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Reha wirkt – Integrative Psychosomatik in Pfronten

Fachklinik und Lamas helfen Menschen ins Leben zurück

Pfronten.    Klaus Eberle hat schon viele Lama-Gruppen begleitet und erkennt einen bemerkenswerten Unterschied, wenn er mit den Patienten und einem Therapeuten der Fachklinik Allgäu in Pfronten auf die etwa zweieinhalb stündige Wanderung geht. Die Patienten gehen im Vergleich zu „normalen“ Gruppen auffallend achtsam miteinander um, ebenso sei die Kontaktaufnahme mit den Tieren, berichtet Eberle. Insgesamt sei eine sehr harmonische Gesamt-Atmosphäre zu spüren und die Tiere sind vergleichsweise ruhig und auffallend zufrieden, bemerkt Eberle, Halter von Therapeuten ganz besonderer Art. Wobei diese Formulierung bereits irreführend ist. „Es steckt sehr viel mehr dahinter, wenn wir die Wanderstiefel schnüren und mit den Lamas am Halfter durch die Natur wandern. Die Tiere sind das Vehikel für einen hilfreichen therapeutischen Ansatz“, erklärt Chefarzt Dr. Wangemann den tieferen Sinn dieser innovativen Therapieeinheit.

Es gehe darum, Menschen körperlich und emotional in Bewegung zu bringen. Jedoch stets ohne Leistungsdruck, ohne das Mehr, Schneller, Besser, das die Menschen in der zunehmenden Verdichtung des Alltags- und Berufslebens immer häufiger überfordert und krank macht. Eine Reha-Behandlung in Pfronten kann hier nachhaltige Abhilfe schaffen. Durch eine Verdichtung im positiven Sinne und intelligente Verknüpfungen von Therapieansätzen und Methoden die den Erfolg, der im Normalfall vier Wochen andauernden Reha-Behandlung, in den weiteren Alltag des Patienten verstetigt.

Lamas – die besonderen Therapie-Helfer

Einer dieser Ansätze ist die Wanderung mit den behutsamen und liebenswürdigen Tieren aus der Familie der Kameliden. Die hat bereits an sich schon eine entschleunigende Wirkung. Für Menschen mit Angsterkrankungen und Depressionen kommt hinzu, die Herausforderung gemeistert zu haben und sie berichten anschließend von einem sehr innigen, eindrücklichen und bewegenden Erlebnis. Womit wir wieder beim tieferen Sinn angelangt sind, dem was Fachleute unter Schematheorie kennen. Hierzu ein Beispiel: Der Selbstzweifel „Ich werde eh zurückgewiesen“ wird von vielen Menschen immer mehr verinnerlicht und zur inneren Haltung „Ich bin es nicht wert“ ausgebaut. Der Schutzmechanismus um der gefürchteten Zurückweisung zu entgehen führt in die Isolation. Bei diesen hier nur kurz darstellbaren Mechanismen handelt es sich um Schemata (Muster), die sich nach modernen neurobiologischen Forschungen als neurologisch kodiertes Verhalten festschreiben. Bei dieser erlebnisaktivierten Therapie können diese Muster überschrieben werden. „Es braucht heftige Reize, um hier etwas Positives drüber zu schreiben“, erläutert Dr. Wangemann. Das Erlebnis bei der Lama-Führung nicht zurückgewiesen, sondern über sich hinaus gewachsen zu sein, ist so ein Reiz. Vor- und nachher aufbereitet und in den Gesamtkontext der Behandlung integriert kann so ein hemmendes, krank machendes Schema erstmalig durch ein nachhaltig positives ersetzt werden.

Text: Lars Christian Kink
Bild: Fachklinik Allgäu

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