Menschen

Katholisch-Evangelische Sozialstation geht neue Wege

Im Dr. Elisabeth-Seif-Haus wird auch eine ambulant betreute Wohngemeinschaft angeboten

Mit dem Dr. Elisabeth Seif Haus setzt die Kath.-Evang. Sozialstation in Füssen der Namensgeberin ein ehrendes Denkmal. Ihrem Wunsch entsprechend wird dieses Haus für ältere, hilfsbedürftige Menschen errichtet. Mit dieser Einrichtung erweitert die Sozialstation ihr Leistungsangebot und bietet alternative Wohnformen für Senioren an.

Im Dachgeschoss entstehen drei barrierefreie Wohnungen für „Betreutes Wohnen“. Alle Wohnungen haben eine Dachterrasse mit Bergblick. Im zweiten Obergeschoss entsteht eine sogenannte „Hausgemeinschaft“. Miteinander aktiv zu sein – und dennoch  sein eigenes Leben zu führen und sich im eigenen Haushalt selbst zu versorgen, ist der Grundgedanke dieser Wohnform.
Das erste Obergeschoss bietet  für neun Mieter eine Wohnmöglichkeit in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft.Ein sogenannter „Rundlauf“  bietet den Bewohnern Bewegungsfreiraum. Die Wohngemeinschaft wird durch eine 24 Stunden Präsenzkraft in ihrem Tagesablauf unterstützt.
Im Erdgeschoss entsteht eine Tagespflege für 20 Personen. Die Räumlichkeiten sind auch auf die Betreuung von demenziell erkrankten Personen ausgerichtet. Ein Rundlauf sowie ein großer Demenzgarten kommen dem Bewegungsdrang der Personen entgegen. Der große Gemeinschaftsraum mit integrierter Küche lädt zu gemeinsamen Aktivitäten ein.

Ambulant betreute Wohngemeinschaft

Eine Besonderheit ist die ambulant betreute Wohngemeinschaft. Sie kann eine Alternative zu stationärer Versorgung bieten. Hier ist ein selbst bestimmtes Leben mit anderen Menschen in privater Atmosphäre möglich. Wer gerne mit anderen Menschen in Kontakt ist und Freude am Zusammenwohnen hat, wird sich in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft wohl fühlen. Hier finden Menschen, die aus körperlichen beziehungsweise psychischen Gründen, einer eingeschränkten Alltagskompetenz oder einer Demenzerkrankung Betreuung und Pflege benötigen, eine alternative Wohnform. Sie haben zum Rückzug in die Privatsphäre ein eigenes Zimmer, das mit vertrauten Möbeln ausgestattet ist. Wohnküche und Wohnzimmer werden von allen gemeinsam genutzt. Hier wird Selbstbestimmung gelebt: In einem gemeinsamen Gremium beschließen die Mieterinnen und Mieter, welchen Pflege- und Betreuungsdienst sie wählen, wie sie den Tagesablauf gestalten  (Einkaufen, Kochen, Essen sowie Freizeitaktivitäten) und ihre Wohngemeinschaft organisieren. Sollten sie das für sich nicht mehr uneingeschränkt können, liegt es in der Verantwortung der Angehörigen beziehungsweise der gesetzlichen Betreuerinnen und Betreuer, sie hierbei zu unterstützen.

Fragen an die Koordinatorin der ambulant betreuten Wohngemeinschaft Bettina Odenwäller

FA_05_14_sozialstation02Welche Kriterien müssen von einer interessierten Person erfüllt werden, um in einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft zu leben?
Grundsätzlich ist jeder Interessent geeignet, solange keine medizinischen Gründe entgegenstehen und eine Teilhabe am Gemeinschaftsleben somit noch möglich ist. Es wird gewünscht, dass sich die Teilnehmer möglichst lange aktiv mit eigenen Ideen, Wünschen und Handeln in die Gemeinschaft und gemeinschaftlichen Aufgaben einbringen. Eine Gemeinschaftsfähigkeit, Toleranz, grundsätzliche Hilfsbereitschaft und die Akzeptanz anderer Befindlichkeiten ist von großem Vorteil.

Können sozial schwache Interessierte dieses Angebot auch nutzen? Wenn ja, wer kommt für die Kosten auf?
Die Wohnform einer WG ist nicht generell billiger, nur weil sie eine familiäre Struktur hat. Einer Aufnahme von sozial schwächeren Interessenten spricht generell nichts entgegen. Da diese Wohnform aber momentan noch recht neu ist, sind die Sozialhilfeträger auf eine Übernahme der Kosten noch nicht eingestellt.  Es wäre also immer im Einzelfall zu prüfen, ob die zuständige Gemeinde oder die Sozialhilfestelle des Landratsamtes in Marktoberdorf bereit wäre, die Kosten zu tragen oder anteilig zu bezuschussen.

Welches ist das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen der ambulant betreuten Wohngemeinschaft und einer stationären Einrichtung, wie zum Beispiel ein Seniorenheim?
Der wesentliche Unterschied ist die zum einen sehr viel kleinere Gruppe – in diesem Fall neun Personen – und die Möglichkeit, bis ins hohe Alter noch aktiv an der Gestaltung der Abläufe und des häuslichen Umfeldes mitzuwirken und die Strukturen den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner anzupassen und zu optimieren.
Die Senioren-WG des Dr.-Elisabeth-Seif-Hauses steuert einer Vereinsamung der Bewohner entgegen, da durch Hilfestellungen der anderen Mitbewohner oder Angehörigen und einer 24-Stunden-Präsenzkraft (falls gewünscht) eine familiäre Atmosphäre entsteht, Sicherheit vermittelt wird und eine nötige Zuwendung direkter und intensiver gegeben werden kann.

Text · Bild: Sabina Riegger

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