Menschen

Michaela Waldmann: Die Frau an der Spitze in Pfronten

„Ich bin neugierig auf Menschen und Themen“

Aitrang.    Der 18. November 2012 wird Michaela Waldmann für immer in Erinnerung bleiben. In ihrem Leben ist es ein ganz besonderer Tag, fast genauso wichtig wie ihr Hochzeitstag mit Hans-Peter Waldmann, mit dem sie seit 2004 verheiratet ist. Ihre Eltern wären sicherlich sehr stolz auf sie gewesen, die jetzt die „First-Lady“ in Pfronten ist und nun für die Belange der Ostallgäuer Gemeinde zuständig ist. Ab Mitte Januar zieht sie in die Allgäuer Straße 6 ein, als Bürgermeisterin der 13-Dörfer Gemeinde. 

Dass sie so ein tolles Wahlergebnis erzielen würde, war der 44-Jährigen nicht bewusst. „Ich bin froh, dass es so gut geklappt hat. Mit 72,8 Prozent habe ich aber nicht gerechnet“, sagt sie ehrlich. Viele Glückwünsche kamen schon am Wahlabend, jetzt erreichen sie die Karten und Briefe, E-Mails und SMS. Alle vier Gemeinderatsfraktionen hatten die Diplom-Verwaltungswirtin als gemeinsame Kandidatin aufgestellt. Ein Novum, das es bislang so in Pfronten nicht gab. Man zieht plötzlich politisch an einem Strang. Für sie alle ist sie die Top-Kandidaten, eine Frau aus Aitrang, die sich auf der Bühne der Kommunalpolitik wohlfühlt, die sich mit Zahlen und Förderprogrammen bestens auskennt und der Tourismus für sie ein breites Themenfeld ist, das wunderbar bearbeitet werden kann. Sie kann fliesen und pflastern, Steckdosen setzen, kochen und backen, sie liebt Selbstauslöser-Bilder und fährt eine Yamaha 600 XJ. Da stellt sich einem die Frage, was ist das für eine Frau? Füssen aktuell traf sich mit Michaela und Hans-Peter Waldmann bei ihnen zu Hause in Aitrang. Zur Begrüßung kamen Herr Rossi, Corki, Luigi und Fritzi, die drei Kater mit der Katze der Waldmanns.

Wie fühlen Sie sich Beide nun nach der Wahl?
Michaela Waldmann: Ich bin überwältigt von diesem Vertrauensbeweis und für Pfronten und mit Pfronten zusammen zu arbeiten.
Hans-Peter Waldmann: Einfach gut. Es macht mich stolz. Wie es dann tatsächlich später sein wird, kommt noch heraus.

Haben Sie viel von der Wahlvorbereitung mitbekommen?
Hans-Peter Waldmann: Meine Frau hat diese vielen Ortsteilversammlungen gehabt und natürlich hat sie erzählt wie es war. Es war sehr interessant was sie erzählte, zumal ich nicht allzu viele Bewohner von Pfronten kenne.

Sich in eine fremde Gemeinde einzuarbeiten, dazu gehört viel Mut und Entschlossenheit. Waren Sie sich sofort bewusst darüber, was auf Sie zukommt?
Michaela Waldmann: Ich bin eher ein Netzwerker, ein Moderator und kein Ellbogen-Mensch. Ich habe mit 45 Gemeinden im Landkreis zu tun. Pfronten hat ein großes Potenzial und hat auch eine Attraktivität. Ich musste mir im Klaren sein, werden ob ich ein Gefühl für Pfronten  entwickeln kann und Pfronten für mich. Will ich mich nur auf einen Ort konzentrieren und wird die Welt dadurch für mich kleiner? Nachdem ich mit zahlreichen Leuten gesprochen habe, ich habe mir ein viertel Jahr Zeit dafür genommen, hatte ich dann auch ein gutes Gefühl. Das Ostallgäu ist mein Gebiet mit verschiedenen Themenentwicklungen. Die Kompetenz, die ich im Ostallgäu sammeln durfte, kann ich jetzt in Pfronten umsetzen. Darauf freue ich mich schon.

Wie hat die Familie auf die Kandidatur und letztendlich auf den Wahlsieg reagiert?
Michaela Waldmann:  Meine Eltern sind beide letztes Jahr gestorben. Mein Vater, Heinrich Hutter, war Bürgermeister in Lengenwang. Er hätte wahrscheinlich respektvoll bis bewundernswert gesagt – mei Mädle, was fängst Du alles an?
Meine Mutter war Verwaltungsangestellte. Sie sehen, ich komme aus einer Verwaltungsfamilie. Meine Eltern hätten sich sicherlich mit mir gefreut. Meine Schwiegereltern haben mich unterstützt. Freunde äußerten die Befürchtung, dass ich in Zukunft wenig Zeit für sie haben werde. Im Kollegenkreis sehe ich auch, dass sich Viele für mich freuen, das ich nun beruflich noch mal eine Chance bekommen habe mich zu verändern. Sie trauen es mir zu.

Was macht die Familie Waldmann wenn sie Freizeit hat?
Michaela Waldmann: Viel Musik. Hans-Peter spielt Dudelsack, Alphorn, Klarinette, Saxophon. Ich spiele Lyra in der Musikkapelle Aitrang. Ich mag sehr gerne Musik, aber ich denke, Andere können das sicher besser als ich.
Hans-Peter Waldmann: Wobei Du schon lange nicht gespielt hast.
Michaela Waldmann: Ja, da hast Du Recht (lacht). Wir sind zwei die viel tun, radeln, Motorrad fahren, … Ich bin aber nicht der absolute Leistungsmensch im Sport. Ich bin ein Genusssportler – von allem ein bisschen. Außerdem bin ich jemand, dem Kultur sehr am Herzen liegt. Kultur ist ein gutes Gefühl im Leben. Ich kann nicht ohne Kultur, Theater, Bücher  und Musik.
Hans-Peter Waldmann: Bei mir ist es ähnlich. Meine Leidenschaft gehört allerdings auch dem Bau und der Konstruktion von  Modellflugzeugen.
Michaela Waldmann: Er hat ein Grundverständnis für Technik, also mich fasziniert es immer wieder. Und wenn ein Teil runter fällt und es kaputt geht, dann wird es in akribischer Arbeit wieder zusammengebaut. Hans-Peter hat sehr viel Geduld. Er ist ein Handwerker, ein Mächler.

Interessieren Sie sich auch für das Modellfliegen?
Michaela Waldmann:  Natürlich. Ich kann auch Modellfliegen mit Loopings und so, aber ich kann nicht landen. Das macht mein Mann für mich.
Hans-Peter Waldmann: Sie hat einen roten Doppeldecker, mit dem sie fliegt.
Michaela Waldmann: (lacht herzlich) Da gibt es eine tolle Geschichte dazu. Hans-Peter hat mich gefragt, ob ich auch fliegen lernen will. Ohne viel nachzudenken habe ich ja gesagt, aber nur in einem roten Doppeldecker. Und ich bekam einen roten Doppeldecker unter dem  Weihnachtsbaum. Er hat ihn für mich gebaut, ohne dass ich etwas davon merkte.

Gibt es noch mehr solcher schönen Geschichten?
Michaela Waldmann: Ganz viele. Ich bin zum Beispiel eine leidenschaftliche Rollerfahrein und habe eine schwarze Vespa. Die habe ich mir gewünscht und ich bekam sie zu meinem 39. Geburtstag. Die Vespa kommt nun mit nach Pfronten. Mit einem blauen Kostüm auf der Vespa, das kommt sicher gut (lacht).

Wo haben Sie sich kennengelernt?
Hans-Peter Waldmann: Bei der Musik.
Michaela Waldmann: Ich saß beim Pfarrer und Bürgermeister und bei den Vertretern des Schwäbisch- Allgäuer Musikbundes am Ehrentisch. Dann stand er plötzlich da.

Hört sich wie „Liebe auf den ersten Blick an“. Was schätzen Sie an Ihrem Mann?
Michaela Waldmann: Ich schätze es, dass er eine feste Komponente in meinem Leben ist und dass ich mich auf ihn verlassen kann in jeder Situation. Von der Mentalität sind wir beide sehr ruhige Typen, wir sprechen viel miteinander.
Ich finde, dass wir ein tolles Paar sind in jeder Lage. Wenn es um Kleidung geht, ist er sogar mein Einkaufsberater und er bringt mir jeden Morgen den Kaffee ans Bett.
Hans-Peter Waldmann: Den Du dann kalt trinkst.
Michaela Waldmann: Ja, weil ich später aufstehe. Aber er schmeckt mir auch kalt.
Ich glaube, ich würde es gar nicht überleben, wenn es keinen Kaffee am Morgen von meinem Mann gäbe (lacht herzlich).

Da bin ich richtig sprachlos!
Hans-Peter Waldmann: Es macht mir Spaß, wenn ich ihr eine Freude machen kann und mir gefällt es auch.

Das muss für Sie als Ehemann   toll sein, so von der eigenen Frau umschwärmt zu werden. Was mögen Sie an ihr?
Hans-Peter Waldmann: Sie ist immer gut drauf, sie kennt sich fast überall aus, sie hat für alles eine Lösung. Sie hat viele Interessen. Wir ergänzen uns sehr gut und machen viel zusammen. Die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, genießen wir beide. Es ist zwanglos. Wir leben das Leben.

Manche haben ein Problem  damit, mit den Schwiegereltern in einem Haus zu leben. Bei Ihnen scheint das anders zu sein?
Michaela Waldmann: Meine Schwiegereltern haben mich sehr unkompliziert aufgenommen. Wir gehen sehr herzlich miteinander um. Jeder von uns hat seinen eigenen Wohnbereich.
Dadurch, dass meine Eltern so plötzlich gestorben sind und wir auch ein gutes Verhältnis hatten, schätze ich das Miteinander mit meinen Schwiegereltern sehr.

Haben Sie Angst vor Ihrer neuen Aufgabe?
Michaela Waldmann: Nein. Ich bin jemand, der nicht voreingenommen ist. Wenn ich die Fähigkeit verlieren würde, dann wäre ich desillusioniert. Ich bin neugierig auf Menschen und Themen und das gilt privat wie beruflich. Wichtig bei allem ist ein guter Umgangston. In unserer heutigen Zeit geht das schnell verloren. Ich mag es auch nicht, wenn man Menschen verändern will. Denn umgekehrt mag ich es nicht, dass man mich umbiegt. Jeder hat seine Berechtigung. Ich bin der Meinung, dass man Niemandem etwas aufdrucken kann. Achtung ist wichtig.

Meinen Sie, dass Sie in Ihrer neuen Aufgabe noch genügend Freizeit haben werden?
Michaela Waldmann: Ich werde darauf achten, dass Familie, Freunde und Freizeit nicht zu kurz kommen. Meine Beziehung ist mir sehr wichtig.

Ich danke Ihnen für den kleinen Einblick in Ihr privates Leben und wünsche Ihnen beruflich und privat alles Gute.
Michaela und Hans-Peter Waldmann: Wir haben zu danken für Ihr Interesse.

 

Text · Bilder:  Sabina Riegger/privat

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