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Die alte Hammerschmiede in Vils

Vils.    Nördlich des Städtchens Vils am Fuße des Saloberberges, liegt St. Anna. Die St.-Anna Kirche, von der dieser Ort seinen Namen hat, die alte Hammerschmiede, auch Waffenschmiede genannt, und die Burgruine der Herren von Hohenegg zu Vilseck sind geschichtlich eng miteinander verbunden. Nun will der Museumsverein unter der Leitung von Reinhold Schrettl die Hammerschmiede   komplett renovieren und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

„Schwere Pferdefuhrwerke brachten das Roheisen in Holzfässern zur Schmiede. In der großen Esse wurde das Eisen geschweißt und zu brauchbaren Stücken und Formen geschmiedet“, erzählt der St.-Anna-Schmied Engelbert Hartmann (1892-1924) aus eigenem Erleben und mündlicher Weitergabe durch seine Vorfahren. „Es waren mehrere Schmiedegesellen angestellt und man arbeitete oft Tag und Naht in drei Schichten. Tür- und Torbeschläge, Schaufeln, Hacken und Schneidwerkzeuge wurden in großen Mengen hergestellt.“ Früher, unter den Hoheneggern, wurden hier auch Schwerter hergestellt, daher der Name Waffenschmiede.

Reinhold Schrettl ist Vorstand vom Museumsverein Vils und hat schon einige Projekte umgesetzt. Zum Beispiel bei der Burgruine Vilseck den Weg gemacht und den Eingang freigelegt. Nun ist die Hammerschmiede an der Reihe. Zusammen mit dem Denkmalamt wollen sie die in ganz Tirol und darüber hinaus einzigartige Schmiede innen und außen bis zum Dach sanieren. „Wir sind erst am Anfang. Heuer machen wir den Sanierungs- und Finanzierungsplan und nächstes Jahr geht es los“, sagt Reinhold Schrettl, der den Museumsverein 1987 gründete. Im Wasserhaus neben der Schmiede sind drei Wasserräder. Eines treibt die drei verschieden großen und schweren Hämmer an. Das zweite Wasserrad bringt die Blasebälge für die zwei Essen zum Schnauben. Die Esse sieht aus wie ein offenes, großes, rechteckiges Kaminloch. Darin wird das Eisen geschweißt und zu brauchbaren Stücken geschmiedet. Und das dritte Wasserrad treibt den großen Schleifstein an. Bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts ist die Schmiede gelaufen.

Das Ende kam durch die Industrielle Entwicklung. 1986 hat man die Wasserräder erneut saniert. Ein schweres Hochwasser hat die Räder versandet und verschoben und die Schmiede stand wieder still. Jetzt sollen die Wasserräder wieder laufen, die Hämmer auf die Ambosse schlagen und die Blasebalge blasen. „Circa 250.000 Euro wird das Projekt kosten, erzählt der vielbeschäftigte Vorstand, der auch noch in seinem Reisebüro Teilzeit mitarbeitet. Er hat es inzwischen seiner Tochter übergeben. Er ist auch noch Jagdaufseher in Vils und handelt mit Antiquitäten. „In den Ruhestand gehe ich erst in zweieinhalb Jahren.“

Schon Königin Maria von Bayern kam oft mit ihrem Mann Maximilian und den beiden Söhnen  Ludwig  und Otto  zu Besuch nach St. Anna. Im Haus der Familie Hartmann, das neben der Schmiede stand, servierte ihnen die Hausfrau Karolina Hartmann Kaffee und Kuchen oder Stielkiachla. Diese Holunderblüten, in Teig getaucht, waren eine besondere Lieblingsspeise der bayerischen Königin, wie die Eintragungen im Gästebuch des Hauses berichten.Um 1920 wurde viel für das Zementwerk Schretter gearbeitet und bis zum Jahre 1923 wurden die notwendigen Holzkohlen in der Kohlenhütte daneben selbst gebrannt. Warum er die ganze ehrenamtliche Arbeit im Museumsverein auf sich nimmt, frage ich ihn. „Reinhold Messner wurde einmal gefragt, warum er auf den Berg geht. Und er antwortete: Weil er da ist. Und ich weiß es auch nicht.“ Er verrät noch, dass er sich immer schon für Geschichte interessiert hat.

Spendenkonto:
Hammerschmiede
St. Anna –  Museumsverein Vils

BLZ: 36345
Kontonummer: 40121
IBAN: IBAN AT 23 36345 00000040121
BIC: RZTIAT22345

 

Text · Bild: Christine Schneider

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