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Riedener Veteranenverein in Pinswang

Eine ungewöhnliche Fahnenweihe

Das Gründungsjahr des „Veteranen- und Reservistenverein“ Rieden am Forggensee dürfte um das Jahr 1890 liegen. So jedenfalls steht es auf der Vereinsfahne. Auch die Anschaffung dieser Fahne liegt im Dunkeln und ist protokollarisch nirgends festgehalten. In jedem Fall ist der „Veteranen- und Kriegerverein“, wie er früher hieß, die vermutlich älteste Vereinigung in der Forggenseegemeinde. Besonders die Fahne mit ihrem bayerischen Löwen an der Spitze war von je her ein Statussymbol. Und diese Fahne stand vor kurzem auch im Mittelpunkt eines Gottesdienstes in der Pfarrkirche St. Ulrich in Pinswang.

Warum in einer Außerferner Kirche? Der Grund hierfür ist mit kurzen Worten erklärt: 1963 wurde das historische Stück für 1.680 Mark von der damaligen Fahnenstickerin Trudl Klement aus Hopfen renoviert. Im Protokollbuch ist vermerkt, dass jedes Mitglied einen Beitrag von zehn Mark für diese Renovierung leisten soll und verschiedene Großfirmen und die Jagdpächter um eine freiwillige Spende angesprochen werden sollten. Diese renovierte Fahne sollte in der Riedener Pfarrkirche anlässlich des Veteranentages am 26. Oktober geweiht werden. Da der damalige Pfarrer sich weigerte, dieses Ansinnen zu unterstützen, erklärte sich Pfarrer Josef Amann in Pinswang kurzfristig auf Anfrage des damaligen Vorstands Pankraz Senn bereit, diese kirchliche Handlung durchzuführen.

In diesem Jahr jährte sich nun dieses Ereignis zum 50. Mal und die Vorstandschaft hatte die Idee, diesen Umstand feierlich zu begehen. Der Außerferner Pfarrer Rupert Bader erklärte sich nach kurzer Rücksprache sofort bereit, eine erneute Weihe der Fahne vorzunehmen. Begleitet von rund 30 Veteranen, jedoch mehrheitlich Reservisten, da die Kriegsveteranen des letzten Weltkriegs bereits verstorben sind, zogen sie diesmal begleitet von Riedener Alphornbläsern wie vor 50 Jahren in die Pinswanger Kirche ein. Begleitet wurde der festliche Gottesdienst vom „Riedener Dreigesang“ mit der Chiemgauer Messe. In seiner sehr auf den Umstand zugeschnittenen Predigt wies Pfarrer Bader darauf hin, dass an Kriegen immer viele Menschen schuld sind, auch wenn sich im Nachhinein die meisten als Opfer darstellen. Schuld eingestehen, Reue zeigen und nicht ohne fundiertes Wissen über die damalige Zeit richten, sei heute eher angesagt als Verurteilungen. „Wir sollten uns weniger aufregen und über die Tatsache dankbar sein, weit über sechs Jahrzehnte im Frieden zu leben“, gab der Geistliche zu bedenken. Mit einem gemeinsamen Mittagessen im Gasthof „Schwarzer Adler“ in Vils fand das denkwürdige Ereignis seinen Abschluss.    

Text: Sophie Helmut
Bild: Archiv Veteranenverein & Sophie Helmut

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