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Auf ein Wort …

Im Gespräch mit Füssens Bürgermeister Paul Iacob

Sie waren gerade mit einer Delegation in Cremona. Wie hat es Ihnen gefallen? Cremona war wunderschön, hochinteressant und ein Riesen-Erfolg für unsere Stadt.

Inwiefern ein Erfolg? Weil wir für unsere Ausstellung von der weltbekannten Stadt des Geigenbaus eine großartige Anerkennung bekommen haben, die wir dort im Museum der Stadt zeigen konnten. Der Stradivari Stiftung und den Fachleuten ist es bewusst und bekannt, dass Füssen die Wiege der Laute und des Geigenbaus ist. Durch unsere Geigenbauer wurde dieses Handwerk in die Welt getragen. Die Cremoneser haben auf ihren Plakaten geschrieben: Füssen – Cremona des Nordens. Das ist natürlich eine wunderbare Auszeichnung für unsere Stadt.

Was erhoffen Sie sich in der Zukunft von dieser Zusammenarbeit mit Cremona? Einen Kulturaustausch, um Musik in einer qualitativen Hochform zu erleben. Wir sind immer zu Optimierungen bereit. Ich denke, das konnte man in Füssen bislang erleben. Nächstes Jahr hätten wir die Chance, in einer Ausstellung von Juli bis Mitte September, der Welt die schönsten Instrumente zu präsentieren. Ich bin positiver Einstellung und hoffe, dass wir die Ausstellung gemeinsam verwirklichen können. Ich sehe viele Synergieeffekte, die wir nutzen können. Cremona hat zum Beispiel eine Akademie und ein Orchester – vielleicht kann sich auf dieser Bildungsebene eine Zusammenarbeit entwickeln. Auf der anderen Seite bedeutet diese Kooperation mit Cremona auch eine Stärkung für unsere Instrumentenbauer. Wir haben einen Gitarrenbauer und drei Geigenbauer in Füssen. Für sie ist es natürlich eine Imagesteigerung, weil Füssen jetzt wieder im Geigenbau einen Namen hat. Ich betrachte diese Zusammenarbeit mit Cremona für unsere Geigenbauer als eine kleine Wirtschaftsförderung.

Es gibt einige Baustellen in Füssen, die noch nicht abgeschlossen sind, wie zum Beispiel die Holzkonstruktion der Schule oder das Wasenmoos. War Cremona eine willkommene Ablenkung für Sie? Ich lenke mich nicht mit diesen Sachen ab. Probleme sind dafür da, um sie anzupacken, darum bin ich Bürgermeister geworden. Ich denke, die Menschen haben mich gewählt, weil ich mit meiner Erfahrung und einer gemeinsamen Anstrengung schon einiges bewegt habe und sicherlich auch in Zukunft bewegen werde.

Welche Erfahrung gibt es in Bezug auf das Moos? Da gehe ich von der Realität aus. Es gibt ein Gesetz und es gibt Menschen. Ich habe in all den Gesprächen mit dem Landratsamt nie den Menschen aus dem Blick gelassen, aber ich muss auch nach dem Gesetz handeln. Wir haben für die Eigentümer ein Wohnrecht auf zehn und 15 Jahren erreicht, bevor die Häuser und Gartenlauben abgerissen werden müssen. Der Stadtrat steht hinter dem Beschluss.

Gäbe es nicht die Möglichkeit einer Satzungsänderung und der Erstellung eines Bebauungsplanes? Das geht nicht. Wir haben dort ein Gebiet, das schwer zu erschließen ist. Wenn wir das Ganze sanktionieren würden, müssten wir eine Bauleitplanung aufstellen, doch die müsste erst vom Landratsamt und der Regierung genehmigt werden. Sie würden es aber nicht tun, weil es gegen die landesplanerische Sicht wäre. Würden wir eine Erschließung dennoch über einen Bebauungsplan durchsetzen, dann würden die Erschließungskosten, welche die Eigentümer der Gründstücke zu zahlen hätten, viel zu hoch. Allein schon die Bodenbeschaffenheit, Kanal, Strom etc. würden eine große finanzielle Belastung für alle beiden Seiten bedeuten.

Wenn Sie gerade Kosten ansprechen. Ist es wahr, dass Sie dem Kauf der Holzkonstruktion für die Schule bereits zugestimmt haben, bevor der Stadtrat grünes Licht signalisierte? Seit dem Schuljahr 2009 wissen wir, dass wir für die Grundschule zusätzliche Klassenzimmer brauchen. Dies wurde durch die Schulleitung und Schulbehörde und auch durch die Regierung in Schwaben bestätigt. Darüber wurde der Stadtrat informiert und die Verwaltung beauftragt, erforderliche Schritte einzuleiten. Der Landkreis, der für eine einjährige Sanierungsmaßnahme der Realschule Buchloe einen Ersatzunterrichtsbau errichtete, hat uns dieses Gebäude, ausgesattet mit sechs Klassenräumen, angeboten. Nach Rücksprache mit den Amtsleitern und der Aufgabenverteilung durch mich an die einzelnen Resorts, habe ich dem Anbieter – Kreiskämmerer Herr Thoma, signalisiert, dieses Gebäude unter bestimmten Voraussetzungen zu übernehmen.
Dieses Gebäude hätte man binnen kurzer Zeit im Jahr 2011 in Füssen errichten können. Anfängliche Kostenschätzungen für den Kauf und den Ausbau haben uns und den Stadtrat überzeugt, dieses Gebäude für Füssen zu erwerben. Bei einer weiteren Überarbeitung der erforderlichen Ausbaumaßnahmen war der erste kostengünstige Ansatz nicht zu halten. Aus diesem Grund beauftragte der Stadtrat die Verwaltung, Informationen einzuholen über eine massive Bauweise in gleicher Größenordnung. Nach dem diese Bauweise unbedeutend teurer war als das zunächst favorisierte Holzgebäude, wurde der Architekt beauftragt, Pläne zu erstellen.

Das heißt , die Stadt kann nicht vom Vertrag zurücktreten? Ich gehe davon aus, dass wir dieses Gebäude weiterveräußern können, ohne dass die Stadt dadurch finanziell belastet wird. Gespräche mit potentiellen Käufern gibt es bereits.

Der Stadtrat wird sicherlich mehr Fakten verlangen? Es wird in der kommenden Stadtratsitzung eine Chronologie des gesamten Vorganges vorgelegt.

Diese Diskussion brachte ein Mitarbeiter von Ihnen ins Rollen. Wissen Sie, wer das ist? Ja, er hat es auch bestätigt – aber ich möchte mich nicht näher dazu äußern.

Wann schätzen Sie, kann man mit den Arbeiten für den Anbau der Schule beginnen?
Ich wünsche mir, nachdem die Pläne dem Landratsamt bereits vorliegen, dass mit dem Bau heuer noch begonnen werden kann.

Vielen Dank für das Gespräch.

Ich danke Ihnen für das Interesse.

 

Interview: Sabina Riegger

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