Drei sind´s und keiner zuviel – die Chefs am Herd
Kochen mit Spaß und Humor
Hopfen am See hat seinen Reiz. Nicht umsonst wird der Ort auch Riviera des Allgäus genannt. Es ist das kleine Kitzbühel des Allgäus im Sommer, wobei sich hier nicht nur die gut Betuchten treffen, sondern auch jene, die es einfach genießen entlang der Uferpromenade zu flanieren. Viele aus den Gastronomieberufen machen hier Halt, um in ihrer Vita eine weitere attraktive Station vorzuweisen. Die meisten Hotels sind alteingesessene Familienbetriebe, mit einem herrlichen Blick auf den See und die Berge. „Es gibt wohl keinen schöneren Arbeitsplatz als diesen hier“, zeigt Claudio Igelspacher auf das herrliche Panorama. Es wirkt wie auf einer Kitschkarte: Blauer bayerischer Himmel, glitzernder Schnee und der See ist von einer dünnen Eisschicht bedeckt.
Dass es einen 25 Jahre im selben Gastronomiebetrieb hält, ist doch etwas Besonderes. Als Koch allemal – denn Köche sind wie Zimmerer auf der Walz. Immer auf der Suche nach etwas Neuem, Interessantem, bis man ans Ziel kommt: entweder zur Selbstständigkeit oder wirklich den Betrieb findet, wo man sich zu Hause fühlt. „Ich habe hier als 14-Jähriger meine Lehre als Koch angefangen“, erinnert sich Claudio Igelspacher zurück. Doch wenn er sich recht besinnt, begann seine Kochkarriere schon in der Schule, genauer gesagt im Hauswirtschaftsunterricht. „Ich wollte immer schon Koch werden und deswegen meldete ich mich für die Hauswirtschaft an.“ Das glaubt man Claudio Igelspacher sofort, denn welcher Teenager traut sich als einziger Junge der Klasse in ein „Mädchenfach“? Jetzt ist der Familienvater mittlerweile 46 Jahre alt und seit 25 Jahren im „Hotel Geiger“ tätig.
Einige Jahre arbeitete er in München im „Schwarzwälder“, bis er sich entschloss wieder ins Allgäu zurückzukehren. Seitdem ist er an der Riviera des Allgäus und es macht ihm immer noch Spaß zu kochen. Gemeinsam mit Seniorchef Karl und Juniorchef Klaus Geiger leitet er die Küche. Ob das klappt? „Natürlich“, sagt Karl Geiger, der sich zum Gespräch am Stammtisch dazu gesellt. Eine Hierarchie scheint es nicht zu geben, vielmehr eine große Portion Zynismus und gutem Allgäuer Humor, der vom Seniorchef täglich frisch in die Küche geliefert wird. „Wenn FC Bayern verliert, dann ist die Laune erst einmal am Boden. Dann muss man froh sein, nicht in der Küche zu sein“, lacht Claudio Igelspacher und schaut seinen Chef an. „Auf das lasse ich mich gar nicht ein“, kontert er geschickt und leitet über zur jetzigen Ausbildungssituation. „Sich auf jemanden verlassen können und Aufgaben übertragen, das ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Zeiten haben sich sehr geändert“, merkt der 71-Jährige an. Ein ernstes Thema auch für Klaus Geiger, der sich immer mehr damit auseinandersetzen muss. „Viele Jugendliche nehmen den Beruf Koch als eine mögliche Alternative, falls sie ihre Traumjobs nicht bekommen sollten. Dass man da dann mit weniger Elan an die Ausbildung rangeht, ist nur eine logische Schlussfolgerung.“ Doch trotz negativer Erfahrungen ist das Hotel ein Ausbildungsbetrieb geblieben. Nach wie vor ist es eine der besten Adressen, um seine Ausbildung zu machen.
Freude am Beruf
Für Claudio Igelsbacher ist das „Geiger“ nicht nur ein Arbeitsplatz. Es verbindet ihn wesentlich mehr mit dem Haus und der Familie. „Ich habe hier meine Frau kennengelernt. Sie hat eine Ausbildung als Hotelfachfrau gemacht“, erzählt der Koch. Auch Carmen Igelspacher hat ihre Ferien mit den Eltern in Hopfen am See verbracht und mit Klaus Geiger gemeinsam im Sandkasten gespielt. Sie gehört ebenso zu den langjährigen Mitarbeitern. „Es hört sich vielleicht komisch an, wenn ich sage, dass die Verbindung zum Hotel eine ganz andere ist. Aber es ist tatsächlich so.“ Der Perfektionismus, den Claudio Igelspacher von sich selbst abverlangt, verlangt er auch von seinen Lehrlingen. „Kochen ist nicht für Jedermann. Man muss stressresistent sein und das Kochen nicht nur als einen Beruf ansehen. Den Job muss man lieben“, so Igelspacher. Klaus Geiger pflichtet ihm bei und zählt kurzerhand auf, wer bei ihnen bereits eine Kochlehre absolviert hat. „Es waren alles junge interessierte Menschen, die heute selbst eine leitende Position haben, erfolgreich selbständig sind oder den elterlichen Betrieb übernommen haben“, erzählt Klaus Geiger. Claudio Igelspachers Lehrzeit war im wahrsten Sinne des Wortes eine „Lehrzeit“. „Ich habe wirklich viel gelernt. Der Chef war sehr streng, aber ein guter Ausbilder.“ Dass ihm das Kochen, auch nach 29 Jahren nicht zu viel geworden ist, zeigt sich daran, dass er auch zu Hause noch gerne kocht. „Es macht mir Spaß meine Familie zu bekochen und neue Rezepte auszuprobieren.“ Trotz der gehobenen Küche im Hotel liebt Claudio Igelspacher die gute schwäbische Küche. Sein Lieblingsessen sind Linsen und Spätzle, „aber richtige schwäbische Spätzle“, betont er mit erhobenem Finger.
Wie gut die Drei kochen zeigt sich an den Gästen. Sie schätzen die gehobene regionale Küche, die sich mit außerordentlichen Kreationen und feinen Raffinessen abhebt. Mit Blick auf den Hopfensee ist das ein doppelter Genuss.