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Im Gespräch mit Füssens Bürgermeister Paul Iacob

Füssen.   Was ist mit dem Allgäuer Dorf, weshalb wurde eine Außenbereichssatzung für das Wasenmoos beantragt, nachdem anscheinend der Stadtrat einstimmig gegen die Schwarzbauten war und muss ein Bürgermeister alle Posten selbst erfüllen? Das und mehr wollte Füssen aktuell in einem Gespräch mit Füssens Bürgermeister Paul Iacob erfahren.

Genau vor einem Jahr gab es die Pressekonferenz bezüglich des Allgäuer Dorfes. Seither hört man nichts mehr. Werden die Planungen weiter verfolgt? Ja, es wird an dieser Planung gefeilt und gearbeitet. Wir waren erst kürzlich im Landratsamt und haben uns die letzten Fortschritte angeschaut. Die Betreiber und Investoren stehen zum Teil schon da und ich muss sagen, es wird eine tolle Sache mit einem großen Erlebniswert und das nicht nur für die Touristen, sondern auch für die Einheimischen. Wir wollen kein Outlet-Center, wir wollen den Leuten zeigen, was das Allgäu auf seine authentische und auch moderne Art zu bieten hat. Das Allgäu ist ein positiver Umweltfaktor, es hat einen hohen Stellenwert – und das wollen wir vermitteln. Alle Häuser sind modern, energetisch auf aktuellem Stand, aber zugleich auch historisch angehaucht.

Wie hoch ist die Investitionssumme? Die Investoren gehen von 40 bis 50 Millionen aus.

Ist die Stadt Mitinvestor? Nein. Die Stadt wird hier nichts finanzieren. Wir haben die Grundstücke an die Investorengruppe weitergegeben. Die Aufgabe von uns ist es, die Synergieeffekte mit der Altstadt und dem Festspielhaus aufzubauen und ich denke, dass das Allgäuer Dorf als Verbund gut dastehen wird.

Zwei Stadträte haben einen Antrag auf eine Außenbereichsatzung im Wasenmoos beantragt. Es heißt, Sie und  Landrat Fleschhut sind dagegen. Wie sehen Sie das? Wenn das jemand sagt, dann ist es eine falsche Behauptung. Der Stadtrat hat die Bitte des Landratsamtes, bei der Aktion im Moos „aufzuräumen“ und die Schwarzbauten abzubauen, unterstützt. Dazu wurde das Landratsamt vom bayerischen Innenministerium mehrfach aufgefordert. Es gab interne Gespräche im Stadtrat und auch eine Abstimmung mit klarer Mehrheit, die sich für die Unterstützung des Landratsamtes aussprach. Den Eigentümern wurde nach weiteren Verhandlungen, unter der Voraussetzung einer Vertragsunterzeichnung,  eine Wohnfrist von 15 Jahren eingeräumt.

Wenn es einstimmig vom Stadtrat beschlossen wurde, warum dann diese Meinungsänderung?
Das weiß ich nicht. Völlig von dem wegzugehen, was man beschlossen hat, war auch für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe es aber zu akzeptieren, weil wir demokratisch arbeiten und an Weisungen des Stadtrates gebunden sind. Unsere Leute in der Verwaltung sind jetzt gefordert. Sie müssen nun ausarbeiten, was alles an Minimalforderungen in Bezug auf eine Außenbereichssatzung erfasst werden muss. Welche Infrastruktur ist für das Moos notwendig: Kanalisation, Kläranlage, Straße, Wasser und Strom? Wenn wir wissen, welche minimalsten Voraussetzungen erforderlich sind, werden wir die Kosten zusammengefasst dem Stadtrat unterbreiten können. Der Stadtrat muss letztendlich diese Ausgaben genehmigen, die dann von den betroffenen Bürgern getragen werden müssen.

Es entsehen bereits jetzt Kosten, wer übernimmt die? Es sind verwaltungsinterne Kosten, die der Steuerzahler trägt. Wird die Infrastruktur realisiert, dann werden diese Kosten auf die Eigentümer umgelegt. Das ist gesetzlich so vorgeschrieben.

Kann aus einer Außenbereichssatzung ein Baugebiet werden? Nein, auf keinen Fall. Es heißt nichts anderes, als das, was bereits besteht, zu sanktionieren.

Wer entscheidet, ob eine Außenbereichssatzung erlassen wird? Die Stadt kann sie einleiten, aber sie muss von den Rechtsaufsichtsbehörden und der Regierung Schwaben genehmigt werden.

Es sollte sich eine Brillenfirma im Gewerbegebiet ansiedeln. Was ist daraus geworden? Die Firma hat sich für Österreich, genauer gesagt für Weißenbach, entschieden. Dort haben sie das Gebäude der Firma Bihler angeboten bekommen. Eine neue Firma umzuziehen macht man nicht im Handumdrehen. Eine Tatsache die wir sicherlich bedauern. Dennoch sind Herr Andreas Rist und ich weiterhin sehr initiativ, was Gespräche mit Unternehmern anbelangt.

Was bringt das für die Stadt Füssen? Gute Kontakte. Zur Zeit wird geprüft, ob wir eine Wirtschaftsförderung  für Firmen bekommen, die zu uns ziehen wollen. Es geht um  Berechnungen und da muss man in die Kalkulation ein paar positive Faktoren einbringen, die letztendlich ein Plus für den Standort Füssen ergeben sollen.

Seit Jahren spricht man darüber, dass Füssen einen Wirtschaftsmanager braucht. Sind Sie von dieser Idee abgekommen?
Nein. Wir bemühen uns derzeit, rathausintern die erforderlichen Kontakte zu Gremien wie Handelskammer, Europäischer Metropolregion zu pflegen. Ebenfalls werden die Füssener Betriebe durch uns zum Gespräch geladen oder besucht. Die Position eines Wirtschaftsmanagers muss noch ins Detail erörtert werden.  Füssen lag 20 Jahre lang im Dornröschenschlaf der Wirtschaftsförderung. Man kann nun nicht gleich erwarten, dass alles sofort anders wird. Wir werden sicher noch etwas Zeit brauchen.

Die Stadt Füssen hat ab Januar keinen Stadtbaumeister mehr.  Kommt jemand nach? Es kommt niemand nach. Er geht zum 31. Dezember 2011 in beidseitigem Einvernehmen.

Wird die Stelle neu besetzt? Die Stabstelle des Stadtbaumeister gibt es in Füssen nicht mehr. Wir haben einen Bauamtsleiter, den Herrn Armin Angeringer. Ihm untersteht das gesamte Bauamt mit all seinen Belangen.

Was meinen Sie, sind die Füssener zufrieden mit Ihrer Arbeit? Ja, ich glaube, dass die Füssener mit meiner Arbeit zufrieden sind. Ich habe Transparenz versprochen und die haben wir geboten. Wir haben in den vergagnenen Jahren vieles auf den Weg gebracht, was in den kommenden Monaten ferig gestellt wird. Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass wir in unserer schönen Stadt unter den Bürgerinnen und Bürgern und den Gewerbetreibeneden sowie der Stadtverwaltung eine positive zukunftsfähige Stimmung erreicht haben. Im Übrigen wünsche ich Ihnen, Ihren Mitarbeitern und allen Füssenerinnen und Füssenern ein gesundes, erfolgreiches neues Jahr.

Das Interview führte Sabina Riegger

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