FrauenMenschen

Die Almwirtin Heidi Pohler

„Hier spannt meine Seele die Flügel auf“

Ihre Markenzeichen sind Pumps, Jeans und ein fröhliches Wesen. Dabei hat Heidi Pohler manchmal wirklich nicht viel zu lachen. Ihr Job ist knochenhart und liegt ganz oben in den Bergen auf 1.671 Metern. Sie ist die Hüttenwirtin von der Edenalpe und zugleich auch Hirtin über 57 Stück Vieh, davon 15 Mütterkühe mit Kälbern. 50 Hektar hat das Weidegebiet, doch nicht überall weidet das Vieh. „Genaugenommen ist das Weidegebiet etwa 6,5 Kilometer Weidezaun und 2,5 kilometer Stacheldraht groß“, lacht die Wirtin. Jeden Tag ist sie zwischen zwei und drei Stunden unterwegs, dabei ist es unwichtig, ob es gerade regnet oder nicht. „Schlimm ist es nur beim Nebel, da kann man dann kaum etwas erkennen“, erzählt sie.

Für Heidi Pohler scheint diese Arbeit wie auf den Leib geschnitten. Sie liebt es mit ihren Tieren zusammen zu sein, „und was gibt es Schöneres, als in dieser vollkommenen Natur zu leben?“

15 Jahre ist sie schon hier oben auf der Edenalpe und kein Jahr gleicht dem anderen, erzählt Heidi Pohler. Jeden Morgen ist sie schon um sechs Uhr unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. „Ein Rind hat herausgefunden, wie man über den Weiderost kommt“, erzählt sie nebenbei.  „Es büchst immer wieder aus, dann muss ich eben mehr laufen“, lacht sie wieder. So ganz Dialekt spricht Heidi Pohler nicht. „Es ist ein Mischmasch aus Hochdeutsch und Dialekt. Wenn ich nur Dialekt reden würde, könnte man mich nicht verstehen.“ Wer schon einmal auf einer Hütte gearbeitet hat, weiß um die vielen kuriosen Fragen, die sonst in keinem Buch stehen. „Kühe haben keine Hörner, nur die Rinder“, sind dabei die harmlosesten Äußerungen. Dass der Bulle aber einen Euter hat, scheint man übersehen zu haben. Für Heidi Pohler gibt es fast keine blöden Fragen, „ich bin schon alles gewohnt. Im Grunde genommen ist das auch ganz normal. Für manche Urlauber sind wir eben Almöhis.“

Mal krank werden ist in diesem Job nicht möglich. „Aber das weiß man ja im Voraus“, so Heidi Pohler salopp. Kaum etwas bringt die Wirtin aus der Ruhe. Das ist auch gut so, denn hier oben ist sie die Chefin und verantwortlich für alles. In ihrem Tragegestell sind die Zaunpfähle, Hammer, Nägel und alles was man noch brauchen könnte. „Für mich ist das keine Last. Es ist eine ganz normale Arbeit, wie jede andere auch“, erzählt sie. Wer sich jetzt ein burschikoses Frauenwesen vorstellt, liegt ganz falsch. Ihre gute Figur hat sie der vielen Arbeit zu verdanken, und auf weibliche Accessoires mag die Mutter zweier Söhne nicht verzichten. Ihre Pumps gehören zu ihr wie das Landleben, auf das sie nicht verzichten möchte. Ein wenig verwundert schauen die Gäste schon, wenn sie auf die Edenalpe kommen und Heidi Pohler mit Pumps sehen. „Ich entspreche äußerlich nicht ganz dem Klischee der Almwirtin“, meint sie lachend.

Diese Arbeit füllt mich aus

Von in der Früh bis spät in den Abend ist sie für ihre Tiere und die Gäste da. „Ich bin in einer Landwirtschaft groß geworden. Die Nähe und der Umgang mit den Tieren und die Liebe zur Natur habe ich sozusagen mitbekommen. Das schätze ich heute noch“, erklärt sie ihre Leidenschaft als Almwirtin und Hirtin. Ab und zu, wenn es die Arbeit erlaubt, helfen die Söhne mit. „Ich bin dankbar, dass sie auch die Liebe zur Natur haben. Heute ist das alles nicht mehr so selbstverständlich.“
Heidi Pohler war noch nie am Meer und ist noch nie mit einem Flugzeug geflogen. „Dafür habe ich in den Sommermonaten die schönste Natur vor der Haustüre. Ich brauche meine Berge“, sagt sie dankbar und schaut um sich herum. Abends, wenn alle Gäste und das Personal weg sind, dann setzt sie sich vor die Haustüre. „Das ist so ein schönes Gefühl. Die Ruhe, die einen umgibt, es ist als ob meine Seele die Flügel ausspannt, weils einfach ein freies Gefühl ist.“

Edenalpe Nesselwängle
Hedwig Pohler
+43 – (0)676 – 4920184
email@edenalpe.at
www.edenalpe.at

Text: Sabina Riegger · Bilder: Hubert Riegger

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