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„Das Boot ist am Kentern“

Die Zusammenarbeit ist schon lange keine mehr

Als Paul Iacob 2008 zum Bürgermeister gewählt wurde, schienen alle in einem „Boot“ zu sitzen. Jetzt ist das Boot am kentern und eine Zusammenarbeit mit dem amtierenden Bürgermeister scheint seitens der CSU nicht mehr möglich zu sein. „Es war nie unser Ansinnen, den Bürgermeister zu blockieren. Wir wollten mit ihm zusammenarbeiten. Allerdings hat uns Iacob verlassen und nicht wir ihn“, so CSU Vorsitzender, Dr. Martin Beyer. In den letzten eineinhalb Jahren sei die Zusammenarbeit „gekippt“, so der Rehabilitationsmediziner. „Er hat uns eineinhalb Jahre lang nichts über das Allgäuer Dorf gesagt, nur so viel, dass am Schluss die Korken knallen werden“. Zum Knall kam es allerdings nur mit dem Allgäuer Dorf, das letztendlich verhindert wurde. Dass Füssen mehr kann, ist für Beyer ganz klar, „doch bitte mit Struktur und Klarheit und ohne Grauzonen. Wir wollen keine Selbstdarstellung, sondern Füssen nach vorne bringen“.

Bürgermeister Paul Iacob „Es geht hier nicht um Sympathie und Antipathie sondern um die Belange und Zukunft von Füssen. Das muss forciert werden.
Bürgermeister Paul Iacob
„Es geht hier nicht um Sympathie und Antipathie sondern um die Belange und Zukunft von Füssen. Das muss forciert werden.“

Dass der Wahlkampf kein Zuckerschlecken ist, bekommt man fast täglich mit. Keiner und jeder hat Recht. Da wird von Transparenzlosigkeit, von Heimlichtuerei und von Täuschung falscher Tatsachen gesprochen und zwar auf beiden Seiten. Es wird kräftig ausgeteilt wie bei einem Boxkampf. Für Bürgermeister Paul Iacob ist der Wahlkampf grundsätzlich eine wichtige Einrichtung, um die Bürger zu informieren, Profil zu zeigen und auch Vertrauen in die Politik zu bringen. „Es ist aber unabdingbar, dass man ehrlich und ohne Phantasieversprechen so einen Wahlkampf meistert“, so Iacob. Seit über 30 Jahren ist er in der Kommunalpolitik tätig. Es hat sein Leben geprägt. Dass Politik einen Menschen verändert ist Paul Iacob klar – „man wird vorsichtiger, härter und auch verletzlicher“, zählt er auf. Umso betrübter ist er mit der Zusammenarbeit mit den anderen Parteien und Gruppierungen. Er ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit grundsätzlich gut war „sonst hätten wir nicht so viel gemeinsam geleistet. Ich bin enttäuscht, dass man jetzt versucht, in den Wochen des Wahlkampfes alles zu zerreden. Füssen steht besser da denn je. Man kann sich dazu bekennen und sagen: Wir machen gemeinsam weiter, gebt uns eure Stimme. Es hat ja jede Gruppierung mitgewirkt und vor allem entschieden“, plädiert der Rathauschef.

Dr. Martin Beyer „Für mich hat Paul Iacob in den letzten eineinhalb Jahren genügend zweite Chancen gehabt, die er nicht genutzt hat. Er hat sie einfach versemmelt“.
Dr. Martin Beyer
„Für mich hat Paul Iacob in den letzten eineinhalb Jahren genügend zweite Chancen gehabt, die er nicht genutzt hat. Er hat sie einfach versemmelt“.

Beyer sieht das völlig anders. Er spricht davon, dass Paul Iacob die Kompetenz seines Stadtrates einfach untergraben hat, Informationen an seine beiden Vertreter nicht weiterleitet und vor allem Schnellentschlüsse im Stadtrat einfordert. Für den Bürgermeister ist das pure Übertreibung und er legt gleich Fakten auf den Tisch. Für ihn geht es nicht um Sympathie und Antipathie, sondern vielmehr darum was bewegt wird. Iacob merkt an, dass die meisten Kritiken von jenen kommen, die beispielsweise bei 36 Sitzungen nur an 16 teilgenommen haben. – „und dann beschweren sie sich, dass sie nichts gewusst haben, dass ein Wirthensohn nach Füssen kommt“. Dass die Arbeit mit dem Stadtrat nicht immer einfach ist, ist für den dem SPD-Kommunalpolitiker ganz klar.  „Aber das ist auch normal – weil man muss ja gebündelte Ziele finden und gemeinsam zusammenarbeiten. Es sind ja verschiedene Menschen mit verschiedenen Vorstellungen. Das war immer so und es wird auch immer so bleiben“.
Paul Iacob sieht sich als Teamplayer, weil er sich bewusst ist, dass man nur im Team eine gute Leistung bringen kann – „aber das Team muss sich auch zusammenfinden und in einer Richtung zusammenarbeiten“, so sein Anliegen.

Weiterhin für Füssen da sein

Ob er weiterhin Füssens Bürgermeister bleiben will, steht für ihn außer Frage. Die Vorwürfe, dass er nicht genügend Transparenz zeigt, wischt er mit einer Handbewegung fort. „Ich kann nur so viel Transparenz anbietewn, wie man es annehmen will. Ich kann niemanden zwingen, sich die Satzungsunterlagen oder Informationen durchzulesen. Es muss auch ein wenig Eigeninitiative da sein.“ Beyer kann das gar nicht verstehen. „Das mit dem Intranet ist wirklich ein Gag. Die Einführung des Intranets war eine gemeinsame Idee der Freien Wähler und uns, weil wir gehofft haben, so effektiver arbeiten zu können. Wir können uns nur dann mit Themen beschäftigen, die uns auch vorliegen – dann könnten wir auch recherchieren. Wir wollen vernünftig arbeiten können und wollen keine Schnellschüsse mehr entscheiden müssen – damit ist jetzt Feierabend“.

Text: Sabina Riegger, Bilder:privat

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