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Ein Gruß an die Heimat

Wo die Liebe einen hinträgt

Wenn man 40 Jahre in einem Land gelebt hat, bleiben tiefe Erinnerungen zurück. So wie bei Frances Higdon. Als Halbamerikanerin verbrachte sie ihre Teenager-Zeit in Füssen, absolvierte hier ihre Ausbildung um Jahre, viele Jahre später wieder nach Amerika zurückzukehren. Sehsucht nach Füssen hat sie „natürlich immer noch“, auch wenn es schon einige Jahre her ist, seit sie ausgewandert ist.

Kaum ein Jahr vergeht, an dem Frances Higdon nicht nach Füssen kommt. Genauso wie in Amerika liegen auch hier ihre Wurzeln. Ihre Mutter war eine geborene Wismath, eben eine waschechte Füssenerin, die nach der Trennung ihres Mannes mit ihren beiden Kindern in die Heimat zurück kam. Viele Pfrontener und Füssener Patienten können sich sicher noch an die nette Krankenschwester erinnern. „Das ist mein Beruf“, sagt sie auch heute noch. Jeden Tag informiert sich die 53-Jährige über das Internet, was in Füssen und Umgebung los ist. „Ich möchte immer auf dem Laufenden bleiben. Das ist für mich ganz wichtig. Meine Freunde schreiben mir aber auch E-Mails und informieren mich regelmäßig über Begebenheiten und Neuigkeiten, die es so gibt“. Früher, als sie noch in Füssen lebte, hielt sie Briefkontakt zu der anderen Familie in Amerika. „Das ist nicht so einfach gewesen wie heutzutage“, erinnert sie sich zurück.

Füssen aktuell „unterhielt“ sich auch per E-Mail mit Frances Higdon, im Zeitalter des Word Wide Webs eine tolle Sache. Aufgewachsen ist Frances Higdon in der Kemptenerstraße, und zwar „im Haus hinter dem ehemaligen „Waldwinkel“. Meine Großeltern waren die Besitzer vom „Waldwinkel“ und hatten, als wir nach Fuessen gezogen sind, die Wirtschaft dann aus Altersgründen verpachtet. Später habe ich dann in Füssen-West in der Hohenstaufenstrasse gewohnt“, schreibt sie in der E-Mail an Füssen aktuell.

Was lieben Sie an Füssen?
Die wunderschöne Natur, Berge, die vielen Seen in und um Füssen, die Einheimischen, den Füssener Dialekt, die Altstadt, den alten Friedhof und noch so vieles mehr… Man kann alles zu Fuß erledigen, beziehungsweise mit dem Radl und kann die schönsten Touren von Füssen aus machen.

Sie sind gelernte Krankenschwester. Arbeiten Sie in Ihrem Beruf auch in Amerika?
Die Ausbildung habe ich in Kaufbeuren gemacht. Später war ich im Zentralklinikum in Augsburg und habe die Weiterbildung zur Fachkrankenschwester für Intensivmedizin und Anästhesie absolviert und dann kam noch die Weiterbildung in München für Leitung, Unterricht und Management an Pflegeschulen. Die Deutsche Ausbildung zur Krankenschwester wird hier nicht anerkannt. Ich musste noch einige Semester am College belegen und alle möglichen Prüfungen bestehen, bevor ich hier arbeiten konnte. Beruflich verdient hier eine Krankenschwester viel mehr als in Deutschland, da es eine ganz andere Ausbildung ist und somit mit viel mehr Verantwortung verbunden ist.

Was hat Sie bewogen nach Amerika zurückzugehen?
Das ist eine schöne Geschichte. Es hat mit meinem Mann Rodney zu tun. Kennengelernt habe ich Rodney und seine damalige Frau vor 33 Jahren, als ich in Atlanta meinen Vater besuchte. Wir haben dann später den Kontakt verloren und uns 2005 zufällig in Fairmount, Georgia, wiedergetroffen, als ich dort eine Tante von mir besucht habe.  Rodneys erste Frau Sandra ist vor Jahren gestorben und er hat einen Sohn und zwei Enkelkinder, Emilie und Alexandra. Wir haben uns sofort wieder gut verstanden und so hat alles angefangen. Ich zog nach Amerika, da es für mich einfacher war und bessere Berufsmöglichkeiten hatte, als es umgekehrt gewesen wäre, das heißt, wenn Rodney nach Deutschland gezogen wäre. Rodney und ich sind jetzt seit 6 ½ Jahren verheiratet.

Gibt es etwas, was Sie in Amerika vermissen?
Ich vermisse meine Freunde, die Berge und Seen und dass man einfach alles zu Fuß beziehungsweise mit dem Radl machen kann. Hier in den USA geht ohne Auto überhaupt nichts. Ach ja, und dann noch das gute Brot und die Semmel.

Wie oft kommen Sie nach Füssen?
Ein Mal im Jahr, meistens im Sommer. Manchmal klappt es auch, das ich noch 1 – 1 ½ Wochen im Winter komme, um den Schnee zu genießen.

fa_10_13_higdon1Wirklich?
Oh ja. Frühjahr und Herbst sind hier wunderschön, da ist es gut auszuhalten. Im Sommer, Juni, Juli und August ist es sehr heiß, meistens zwischen 33 – 40 Grad und dazu kommt eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, so dass es sich wie in der Sauna anfühlt. Im Winter wird es kühl, aber Schnee hat es keinen und falls mal ein paar Schneeflocken vorbei kommen, bricht hier das Chaos aus.

Wo leben Sie genau in Amerika?
Wir leben etwa eine Stunde nördlich von Atlanta,  in einer kleinen Gemeinde mit dem Namen Fairmount, es hat so circa 1.000 Einwohner. Hier in Fairmount ist alles sehr gemütlich und ruhig, wie man es sich in den typischen Südstaaten vorstellt. Meine Arbeit in der Klinik ist in Cartersviele, das hat die Größe von Kempten und ist 20 Minuten mit dem Auto von Fairmount entfernt.

Sie haben erzählt beziehungsweise geschrieben, dass Sie einen regen Kontakt zu Ihren Freunden halten?
Ja, das ist mir sehr wichtig. Via E-Mail ist das ohne Weiteres problemlos, so wie wir Beide es gerade machen. Manchmal telefonieren wir auch. Ein bis zwei Mal im Jahr komme ich auch ins Allgäu, aber leider kann ich da nicht alle treffen. Die Zeit ist immer viel zu kurz um alle zu sehen. Dann sind auch schon einige Freunde hier in Georgia gewesen, um uns zu besuchen.

Wie unterscheidet sich das Leben in Amerika zu dem hier in Füssen?
Was die Freizeit angeht war ich in Füssen aktiver. Da bin ich nach der Arbeit geradelt und am Wochenende waren wir auf Bergtouren oder Wanderungen unterwegs. Hier ist es zu heiß und die Luftfeuchtigkeit ist zu hoch, so das ich ins Fitness Center gehe. Auf der anderen Seite ist das Meer nicht so weit weg, zur Atlantikküste sind es etwa vier Stunden mit dem Auto, zur Golfküste circa drei Stunden.

Welches Land bezeichnen Sie  als Ihr Heimatland – oder gibt es so etwas bei Ihnen  nicht?
Ich fühle mich “hier wie dort” wohl, aber mit dem Allgäu bin ich mehr verwurzelt, da ich dort aufgewachsen bin. Insgesamt habe ich 40 Jahre im Allgäu gelebt und das verbindet.

Interessieren Sie sich was in Deutschland oder in Füssen passiert?
Das alles interessiert mich sehr. Ich informiere mich täglich übers Internet. Falls mir “doch mal was auskommt” was in Füssen und Umgebung passiert, werde ich sofort von meinen Freunden über E-Mail informiert.

Haben Sie ein bayerisches Lieblingsessen?
Krautkrapfen, so wie sie meine Oma in Füssen gemacht hat. Dann noch Semmelknödel in Pilzrahmsoße.

Kochen Sie zu Hause in Amerika bayerisch bzw. allgäuerisch?
Manchmal, am Wochenende, wenn ich Zeit habe. Dann gibt es schon mal Kässpatzen oder Schupfnudeln.

Was ist das typische Klischee das die Amerikaner von einem Bayern haben?
Die meisten Amerikaner denken, wenn sie Bayern hören, nur an: Oktoberfest, Bier und Cinderella Castle, was Neuschwanstein ist.

Werden Sie in Amerika als Deutsche oder Amerikanerin gesehen?
Ich bin für alle die “German Lady”, beziehungsweis in der Arbeit die “German Nurse”. Aber die Amerikaner lieben die Deutschen, so das ssie alle sehr offen und freundlich zu mir sind.

„Was ich noch sagen möchte: auf diesem Wege grüße ich alle meine lieben Freunde, Bekannte und alle, die mich kennen. Bitte seid mir nicht böse, wenn ich in Füssen bin und mal keine Zeit für Euch habe. Die Zeit ist immer viel zu kurz und vielleicht klappt es ja bei meinem nächsten Besuch in Füssen, dass wir uns sehen. Ich habe Euch nicht vergessen!“

Text: Sabina Riegger
Bild: privat (1), Hubert Riegger

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