Menschen

Aufhören möchte er noch lange nicht…

Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt,
sondern durch Arbeit und Leistung.              (Albert Einstein)

Zweifelsohne gehört er seit vielen Jahren mit zu Füssens Persönlichkeiten. Seine Arbeit und Leistung prägen und begleiten ihn bis zum heutigen Tag und ganz sicherlich muss er nicht mehr durch schöne Reden geformt werden. Er ist, wie er ist… sein Charakter unverwechselbar sympathisch und voller Lebensfreude, sein Beruf ist immer noch seine Berufung – Dr. med. Heiko Thiele.

Als seine Mutter im Februar 1945 alleine mit zwei Kindern aus Posen nach Rieden am Forggensee kam, hatten sie es zu Beginn nicht leicht und die raue Allgäuer Mentalität zeigte sich den Neuankömmlingen gegenüber eher verschlossen. Das änderte sich zunächst auch nicht, als sein Vater kurze Zeit später vom Krieg zurückkehrte und im gleichen Ort eine Arztpraxis eröffnen wollte. „Mir ham seid Joar und Dag koan Dokter braucht, do brauched mir jetzt o koan“, war die damalige Meinung der Dorfbewohner.  Mit viel Ausdauer schaffte es sein Vater im Laufe der Jahre aber dennoch, das Vertrauen der Allgäuer zu gewinnen und sie als Allgemeinarzt und Gynäkologe zu betreuen. Für Heiko Thiele gab es nie ein anderes Ziel, als irgendwann einmal in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Bereits in der Zwergenschule Rieden stellte die Lehrerin damals schon eine ganz wichtige Begabung für seinen zukünftigen Berufswunsch fest, als sie zu ihm sagte: „Ich weiß ja, dass du Arzt werden willst, kannst du dich bitte trotzdem bemühen, etwas schöner zu schreiben“? Darüber schmunzelt er heute selber noch gerne, weil sich zum Leidwesen seiner Arzthelferinnen bis dato nichts geändert hat und er aber trotz der markanten Handschrift sein Abitur am Gymnasium in Füssen doch erstaunlich gut bestand. Nach seinen Prüfungen zog es Heiko Thiele nach München. Hier konnte er eine neue faszinierende Welt erleben. Das kulturelle Angebot und seine große Liebe zur klassischen Musik waren für ihn ausschlaggebend dort zu studieren. „Klassische Musik ist für mich der Ausgleich zu meinem beruflichen Alltag, da ich ja mit meiner körperlichen Einschränkung viele Hobbies und Sportarten nicht mitmachen kann“, erzählt er.  Genau an seinem 1. Geburtstag ließ ihn am 13.02.1945 ein Schaffner bei der Flucht aus Dresden im Gedränge auf die Bahnschienen fallen und er brach sich dabei zwei Wirbel, was allerdings erst viel später festgestellt wurde. Eine Verletzung mit gravierenden Folgen, denn die Wirbel wuchsen schief zusammen und eine komplizierte Operation musste Schlimmeres verhindern. Die Auswirkungen zeichnen sein ganzes Leben, auch wenn er sich nie etwas anmerken lässt und seine Behinderung immer mit einer Portion Thielschem‘ Humor ungewöhnlich gelassen nimmt.

Meistens mit einem Lächeln im Gesicht, fühlt er sich seit 1973 für das Wohlbefinden der Menschen verantwortlich. Mit unglaublichem Elan und einer bewundernswerten Ausdauer ist Dr. Heiko Thiele seither fast vierzig Jahren rund um die Uhr im Einsatz. Sein Tag beginnt in der Regel morgens um fünf, dann geht es erst einmal bei Wind und Wetter hinaus zu seinen Hausbesuchen, bevor er sich dem turbulenten Praxisgeschehen widmet. Urlaub ist für den sprachtalentierten Arzt eher ein Fremdwort, es sei denn, er bekommt einen Italienischkurs in Siena geschenkt, wie zu seinem 50sten Geburtstag, den er voller Freude mitgemacht hat. Aber auch das kommt letztendlich seinen Patienten zu Gute, wenn er sich mit ihnen in Französisch, Italienisch und Englisch verständigen kann. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit der Familie, die ihm neben seiner Arbeit das Wichtigste ist. Wenn seine drei Kinder Christian, Anja und Julia mit ihren Familien und den Enkelkindern bei ihm zu Hause sind und sich was rührt, fühlt er sich am Wohlsten. Das macht mich einfach glücklich und zufrieden“, sagt er mir voller Begeisterung und freut sich schon auf den nächsten gemeinsamen Familienurlaub. Dr. Heiko Thiele ist ehrenamtlicher Richter am Landessozialgericht, Mitglied im Lionsclub und Vertrauensmann der evangelischen Kirchengemeinde.

Im Februar ist im Hause Thiele aber erst einmal feiern angesagt, da ein großes Jubiläum vor der Türe steht, auf das sich alle schon ganz besonders freuen. Der Grund dieser Freude ist sein 70ster Geburtstag. Ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht: „Ruhestand…nein danke, wer rastet, der rostet und das will ich nicht“, lacht er verschmitzt.

Text · Bild: Tanja Hiebsch

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