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E-Health im ambulanten und stationären Bereich

Digitale Welt hält Einzug im Krankenhaus Füssen

Der Bereich der Telemedizin gilt als Zukunft der Gesundheitsversorgung. Telemedizin bezeichnet die Diagnostik und Behandlung unter Überbrückung einer räumlichen oder auch zeitlichen Distanz zwischen Arzt und Patienten, beziehungsweise zwischen zwei sich konsultierenden Ärzten mittels Telekommunikation. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung der flächendeckenden und hochwertigen medizinischen Versorgung in Bayern. Es macht medizinisches Spezialwissen landesweit verfügbar, zum direkten Nutzen der Patienten etwa bei der Notfallbehandlung von Schlaganfällen oder Herzinfarkten, bei der bekanntermaßen jede Minute zählt. Im Rahmen von „Aufbruch Bayern“, einem Leitprojekt der bayerischen Staatsregierung unter der Devise „Zukunft durch Innovation“, werden bis 2014 zusätzlich zwei Millionen Euro für den Ausbau der Telemedizin in Bayern zur Verfügung gestellt. Das Geld wird genutzt zum Aufbau telemedizinscher Zentren sowie dem Ausbau der bereits bestehenden telemedizinischen Netze. Die bestehenden bayerischen Schlaganfallnetzwerke heißen TEMPiS, STENO und TESS. Das schwäbische Netzwerk TESS wird im neuen Neurovaskulären Versorgungsnetzwerk, kurz NEVAS, aufgehen.

Das erklärte Ziel von NEVAS ist es, flächendeckend eine telemedizinische Beratung der regionalen Versorgungskliniken durch die Neurovaskulären Zentrumskliniken München Großhadern, Günzburg und Ingolstadt zu ermöglichen. Mit Hilfe internetbasierter Daten- wie Telekommunikation – soll eine bestmögliche Akutversorgung neurovaskulärer Patienten ermöglicht werden. Damit können Schlaganfallspezialisten der neurovaskulären Zentren per Internet als Berater der in den Kooperationskliniken vor Ort behandelnden Ärzte auftreten. Eine dieser Kooperationskliniken soll der Klinikstandort Füssen sein.

„Eigentlich wäre unsere Klinik für ein derartiges Vorhaben viel zu klein gewesen“, erklärt Dr. med. Martin Hinterseer, Ärztlicher Direktor der Klinik Füssen und Chefarzt der Inneren Abteilung. „Aber durch den bemerkenswerten Einsatz von Landrat Johann Fleschhut, Prof. Martin Hecht von der Klinik für Neurologie am Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren, sowie Dr. Philipp Ostwald, dem Vorstand der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren und Herrn Martin Wiedemann, dem Leiter der Klinik Füssen, sind wir letztendlich doch im Programm aufgenommen worden. Bei uns war ausschlaggebend, dass wir auf Grund der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit dem Außerfern das führende Herzzentrum in der Region stellen. Im „Herzzentrum-Füssen-Außerfern“ bieten wir an 365 Tagen und rund um die Uhr eine Notfallversorgung beziehungsweise Infarktversorgung im Rahmen des Deutsch-Österreichischen Infarktnetzwerkes Königswinkel-Außerfern. Neben dem gesamten nicht-invasiven kardiologischen Spektrum wird bei uns auch eine 24-Stunden-Linksherzkatheterbereitschaft für Patienten mit akutem Myokardinfarkt geboten, sowie die interventionelle Therapie von angeborenen und erworbenen Herzfehlern.“ Die Projektleitung von NEVAS ist an der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität am Campus Großhadern angesiedelt und steht unter der Leitung von Prof. Dr. med. Marianne Dieterich, der Direktorin der Neurologischen Klinik der LMU. Am Netzwerk wird geplant, insgesamt 14 Kooperationskliniken anzuschließen. Von hier aus wird das gesamte Netzwerk koordiniert.

Schon Ende diesen Jahres sollen die Vorbereitungen für die Integration in das Netzwerk abgeschlossen sein. Neben Füssen sind auch das Klinikum Kempten, Klinikum Memmingen und das Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren in NEVAS aufgenommen worden. Alle drei genannten Kliniken erhalten telemedizinische Beratung durch die Zentrumsklinik Günzburg. NEVAS gliedert sich in drei Stufen, wobei die Neurovaskulären Zentren wie Günzburg auf der ersten Stufe stehen. Dann folgen auf Stufe 2 die so genannten Stroke Units, das sind Kliniken mit einer zertifizierten Schlaganfall-Spezialabteilung. Das Klinikum Füssen steht auf der dritten Stufe ohne neurologische Fachabteilung oder eigene Stroke Unit und ist damit eine der Einrichtungen, die NEVAS überhaupt erst erforderlich machte und die am meisten von diesem Projekt profitieren. Zum Projekt gehört, dass Krankenwägen und Krankenhausräumlichkeiten mit dem notwendigen Equipment ausgestattet werden, über das die behandelnden Füssener Ärzte Kontakt zu den Spezialisten in Günzburg aufnehmen können, um sich über die weiteren Maßnahmen am Patienten zu beraten.

Text · Bild: Sven Ademi · Krankenhaus Füssen

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