraft zu sitzenden Tätigkeiten. Das Natur-Erleben werde gestärkt, körperliches und psychisches Wohlbefinden gesteigert und es vermittle soziale Kontakte. Was besonders schön ist und gekrönt wird, wenn es wieder einmal heißt: Auf geht´s  zum Vogalonga-Ruderer-Treffen. Da gehen rund 6000 Teilnehmer in 1600 Booten auf eine 30 Kilometer lange Strecke. Ach ja: Wo? Von Venedigs Canale Grande hinaus in die Lagune, vorbei an einigen Inseln und zurück zum Markusplatz. Ein Traum…

Text · Bild : Josef Sontheim

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