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Sonnenschein und die Seele des Hauses

Lieblingskolleginnen

Füssen.    Sonnenschein und die gute Seele des Hauses, so werden Sandra Mootz und Irmi Martin von ihren Kollegen im Olivenbauer genannt. Der „Sonnenschein“ kommt aus Niedersachsen, während die „Seele des Hauses“ aus dem Allgäu kommt und liebend gerne Dialekt spricht.

Irmi Martin lebte bis zu ihrem fünften Lebensjahr bei ihrer Oma auf dem Bauernhof im Unterjoch. „Es ist der höchst gelegene Bauernhof Deutschlands“, sagt sie immer noch stolz. Oma Creszenzia Landerer war ihr Vorbild für ihren jetzigen Beruf. „Ich habe es bewundert, wie sie mit ihren Feriengästen umgegangen ist. Die hat so viel Herzenswärme gehabt“, schwärmt sie immer noch. Mit 51 Jahren kommen ihr die Erinnerungen wie gestern vor, auch das Leben in Frauenzell, das sie so gar nicht mochte. „Frauenzell war so flach und ich vermisste die Berge“, erinnert sie sich zurück. Den Berufswunsch ihrer Eltern Dorfhelferin oder Krankenschwester zu werden, ignorierte Irmi Martin komplett. Sie wollte zurück in die Berge und Hotelfachfrau werden. „Ich bin froh dass ich diesen Beruf gewählt habe. Es fasziniert mich, wenn ich die Gäste begeistern kann. Ich muss mich nicht verstellen, weil ich so bin wie ich bin“. Das glaubt man Irmi Martin sofort. Sie muss nicht schauspielern, obwohl es im Allgemeinen heißt, dass die Restaurant- und Hotelfachleute auf jeden Fall als zweites Können ein schauspielerisches Talent mitbringen müssen. Ein Klischee? „Nein, nicht ganz. Wir haben täglich mit so vielen Menschen zu tun. Unser Job ist es, freundlich zu sein und sich weder Ärger, noch Freude und schon gar nicht Kummer anmerken zu lassen. Vielleicht ist gerade für solche Situationen ein schauspielerisches Talent ganz gut“, räumt Sandra Mootz ein.

Als die 33-jährige Restaurantfachfrau ihre Mutter in Schwangau besuchte, verliebte sie sich, wie so viele andere Urlauber auch, in die Allgäuer Landschaft. Nur mit dem einen Unterschied, dass Sandra Mootz ihren Lebensmittelpunkt ins Ällgäu verlagerte. „Als mein Entschluss feststand hier zu bleiben, hatte ich innerhalb einer Woche einen Job und zwei Wochen später eine Wohnung“. Einige Allgäuer Wörter kann sie mittlerweile akzentfrei aussprechen: „aloanigs“, „Servus“, „griass di“ – dann ist aber auch schon Schluss damit. Für Sandra Mootz gilt eines: Ein Preuße muss nicht um jeden Preis bayerisch sprechen müssen. Das hört sich nicht nur furchtbar an, sondern man macht sich zum Affen, was eigentlich nicht nötig ist. Diese direkte und charmante Art der jungen Kollegin gefällt Irmi Martin besonders gut. „Sandra isch a meglige“,sagt sie, was so viel bedeutet wie: „Sandra ist eine, die man mögen muss“.

Dass das Betriebsklima beim Olivenbauer gut ist, merken die Gäste sofort. „Die sind ja nicht dumm. Sie spüren es, wenn man sich untereinander versteht“, weiß Irmi Martin aus eigenen Erfahrungen. „Die Gäste erwarten nicht nur ein gutes Essen, sondern auch eine angenehme  Atmosphäre“, erklärt die Allgäuerin. Im Gegenzug können die Servicekräfte sich ihre Gäste nicht aussuchen. Ob unverschämt, aufbrausend, nörgelnd oder anmachend, die zwei Frauen bleiben immer ruhig, gelassen und freundlich. „Für mich persönlich sind gerade solche Gäste eine enorme Herausforderung. Wenn einer mit einem Gesicht rein kommt wie drei Tage Regenwetter, fordert mich das heraus. Zu neunzig Prozent glückt es mir und beim Hinausgehen haben sie ein Lächeln auf dem Gesicht“, so die Hotelfachfrau. Seit zwölf Jahren ist Irmi Martin beim „Olivenbauer“ beschäftigt und hat viele Gäste kommen und gehen gesehen. Viele von ihnen kommen reglmäßig, andere wiederum nur während ihres Urlaubs im Allgäu. „Dann sind sie ganz überrascht, wenn ich sie anspreche und frage, seit wann sie wieder da sind. Die freuen sich dann riesig“, erzählt sie lachend.

Die beiden „Lieblingsarbeitskolleginnen“ haben einiges gemeinsam. Sie sind Schützefrauen, sind optimistisch, fröhlich und ihre Männer haben am gleichen Tag und im gleichen Monat Geburtstag. „Na ja, ich kann auch ziemlich zickig sein, das ist Irmi nicht“, schaut Sandra Mootz etwas verschmitzt zu ihrer Kollegin rüber. Für Irmi Martin ist das ganz normal, „des isch doch nur menschlich oder“?

Text · Bild: Sabina Riegger

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