Menschen

Lukas Krämmer

Der junge Festwirt

Füssen.    Noch ist es kein Ausbildungsberuf, wahrscheinlich deswegen, weil er so vielschichtig ist und weil man nie so richtig auslernt. Für Lukas Krämmer war das kein Hinderungsgrund. Ganz im Gegenteil, er hat sich den Beruf Festwirt bewusst ausgesucht. „Ich finde, dass kein anderer Beruf so vielseitig ist wie dieser“, so der 17-Jährige. Seit diesem Jahr ist er so richtig im Geschäft mit dabei. Zelte auf- und abbauen, an der Schankanlage stehen, im Büro mithelfen und das mindestens zehn Mal im Jahr. Ob ihm so ein Leben gefällt? „Ja klar, außerdem ist das nur im Sommer so“, gibt er zur Antwort.

Seine Oma ist seit 50 Jahren Gastronomin, seit 1978 hat sie den Festzeltbetrieb. Im Umkreis von 200 Kilometern sind die Krämmers von März bis Oktober unterwegs. Auf sie freuen sich die meisten Leute, denn dann ist Feierlaune angesagt und zünftige Musik. Es ist Bierzeltzeit. In Füssen ist die Familie Krämmer seit sechs Jahren Festwirte. 1.200 Menschen passen in das Bierzelt rein. „Wir haben auch eines, in dem 6.000 Besucher Platz hätten“, erzählt Lukas Krämmer. Seinen angehenden Beruf als Festwirt findet der junge Mann gar nicht so ungewöhnlich. Auch dass er tageweise nicht zuhause in Landshut ist, stört den begeisterten Eishockeyspieler gar nicht. „Es gibt ja Facebook und das iPhone“, lächelt er zufrieden. Mit seiner Oma teilt er sich ein Wohnmobil. „Im Grunde genommen brauche ich es nur zum schlafen und zum duschen“, erklärt er selbstbewusst. Sein Bruder Sebastian, Eishockeyspieler bei den „Landshut Cannibals“, kennt dieses Leben. Er hat sich für den Profi-Eishockeysport entschieden. „Ich will noch Betriebswirtschaft studieren. Mal schauen, wie alles kommt“, erzählt er offen. „Lukas hätte auch Profi werden können. Das Potenzial ist da, aber nicht der Ehrgeiz“, sagt der 19-Jährige und stupst seinen Bruder liebevoll von der Seite an. Unterschiedlicher in ihren Berufswünschen könnten die Beiden gar nicht sein – aber das ist gut so, „meine Kinder sollen das machen, was ihnen auch Spaß macht“, klärt Seniorchef Christian Krämmer auf. Als die Kinder noch klein waren, lebten sie bei der „Schloderer-Oma“. „Für uns war das gut, wir sind selbständig erzogen worden und hatten ein gewohntes Umfeld. Und wenn wir die Eltern sehen wollten, fuhren wir mit dem Auto dorthin, das war alles schon so in Ordnung“, blickt Lukas Krämmer zurück. Noch kennt der 17-Jährige die genauen Abläufe nicht: „Ich muss noch einiges lernen, aber das macht auch richtig Spaß. Wenn andere im Winter arbeiten, habe ich frei, wer hat das schon“. Bei den drei Krämmer-Männern scheint alles aus einem großen Spaßtopf zu kommen. „Nicht ganz“, lenkt Sebastian Krämmer ein, „Vater hat eine gewisse Ironie, die leicht in die Satire übergeht. Manche Menschen nehmen dann alles für bare Münze. Dann ist der Spaß bei uns vorprogrammiert“, so Sebastian Krämmer.

Im Winter macht der angehende Juniorchef seinen Auto- und LKW-Führerschein. „Er muss alles können. Angefangen von der Statik, Elektrik, Zeltaufbau – eigentlich alles. Denn bevor man delegiert, sollte man alles können, damit man weiß wovon man spricht“, so Christian Krämer. Ein echter Biertrinker ist Lukas Krämmer nicht, aber auch kein Bierverächter. „Man muss Bier schon mögen, um diesen Job zu machen, aber deswegen nicht unbedingt Alkoholiker sein“, erklärt Lukas schmunzelnd. „Viele haben ein falsches Bild von einem Festwirt“, ist sich der junge Mann sicher. Nicht alle Klischees müssen stimmen, sagt er ernst. „Ein Bayer muss nicht unbedingt einen Schweinebraten mit Knödel essen. Es gibt welche, die essen lieber mediterran oder sind sehr heikel beim essen. Zu den letzten zähle ich mich auch. Nach dem Motto: Was der Bauer nicht kennt, das isst er nicht“.

Text · Bilder: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024