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Filmemacherin Gabi Dinsenbacher

Gespür für Informatives und Fokus auf Mensch und Natur

Füssen.    Eiskunstlauf – für Gabi Dinsenbacher die erste Erinnerung an ihre Jugendzeit in Füssen. Die damals zehnjährige Tochter eines Lehrerehepaars war mit ihren beiden Brüdern sofort fasziniert von den Sportmöglichkeiten und der Natur im Allgäu. „Die Wochenenden gehörten der Familie und wir haben uns die Gegend um Füssen herum erwandert. Damals hatten meine Eltern noch kein Auto”, erinnert sich die geborene Bad Aiblingerin. Auch in der Studentenzeit zog es sie jedes Wochenende nach Füssen“. Keiner der Füssener, die damals in München studiert haben, hat es dort am Wochenende ausgehalten. Jeder wollte am Wochenende in die Berge”, sagt Gabi Dinsenbacher lächelnd. Heute lebt sie am Staffelsee und empfindet die Zufahrt nach Füssen als ein schönes Ankommen, welches sie mit Stolz auf ihre Heimat erfüllt.

Bereits während ihres Studiums der Romanistik, Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte wusste sie, dass sie nicht dem Berufsweg der Eltern folgen wollte. Sie träumte von einer Zukunft als Bühnenbildnerin oder Regisseurin am Theater. „Wie das im Leben so ist kam es anders, als ich es mir gewünscht hatte. Zufällig bekam ich eine Hospitanz beim Bayerischen Rundfunk. Nach den ersten kleinen Erfolgen habe ich gemerkt, dass dies mein Weg ist. Und hier bin ich bis heute”, erzählt die heute 59-Jährige. Sie weiß Ihr Glück zu schätzen, denn viele ihrer Filmkollegen sind im Laufe der Jahre arbeitslos geworden. Leicht war es für Gabi Dinsenbacher dennoch nicht. Ihre beiden Kinder hat sie alleine aufgezogen und der Spagat zwischen Familie und dem reise- und zeitintensiven Filmemachen hat sie viel Kraft gekostet. „Manchmal wusste ich nicht, wo mir der Kopf stand. Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre ich nie da, wo ich heute bin. Meine Kinder wussten, dass es nicht anders ging und erinnern sich heute gerne an ihr zweites Zuhause bei Oma und Opa”. gibt sie nachdenklich zu. Ihre Filme dreht sie immer mit großer Disziplin und Liebe zum Detail. Sie ist sich der Verantwortung, die sie beim Filmemachen hat, sehr bewusst. „Die Schicksale, die ich beispielsweise bei den Menschenportraits für die Reihe Lebenslinien im Bayerischen Rundfunk kennengelernt habe, sind für beide Seiten eine Herausforderung. Zum einen müssen die Porträtierten sich noch einmal bis ins kleinste Detail mit ihrem eigenen Schicksal befassen. Zum anderen ist es meine Aufgabe, die Quintessenz so herauszuarbeiten, dass sie realistisch wiedergegeben wird. Ein Machtmissbrauch meinerseits wäre fatal. Das Wichtigste für mich ist, dass die Hauptperson zufrieden mit dem Film ist”, sagt Gabi Dinsenbacher ernst.

Viele intensive Begegnungen

Während eines Filmdrehs, der meist zwischen drei und sechs Monate dauert, begleitet sie ihr Filmthema Tag und Nacht. Erst wenn der Film abgeschlossen ist, schafft Gabi Dinsenbacher es, sich zwar vom Thema zu trennen, von den Menschen aber nicht. Sie ist froh, dass auch viele ihrer Akteure dies spüren und sich immer wieder melden: „Viele Begegnungen sind so intensiv, dass sich daraus andauernde Kontakte und fast schon Freundschaften ergeben”.
Eine ganz besondere Beziehung pflegt die Filmemacherin zu ihrem Lebensgefährten Michael, einem gelernten Techniker. Mit seinem Interesse für Kino, Filme und Fotos eröffnet er immer wieder neue Blickwinkel. „An Michael schätze ich vor allem seinen scharfen Blick und sein feines Gespür für Konzeption und Dramaturgie. Wenn ich bei einem Film nicht weiterkomme, steht er mir als Berater zur Seite. Auch seine Kritik bringt mich oft weiter. Unsere Sprache ist die Filmsprache”, schwärmt die 59-Jährige.
Auch wenn ihr Lebensweg durch einige Höhen und Tiefen geprägt ist, auf eines ist sie besonders stolz. Trotz oder gerade wegen ihres Berufes als Filmemacherin hat sie ihre beiden Kinder ohne Fernseher erzogen. „Es gab zwar viele Diskussionen, aber heute sind mir meine Kinder dankbar. Ausgewählte Filme wurden bei den Grosseltern auf Video geschaut. Immer und immer wieder. Mir war es wichtig, den Kindern meine Liebe und den Respekt zu Natur und Kunst nahe zu bringen und sie auf wesentliches zu fokussieren”.

Text · Bild: Stephanie Derday

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