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Das Urspringer Fischerfest ist bekannt im Allgäuer Land

An Peter und Paul wird Fisch gegessen!

Urspring.    Fährt man von Lechbruck über die Brücke nach Steingaden, kommt man durch ein kleines, unscheinbares Dorf, das in den letzten Jahren eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Die Leute pilgern in Scharen nach Urspring, zum alljährlich stattfindenden Fischerfest am letzten Samstag im Juni.

„Drüben überm Lechstausee ist ein Campingplatz. Er heißt Via Claudia. Die Leute kommen schon um 6 Uhr abends zum Fisch essen. Das Fest dauert bis nachts um circa ein Uhr, aber um zehn ist meist alles gar“, sagt Alfred Jörg, Vorstand vom Fischereiverein Urspring.

Es war 1984, als er die Fischerprüfung mit 13 weiteren Männern absolvierte. Unmittelbar danach gründeten sie gleich den Fischereiverein.

Im Fohlenhof in der Nähe gibt es etwa 15 Fischweiher mit Karpfenzucht. Davon haben sie zwei gepachtet. „Wir dachten zuerst, wir müssen Geld verdienen, um die Pacht für die Seen zu zahlen“, erzählt der 70-Jährige, „nicht Zeit habende Rentner“, wie er von sich selbst sagt. Darum organisieren die Vereinsmitglieder seit 1985 jedes Jahr am letzten Samstag im Juni ein Fischerfest. Der Grund, warum gerade dieser Tag gewählt wurde, ist der Ehrentag von Peter und Paul, den Schutzpatronen der Fischer.
Als der Sturm Wiebke im Spätwinter 1991 die Wälder verwüstete, bekam der Verein 170 Stämme vom Fohlenhof geschenkt. Daraus bauten sie eine Fischer- und Gerätehütte am See, den ein Vereinsmitglied ist Zimmermann. „Wir mussten die Bäume mit der Hand rausziehen“, erinnert sich Alfred Jörg an die viele Arbeit. „Und die Stämme für die Blockhütte sollten ungefähr gleich dick sein.“  Inzwischen zählen sie schon 51 Mitglieder, darunter auch einige Frauen.

Als das Fest immer mehr zu einem Erfolg wurde, kauften sie ein großes Zelt und die Stühle dazu, denn das Ausleihen wird mit der Zeit zu teuer. Den Erfolg des Festes belegen ständig steigende Besucherzahlen.

Circa 3 Zentner, oder einhundert Fische, werden für das Fest benötigt. Die angebotenen Karpfen sind nicht älter als drei Jahre. Drei bis vier Wochen vor dem Fest werden sie herausgefischt. „Sie sind bei uns in einem gutem Quellwasser, sonst fangen sie zu moseln an“, erzählt der Vorstand.  Karpfen halten sich am Grund eines Sees im trüben Waser auf und fressen Algen. Allerdings schmecken sie nur nach einer Zucht in klarem Wasser wirklich gut. Das ist sicher ein Grund für den Erfolg des Festes. Die Fische kommen frisch auf den Tisch, aus Seen mit viel Quellwasser. Die Forellen werden einen Tag vorher geschlachtet. So lange sollten sie auch liegen bleiben, damit sie nicht zerfallen.

Samstag vormittags beginnen die Frauen mit dem Würzen und Räuchern. Denn nicht nur der Verein macht mit, sondern auch die Frauen der Fischer. Und alle sind mit Begeisterung dabei. Alfred Jörg erzählt ein Beispiel: „Wir haben einen guten Zeltmeister. Er passt so gut auf unser Zelt auf, als ob es sein eigenes wäre.“ Das Zelt muss jedes Jahr zum TÜV, und Reparaturen sind teuer. Es wird vor dem Vereinshaus mitten im Ort aufgestellt. Zusätzlich gibt es eine Bar, die bis open end geöffnet hat und in  jedem Jahr musikalisch unterstützt wird durch eine Musikkapelle aus Bernbeuren.

Als pensionierter Käser ist Alfred Jörg schon seit Jahren für die Käsebrotzeiten der Besucher, die keinen Fisch mögen, verantwortlich.

Fischliebhabern dürfte jedoch das Wasser im Mund zusammen laufen, wenn sie die Speisekarte durchlesen: Da wären Karpfen- oder Seelachsfilet in Bierteig paniert, in Kräutersauce, dazu Kartoffelsalat. Oder Forelle gebraten und geräuchert, Steckerlfisch und Fischpflanzerl.

Im Sommer arbeitet Alfred Jörg auf der Alm als Hirte. „Im Winter gehe ich Rehe, Schafe und Tauben füttern.“ Meine Frage, warum so viele Leute zum Fischerfest pilgern, beantwortet er so: „Fisch gibt es ja nicht überall in den Wirtschaften. Und noch ein gutes Bier dazu. Es hat sich einfach herumgesprochen.“

Text · Bild: Christine Schneider

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