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Gina Marinkovic – auf dem Weg zum Erfolg

Endlich angekommen

Aller Anfang ist schwer, besonders dann, wenn man die Sprache des Landes in dem man lebt, nicht spricht. Das weiß Gina Marinkovic nur zu gut. „Ich sollte Kartoffeln aus dem Keller holen und ich hatte keine Ahnung was das ist. Also holte ich erst einmal mindestens zehn andere Sachen rauf, weil ich vermutete, das es das ist, was der Koch wollte. Irgendwann brachte ich die Kartoffeln.Ohne Schmäh, das war hart. Aber ich wusste dann, was Kartoffeln sind.“ Heute ist Gina Marinkovic der deutschen Sprache mächtig. Der Tiroler Dialekt gehört mittlerweile dazu, es ist eine Selbstverständlichkeit, nichts aufgesetztes, unnatürliches, sondern ein Zeichen von Integration, ihre Zugehörigkeit zu einem Land, in dem sie viel erlebte.

Heute ist die Köchin zufrieden und glücklich, dass sie den Mut hatte, etwas Neues zu beginnen.  Damals, das war 1990, gab es schon Unruhen in ihrem Heimatland Bosnien. „Alles war anders. Manches kann man auch heute noch, nach so langer Zeit, nicht verstehen.“ Eine Patriotin ist sie nicht, „Patriotismus kann einem auch zum Verhängnis werden“, so die Mutter dreier Kinder. Als sie mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn nach Heiterwang kam, war sie gerade 23 Jahre alt geworden. „Es gab Niemanden, der mir damals Deutsch hätte beibringen können. Am Anfang war ich aufgeschmissen. Heute bin ich der Meinung, dass das gut war. Ich habe mir alles selbst erarbeitet.“

Einmal im Jahr fährt sie für ein paar Tage nach Bosnien. „Dann ist es schön , Alle mal wieder zu sehen. Aber nach ein paar Tagen reicht es schon. Dann will ich zurück nach Hause“, so die 45-Jährige. Nie hätte sie es sich vorstellen können, dass sie diese Struktur der Pünktlichkeit, Genauigkeit, sich auf Andere verlassen zu können, schätzen lernen würde. „Anfangs hatte ich schon meine Probleme damit. In meinem Heimatland ist es anders. Es ist alles viel ruhiger, um nicht zu sagen träger. Was man heute nicht macht, erledigt man eben morgen. Mittlerweile sehe ich es aus einem ganz anderen Blickwinkel“, erzählt sie offen. Jetzt lebt sie genauso lange in Tirol wie sie in Bosnien lebte. Sie hat alles geschafft was sie wollte: von Hilfköchin zum eigenen Chef – Träume können manchmal wahr werden. Heute hat sie ein Restaurant mit 15 Mitarbeitern aus sieben Ländern. Das multikulturelle gefällt Gina Marinkovic. „Im Team sind wir dann doch alle gleich.“ Erst vor kurzem wurde sie von der Kronen-Zeitung mit fünf Sternen für ihre gute Küche belohnt. Ob sie das stolz macht? „Aber natürlich. Es war so unerwartet. Sie waren irgendwann da ohne unser Wissen. Für uns ist das eine tolle Auszeichnung.“

Viel arbeiten ist Gina Marinkovic gewohnt. Wahrscheinlich ist es ihre Art, ihre Lebendigkeit, die sie nicht ruhen lässt. Sie braucht die Menschen um sich, die Geselligkeit. „Andere gehen in ein Gasthaus, um unter Menschen zu sein. Und ich arbeite hier“, sagt sie mit einem Lächeln. Es scheint so, dass sie vom Kochen nicht genug bekommt. „Vielleicht klingt es überheblich oder arrogant wenn ich sage, dass ich gerne koche. Aber es ist wirklich so. Es macht mir Spaß. Ich sehe nicht alles als Arbeit an. Schau, wir unterhalten uns ja, ist das Arbeit?“ Qualität in der Küche ist für die Bosnierin ein Muss. Sie kauft in der Region ein, auch wenn es vielleicht etwas teurer ist, aber „ich habe der Region hier viel zu verdanken und so kann ich wieder etwas zurück geben und meine Kunden schätzen es.“ Ohne ihre Familie hätte sie vor zwei Jahren den Schritt in die Selbständigkeit nie gewagt. Ihre beiden Söhne und ihr Mann arbeiten in der Küche mit, während die Tochter eine Ausbildung als Zerspannungstechnikerin macht.

Dass sie irgendwann einmal nach Bosnien zieht, das kommt für die Gastronomin nicht in Frage. „Unten habe ich schon längst den Anschluss verloren. Es liegen so viele Jahre dazwischen.“

Info

Restaurant Café Pizzeria Alina
Inhaber Gina Marinkovic
Bachweg 17
A-6600 Breitenwang
Tel. +43(0) 5672/65008
www.restaurant-alina.at

Text · Bild: Sabina Riegger

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