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Giftpflanzen im Garten – schön, aber gefährlich

Viele, farbenfrohe Pflanzen, die in unseren Gärten wachsen, können nicht nur für Kinder und Tiere, sondern auch für uns selbst ein hohes Gefahrenpotential bieten. Hier heißt es, genau zu überlegen, was man anpflanzt, um Risiken zu vermeiden. Gerade schöne leuchtende Beeren sind sehr verführerisch. Aber natürlich können sich diese Gewächse auch ganz ohne unser Zutun in unsere Wiesen und Gärten „einschleichen“!

Oft sind sehr wichtige Arznei- oder Heilpflanzen unter ihnen, die aber aufgrund ihrer starken Wirkung nur in die Hände von Fachleuten gehören. Teilweise werden sie daher nur in homöopathischer Form angewandt. Also bitte keine Experimente, welcher Art auch immer.

FA_07_14_giftpflanzen02Blauer Eisenhut, Sturmhut
(Aconitum napellus)

Er wird häufig in Bauerngärten gesehen, blüht von Juni bis August, ist aber die giftigste Pflanze Europas! Die Wurzel ist neunmal giftiger als das Kraut, bereits zwei Gramm sind abslolut tödlich. Aber auch die oberirdischen Teile sind nicht zu unterschätzen, da selbst die Berührung mit der intakten Haut zu Vergiftungserscheinungen führen kann. Daher nur mit Handschuhen anfassen. Ein Wedel, von einem Kleinkind verzehrt, führt ebenfalls unweigerlich zum Tode. Noch giftiger ist der gelbe Eisenhut, auch Wolfseisenhut genannt. Der Wirkstoff Aconitin, ein Alkaloid, wirkt erst erregend, dann kommt es u.a. zu Krämpfen, Herzrhythmusstörungen, Kreislaufzusammenbruch und schlussendlich zum Tod. Verwendet wird der Eisenhut trotzdem gar nicht so selten, aber eben homöopathisch, sprich in sehr verdünnter Form. Klassische Anwendungsbereiche sind u.a. Fieber, Schock, Schreck, Panik und alle Beschwerden, die akut und plötzlich kommen und entzündlicher Art sind. Auch ein Öl zur Einreibung bei Nervenschmerzen und Ohrentropfen ist bewährt.

FA_07_14_giftpflanzen03Roter Fingerhut
(Digitalis purpurea)

Die Giftpflanze des Jahres 2007, eine beliebte Zierpflanze in vielen Gärten und von Juli bis August blühend, ist in allen Teilen hochgiftig. Bereits der Verzehr von 2-3 Blättern (2,5 Gramm) kann tödlich enden. Symptome einer Vergiftung sind Herzrhythmusstörungen (wogegen er auch im arzneilichen Sinne wirksam ist), Übelkeit, Erbrechen Sehstörungen und Halluzinationen. Der Puls kann bis auf nur noch 20 Schläge pro Minute sinken. Schließlich erfolgt der Herzstillstand. Weil die Blüten so dekorativ sind, sind besonders spielende Kinder sehr gefährdet, da sie sich die gerne in den Mund stecken. In der Medizin werden Digitalispräparate bis heute zur Behandlung von Herzmuskelschwäche, Kräftigung des Herzschlags und bei bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Allerdings ist die Dosierung nicht ganz unproblematisch, da die Wirkstoffe Digoxin und Digitoxin relativ lange im Körper verweilen und daher der Grad zwischen wirksamer und tödlicher Dosis recht schmal ist.

FA_07_14_giftpflanzen01Tollkirsche
(Atropa Belladonna)

Auch diese Pflanze aus der Familie der Nachtschattengewächse mit ihren kirschgroßen, dunklen Beeren hat es in sich: Bei Kindern kann bereits der Verzehr von 3-5 Beeren tödlich enden, für Erwachsene gelten 10-20 Beeren. Die Vergiftungserscheinungen sind Gesichtsrötung, Pulsbeschleunigung, Bewusstseinsstörungen und Tobsucht – daher der Name „Toll“kirsche – gefolgt von Bewusstlosigkeit und Atemlähmung. Der Wirkstoff Atropinsulfat ist ebenfalls ein wirksames Antidot = Gegenmittel bei Vergiftungungen mit Pflanzenschutzmitteln – u.a. mit dem berühmten „E 605“. In der Homöopathie ist die Belladonna auch eine sehr wichtige Pflanze: bei fieberhaften Entzündungen der Atemwege, der Mandeln und bei Kopfschmerzen, ferner bei Magengeschwüren, sowie bei Gicht und Rheuma, um nur einiges zu nennen.
Zu den Nachtschattengewächsen, die allesamt ein gewisses giftiges Potential haben, gehört übrigens auch die Kartoffel!  Giftig sind die oberirdischen Pflanzenteile, z.B. Kraut, Blüten und Beeren. Also bitte Vorsicht, wenn Sie Kartoffeln anbauen und Kinder haben. Natürlich können die normalen Speisekartoffeln ohne grüne Partien, Augen und Keime gekocht unbedenklich verzehrt werden!

FA_07_14_giftpflanzen04Eibe
(Taxus baccata)

Die Eibe ist in allen Pflanzenteilen äußerst giftig mit Ausnahme des fleischigen, roten, sogenannten „Arillus“. Die  für den erwachsenen Menschen tödliche Dosis liegt bei ungefähr 1mg des Eibengiftes pro kg Körpergewicht! Besonders für Kinder sind die roten, süßlich schmeckenden Früchte sehr verführerisch. 30-90 Minuten nach dem Genuss treten mit Pupillenerweiterung und geröteten Lippen erste Vergiftungserscheinungen auf. Bronchialkrämpfe sowie Atem- und Kreislaufversagen führen nach 90 Minuten bis zu 24 Stunden nach der Einnahme zum qualvollen Tod durch Zusammenziehen der Kehle.
Deshalb sollten Eiben niemals in Hausgärten, auf Schulhöfen oder in der Nähe von Spielplätzen gepflanzt werden. Auch Tiere, insbesondere Pferde, knabbern gerne an Eiben und vergiften sich auf diese Weise. Der beliebte Bärlauch, besonders, wenn er noch nicht blüht, kann leicht mit sehr giftigen Pflanzen verwechselt werden, wenn man nicht gut aufpasst. Hier ist zwar u.a. der Geruch ein Unterscheidungsmerkmal, doch sobald man den charakteristischen Duft erst einmal an den Händen hat, ist es nicht mehr so einfach zu sagen, ob er jetzt wirklich von den abgepflückten Blättern stammt oder nicht. Verwechslungen können u. a. entstehen mit dem

FA_07_14_giftpflanzen05Maiglöckchen
(Convallaria majalis)

Es enthält zahlreiche Giftstoffe, die in den Blättern, besonders aber auch in den Blüten und in den roten Früchten enthalten sind. Zwar werden Präparate mit Maiglöckchen auch bei altersbedingten Herzerkrankungen eingesetzt – natürlich in spezieller Dosierung unter ärztlichlicher Aufsicht – ansonsten kann es sehr leicht zu einer Reizung der Schleimhäute, zum Speichelfluss, zu Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall, Erschöpfung und im schlimmeren Fall zu verlangsamter Atmung bis zum Herstillstand kommen. Auch sehr gefährlich sind Verwechslungen mit der Herstzeitlose (Colchicum autumnale). Sie blüht zwar erst, wie der Name schon sagt, wunderschön violett im Herbst, aber im Frühjahr erscheinen ihre jungen Laubblätter. Präparate aus der Herbstzeitlosen werden zur Behandlung eines akuten Gichtanfalles eingesetzt. Die ganze Pflanze ist aber hoch giftig, besonders die Knollen und Samen, aber bereits eine Handvoll gepflückter Blätter, aus Versehen statt Bärlauch geerntet, können zu tödlichen Vergiftungen führen! Unterscheidungsmerkmale sind, Blattstruktur etc.

Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl heimischer Giftpflanzen, soll Sie aber einfach etwas sensibilisieren, zu sehen, was so um Haus und Hof wächst.

Text: Apothekerin Simone Wagner
Bilder: Fotolia

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