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Uralte handgeschriebene Liednoten kamen ans Tageslicht

50 Jahre lang war das Gasthaus „Lamm“ in der Reichenstraße das Zuhause des Männerchores Liederkranz Füssen, bis 1998 das „Haus der Gebirgsjäger“ zum neuen Zuhause wurde. Beim Umzug dorthin musste stapelweise Notenmaterial verpackt und transportiert werden. In vielen Arbeitsstunden und mit großem Idealismus hatten der langjährige Notenwart Karl Karneth und sein Nachfolger Wolfried Zarnack dieses wertvolle Liedgut  eingeordnet und neu gelistet. Einzig diejenigen Noten, die als „Archiv“ bezeichnet wurden, blieben in Kartons verschnürt unbeachtet.

2011 erfolgte ein großer Notenumzug  in den „Kleinen Kursaal“, jetzt „Musiksaal“, der Stadt Füssen. Nun galt es für den neuen Notenwart Karl Bschorer sehr auf Ordnung zu achten, denn die Platzkapazität für die Notenaufbewahrung ist dort sehr begrenzt. „Dafür haben wir einen Superproberaum!“ schwärmte damals unsere Dirigentin Gisela Reichherzer.  Das Füssener Stadtarchiv war als kompetenter Ansprechpartner für Vereine bereit, um die „antiken Schätze“ des „Liederkranz“  zur sicheren Aufbewahrung aufzunehmen. Weitere fünf Kisten mit Material, das für das Stadtarchiv nicht geeignet war, wurden vom Deutschen Sängermuseum in Feuchtwangen dankbar angenommen.

Das Vorhandensein der vielen wertvollen und alten Noten, die jetzt im Stadtarchiv lagern, ist mit Sicherheit dem sehr guten Verhältnis zum Königshaus nach Hohenschwangau zuzuschreiben. Oft schreibt die Chronik von Auftritten des „Liederkranzes“ für König Ludwig I., Maximilan II. und Königin Marie, den Eltern des Märchenkönigs Ludwig II. Diese hatte Karl Bschorer noch zu bearbeiten. Alle Notenblätter, die nun im Stadtarchiv gelagert sind, mussten gescannt oder fotografiert und mit Nummern versehen in einem Excel-Verzeichnis nach Jahrgang, Aufführungs-Ereignis, Komponist  gespeichert werden. Viele von ihnen kann man nur noch in manchen Staatsarchiven besichtigen.

Zwei Notenblätter aus dem 19. Jahrhundert
Mitten in einem dieser Notenbündel versteckt kam das auf den ersten Blick unscheinbare Schmuckstück „Prinz Eugenenius vor Reutelingen“ ans Tageslicht – akribisch handgeschrieben in deutscher Schrift (Sütterlin). Schon sollte es entsorgt werden, wenn nicht Josef Stocker, Realschullehrer a D. aus Füssen, bei der Übersetzung anderer Noten in Sütterlinschrift vor Ort gewesen wäre. Er machte Bschorer darauf aufmerksam, dass es sich bei diesen beiden Notenblättern um etwas Besonderes handle. Nun kommt Karl Bschorers Bruder ins Spiel: Der leidenschaftliche Hobby-Archivar übersetzte die Blätter in mühevoller Kleinarbeit und entschlüsselte die Geschichte. Erst nach Eingabe der ersten Sätze im Internet kam er dahinter, dass es sich um die Vertonung eines Gedichtes von Guido Görres *1805 +1852 handelte.

Der leidenschaftliche Sänger im 1. Bass und Notenwart Karl Bschorer brauchte einige Wochen, um dieses Lied auf einem speziellen Notensatz-Programm neu zu setzen und war begeistert über die wohlklingende Melodie. Nach Auskunft des 2. Bürgermeisters der Stadt Reutlingen war dieses Lied dort nicht bekannt. Großes  Interesse zeigte er aber an der in Füssen aufgetauchten Originalpartitur.  „Sie ist mit Sicherheit einmalig“ so sein Urteil. Unsere Dirigentin schlug schon vor, dass wir vielleicht einen Männerchor-Ausflug Richtung Reutlingen machen und dieses Lied dort vortragen können.

Aufruf: Gerne hätte Dirigentin Reichherzer auch noch mehr Männer um sich geschart. Also bitte die Einladung unserer charmanten, lieben und oft temperamentvollen Chorleiterin annehmen: „Junge Burschen und Männer, die gerne zuhause singen, sind herzlich zum Schnuppern willkommen, um sich ein Bild von unserer Chorgemeinschaft zu machen. Nach dem Motto:

Text · Bild: Sophie Helmut

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