Menschen

Michael Keller: „Ausruhen dürfen sich andere“

Seit 10 Jahren an der Spitze des Tourismusverbands Tannheimer Tal

Er selbst nennt sich einen „Netzwerkler“, der ein gutes Team braucht, „denn ohne das geht gar nichts“, sagt er immer wieder. Als Sportler hat er gelernt, was Ausdauer bedeutet und den inneren Schweinehund zu besiegen, wenn man kurz davor ist, etwas hin- zuwerfen. „Der isch zach“, sagen die Tiroler über solche Menschen, die sich durchbeißen und zäh sind. Die Tiroler sind sparsam mit Komplimenten und wenn sie eines sagen, dann beschreiben sie vielleicht einen Charakterzug. Für Michael Keller ist das ein Kompliment.

Als er seine Lehre zum Maschinenschlosser anfing, wusste er noch nicht, dass ihn die Faszination Bewegung nicht nur im sportlichen Bereich begleiten würde, sondern auch im beruflichen. Bewegung war nämlich auch hier angesagt. „Nebenberuflich wurde ich Journalist für die Zeitung im Außerfern. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht“, blickt er heute zurück. Fotografieren ist eines seiner Hobbys. „Die Bewegung beim Sport einzufangen fasziniert mich immer noch“. Seine Bilder haben Esprit – es sind Momentaufnahmen größter Freude, Kampf und Niederlage. „Man muss Herausforderungen annehmen und sich Neues trauen“, ist sein Lebensmotto. Neun Jahre lang ist er aktiv Radrennen gefahren. 15.000 Kilometer pro Jahr und 50 Rennen waren normal – „der Sport hat mich relativ lang geprägt“, so Keller. 1989 organisierte er sein erstes Mountainbike- rennen. Dann holte er die Österreich-Radrundfahrt und den Tourstart nach Reutte. Zweimal war er Koordinator bei der Deutschlandtour und einmal bei der Bayernrundfahrt. Die Mountainbike-Rennen in Lermoos und Schattwald, wo Weltranglistenpunkte und Austria-Cup Punkte vergeben wurden, trugen auch Kellers Handschrift. 2002 organisierte Michael Keller dann zum ersten Mal den Ski-Trail, der jedes Jahr nicht nur Tausende von Besuchern ins Tannheimer Tal bringt, sondern auch prominente Skilangläufer und solche, die es werden wollen.

Berufliche Horizonte
Sein Wissen rund um das Thema Rad brachte Keller ein ganz interessantes Angebot. Er wurde 1997 bis 2001 Bundestrainer beim österreichischen Radsportverband. „Der Radsport war sicherlich für mich die Chance, um mich zu verändern“, so der Familienvater, der seit 18 Jahren Lehrbeauftragter bei der Sportakademie in Innsbruck ist. „Ich unterrichte spezielle Trainingslehre und die praktisch-methodischen Übungen, Tourenplanung, spezielle Bewegungslehre – das sind einige Kurstage im Jahr“. Beruflich ging es mit Michael Keller weiter in der Politik. Drei Jahre lang war er Bezirksgeschäftsführer bei der ÖVP (Österreichischen Volkspartei) in Reutte. Eine interessante Tätigkeit, die ihm wieder andere Blickwinkel aufzeigte.

„Hier sind meine Wurzeln“
Seit 10 Jahren ist der Radsportler nun Geschäftsführer des Tourismusverbandes Tannheimer Tal. „Tourismus ist für mich eine Riesenpalette an Herausforderungen und Faszination. Es ist vielfältig und vor allem, man lernt nie aus“. Der begeisterte Touristiker ist mit der Region verwurzelt. „Man muss die Menschen, die hier leben, verstehen.  Es ist wichtig, dass wir Respekt untereinander haben, dann funktioniert alles besser, weil wir ein gemeinsames Ziel haben: Unsere Region touristisch aufzuwerten“. Der Touristiker sieht vieles aus einem anderen Blickwinkel. „Ich bin immer Touristiker, man kann es nicht wirklich ablegen, selbst nicht in der Freizeit. Wenn ich im Urlaub bin oder bei einer Veranstaltung, nehme ich immer Ideen mit und suche das Gespräch“. Das Tannheimer Tal steht gut da. Es wurde drei Mal als beliebteste Wanderregion Österreichs gewählt und als beste Tourismusregion von „Top of the Mountains“. Auszeichnungen, die sicherlich auch Michael Keller zu verdanken sind. Ausruhen will sich der Vilser allerdings nicht: „Es gibt noch viel zu tun und ich freue mich auf diese Aufgaben“, so Keller. „Ausruhen dürfen sich andere“.

Steckbrief:

Beruf: Geschäftsführer Tourismusverband Tannheimer Tal
Was mag ich an anderen: Geradlinigkeit
Was ich an anderen nicht mag: … wenn man nicht auf dem Punkt kommt
Meine Schwäche: Ich glaube, andere müssen das beurteilen
Meine Stärken: Eine gewisse Zielstrebigkeit
Mein Vorbild: das sind interessante Menschen
Was mir in der Familie wichtig ist: das ist die Gesundheit. Solang alle gesund sind, ist alles in „Butter“ – alles andere lässt sich irgendwie machen oder erledigen.
Mein Lieblingsessen ist: fast alles, ich bin nicht „hoakl“
Meine Lieblingsdestination: ganz klar meine Heimat. Wir wohnen, wo andere Urlaub machen. Es fehlt uns an nichts.
Meine große Liebe gilt … dem Radsport
Wenn ich Politiker wäre, würde ich folgendes verändern … das Gesagte einhalten
Die touristische Zusammenarbeit mit dem Allgäu ist deshalb wichtig, weil … wir eine Region sind. Spätestens seit dem die Grenzen weg sind, ist es für den Gast nicht mehr klar erkennbar, wo er gerade ist.

Text : Sabina Riegger · Bilder:privat

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