FrauenMenschen

Karin Kühbacher: Emanzipation ist, wenn ich Frau sein kann

„Ich wäre gern ein Zugvogel“

Emanzipation kann man sehen, wie man will. Für die Einen ist es selbstverständlich, während die Anderen ständig darum bemüht sind, ihre Emanzipation nach außen zu tragen. Nicht so Karin Kühbacher. Für sie ist eine Frau emanzipiert, wenn sie auch Frau sein kann. „Eine Frau kann nicht Mann sein und ein Mann nicht eine Frau“, so die Tirolerin. „Je mehr Druck ausgeübt wird und Rechte eingefordert werden, umso schwieriger wird es. Umdenken fängt im Kopf an. Mir geht es um die Wertschätzung des Menschen. Das Thema Mann und Frau ist für mich kein Thema“, gibt sie zu verstehen.

Für die engagierte Frau gibt es wichtigere Themen, die sie berühren. „Ich habe gejubelt, als Obama gewonnen hat. Denn es darf nicht sein, dass nach Religion und Hautfarbe geurteilt wird. Ein Muezin stört mich nicht, sonst müsste mich der Hahn am Misthaufen auch stören.“ Karin Kühbacher ist das, was man in einer Stellenanzeige gerne beschreibt, aber nicht wirklich bekommt. Die sprichwörtliche Flexibilität, das Zugehen auf Menschen. Für sie wäre ein Leben ohne Bewegungsfreiheit und Kreativität ein trauriges Dasein. „Ich bin offen für Veränderungen und scheue mich nicht davor, irgendwo wieder neu zu beginnen“, erzählt sie lachend. „So lange ich zwei gesunde Hände und Füße habe, kann ich arbeiten und mir meinen Lebensunterhalt verdienen.“

Dass sie das wirklich ernst meint, sieht man an ihrem Lebenslauf, der sich so spannend wie interessant liest. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, die hübsche Tochter eines Schweizers und einer Tirolerin. Letztendlich blieb sie am Betriebwirtschaftsstudium hängen, weil ihre Schwester das auch studierte. „Mit 16 Jahren ging ich als Gasthörerin in die Uni nach Innsbruck, weil ich einfach dabei sein wollte. Aber nicht, weil ich die Freunde von meiner Schwester so toll fand“, sagt sie ehrlich. Medizin war dann passé, weil sich so viel Neues in ihrem Leben ergab. Familie, Marketingfachfrau mit einer eigenen Agentur, Cateringservice, Reiseleiterin und Moderedakteurin. Welcher Beruf ihr am besten gefiel, kann sie nicht genau beantworten. „Alles, was ich gemacht habe, war gut. Es war zu dem Zeitpunkt richtig. Mich hat es persönlich immer weiter gebracht, weil ich dadurch viel lernen konnte. Das waren sehr gute Erfahrungen, die man sonst so nirgendwo erfahren kann.“

Lernen musste die hübsche Frau allerdings auch mit Vorurteilen umzugehen. Denn nicht jede Frau war ihr wohlgesonnen. „Der Neid unter den Frauen ist enorm. Da geht es unter Männer ganz anders zu, viel humaner – dort gibt es keinen Zickenkrieg. Tanzt man mit dem Äußeren aus der Reihe, wird man schon misstrauisch beäugt, so quasi: hat die was im Hirnkastl.“ Karin Kühbacher wollte sich nicht mehr verstellen, irgendwen spielen, nur damit sie anerkannt wird.  „Man muss noch der Mensch bleiben, der man ist.“
Heute lebt sie mit ihrem Mann Manfred und den beiden jüngeren Kindern in Pinswang. „Es war ein Neuanfang, der uns beiden sehr viel Spaß macht.“ Sie haben den „Gutshof zum Schluxen“ gepachtet und daraus einen kulinarischen und kulturellen Treffpunkt gemacht. Seit drei Jahren leben sie im „Meran des Außerferns“, wie Pinswang gerne genannt wird. Ob sie nicht nach Innsbruck Sehnsucht hat, möchte ich wissen, während sie mir ein paar Bilder aus dem letzten Urlaub auf ihrem Laptop zeigt. „Nein. Für mich ist das Zuhause im Herzen. Außerdem fühle ich mich hier sehr wohl. Die Natur ist so traumhaft schön.“

Dass sie ein Faible zum esoterischen hat, sagt man ihr gerne nach. „Das sehe ich gar nicht so. Ich finde, wir haben ein sehr buntes Veranstaltungsprogramm. Von der Meditation bis hin zu tollen Musikveranstaltungen, Kabarett, Theater, Lesungen – die ganze Bandbreite. Und das macht uns aus.“ Die fünffache Mutter ist dankbar, dass es ihnen gut geht. „Ich hänge mein Glück nicht an materielle Dinge. Luxus ist für mich nicht wichtig.“ Sie erzählt von Jean  Ziegler, einem Schweizer Politiker, der später Soziologie studierte und nun Aktivist ist. „Er hat ein interessantes Interview gegeben. Es hieß: Wir lassen sie verhungern. Es geht um Kinder, die den Hungertod sterben“, sagt sie ernst. „Ich mag es nicht, Essen wegzuwerfen. Meinen Kindern habe ich beigebracht, nur so viel auf den Teller zu tun, wie sie auch aufessen können“.

Bodenständig und immer auf Zick-Zack
„Ich selber würde mich als – mit beiden Füßen auf dem Boden – sehen, aber keinesfalls als ein Mensch, der auf einer Linie ist. Ich bin begeisterungsfähig und von mir aus wäre ich gerne ein Zugvogel, immer auf dem Weg woanders“, erzählt sie begeistert. Ihr Traum wäre es, mit einem Wohnmobil, „so ein amerikanisches aus Wellblech“, wie sie sagt, mit Kindern und Mann für zwei Jahre auszusteigen und durch die Welt zu fahren. Was für ein Traum.

Text · Bild (2): Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"