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Gefährlicher Schlaf – die Schlafapnoe

Wenn die Müdigkeit Folgeerkrankungen mit sich zieht

Schnarchen Sie nachts? Hat Ihnen schon jemand gesagt, dass Sie während des Schlafes Atempausen haben? Sind Sie morgens nach dem Erwachen müde und abgeschlagen? Haben Sie nach dem morgendlichen Erwachen häufig Kopfschmerzen? Sind Sie tagsüber ausgesprochen müde, schlafen Sie häufiger auch tagsüber ein? Dann könnten das Hinweise für eine Schlafapnoe sein. Bei der Schlafapnoe sind die Atemwege der Betroffenen so verengt, dass die Atmung nicht nur deutlich erschwert ist, sondern sogar vollständig aussetzt. Dieser Atemstillstand kann von zehn Sekunden bis zu einer Minute dauern.

Diese bei rund fünf Prozent der Bevölkerung (ca. vier Millionen Menschen in Deutschland) auftretende Erkrankung wurde früher selbst in Schulmedizinerkreisen nicht immer ernst genommen. Heute weiß man um die Bedeutung der potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung, die oft Ursache für eine Vielzahl von Folgerkrankungen wie Bluthochdruck oder Schlaganfall ist.

Ursächlich für die Schlafapnoe ist die Entspannung und Erschlaffung der Muskeln des weichen Gaumens, der sich zwischen Zungenansatz und Gaumenzäpfchen befindet, im Schlaf. Das heißt, die Atemwege fallen zu, der Betroffene bekommt keine Luft mehr. Als Folge davon kommt es zu kurzen Weckreaktionen mit Anstieg der Muskelspannung. Der Körper ist in Alarmstellung. Er stößt so viel Adrenalin aus, gleichzustellen mit einem sportlichen Wettkampf, dass der Betroffene wieder anfängt zu atmen. Der Körper arbeitet mit Volldampf, um alle Funktionen wieder aufrecht zu erhalten. Denn während der Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut, das Herz muss verstärkt arbeiten, um den Sauerstoffbedarf im Körper zu decken. Die Folge davon sind: erhöhter Blutdruck und Herzrhythmusstörungen. „Durch die Unterversorgung des Sauerstoffgehalts wird auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zur zunehmenden Tagesschläfrigkeit mit Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, Zerstreutheit, Angstzuständen bis hin zu Depressionen. Auch Libidoverlust und Impotenz sind typische Beschwerden von Schnarchern mit Schlafapnoe“, erklärt der HNO Arzt Dr. Christoph Langer.

Ob man an Schlafapnoe leidet, kann der Arzt mittels einer Polysomnographie feststellen. Bei der ambulanten Polygraphie erhält der Patient ein mobiles Gerät, das er nach den Erläuterungen durch das medizinisch-technische Fachpersonal zu Hause selbst in der Lage ist anzulegen und für eine Nacht in heimischer Schlafumgebung zu tragen. Das Gerät zeichnet während des gewohnten Schlafes wichtige Körperfunktionen auf, die erste Hinweise auf die Ursache einer schlafbezogenen Atmungsstörung (SBAS) geben können. Anhand der Aufzeichnungen kann festgestellt werden, wie hoch die Sauerstoffkonzentration ist, wie viele Atemaussetzer da waren, lag der Patient links, rechts oder auf dem Rücken, die Herzfrequenz, die Bewegungen von Brustkorb und Unterleib während der nächtlichen Atmung sowie der Atemfluss über Mund und Nase. Manchmal ist es notwendig, dass der Patient in ein Schlaflabor kommt. Die nächsten Schlaflabore sind in Kempten, Schongau und Immenstadt.

Behandlung von Schlafapnoe
Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa 60 % aller Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) zu viele Pfunde auf die Waage bringen; umgekehrt ist die OSA bei übergewichtigen Menschen viermal häufiger als bei normalgewichtigen. Denn Fettpölsterchen setzen sich nicht nur am Bauch und an den Hüften an; auch die Zunge ist bei Übergewicht häufig dicker. Am Hals zu beiden Seiten des Rachens bilden sich bei gewichtigen Zeitgenossen ebenfalls Fettgewebspolster, die von außen auf den Rachen drücken, dadurch die Atemwege einengen und den Luftstrom behindern. In den allermeisten Fällen sind jedoch spezielle Therapieverfahren erforderlich wie zum Beispiel Überdruckbeatmung (CPAP-Therapie, continuous positive airway pressure). Dabei wird über eine individuell angepasste Nasenmaske ein kontinuierlicher positiver Druck den Atemwegen zugeführt. Durch den Beatmungsdruck werden die Atemwege offen gehalten, so dass sich Schlaf und Atmung wieder normalisieren können. Die Beatmung mit dem CPAP-Gerät ist eine physikalische Maßnahme und muss daher jede Nacht eingesetzt werden. Wird die Therapie konsequent benutzt, steigt die Lebensqualität der Patienten an. Das Problem dieser Therapieform ist die Akzeptanz: Nur etwa 70 Prozent der Patienten kommen mit dem Therapieverfahren mittel- bis langfristig gut zurecht.

Manchen Patienten kann mit individuell angepassten Protrusionsschienen für Ober- und Unterkiefer geholfen werden. Mit diesem technischen Hilfsmittel werden die Atemwege offen gehalten, indem Kiefer, Zunge und weicher Gaumen leicht nach vorn verlagert werden. Mit der Protrusionsschiene kann ein gleichwertiges Ergebnis erzielt werden. Kostenpunkt dieser Therapieform liegt bei 500 bis 1000 Euro.

Text: Sabina Riegger / Deutsches Grünes Kreuz
Bild: Dr. Christoph Langer

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