Fit & WellLeben

Chefärzte Dr. Hinterseer und Dr. Ladner

Grenzüberschreitende Vernetzung der Rettungsdienste

Herzzentrum für die Menschen in der Region im Aufbau

Füssen/Reutte.    Für ihr Herzzentrum Füssen-Außerfern schlagen Anfang August zwei Chefärzte ein neues Kapitel mit guten Nachrichten auf. Füssen aktuell sprach mit Primar Dr. Eugen Ladner, dem Ärztlichen Direktor am Bezirkskrankenhaus Reutte, und mit Dr. Martin Hinterseer, seinem Füssener Kollegen, über das gemeinsame Projekt. Im Außerfern und Ostallgäu wird zügig ein modernes Versorgungsnetz für akute Herzerkrankungen aufgebaut. Die Fragen an die „Motoren“ des von beiden Seiten getragenen Herzzentrums stellte in einer freundlichen kollegialen Atmosphäre in Reutte Werner Hacker. Größter Vorteil des Herzzentrums: Das Team steht 365 Tage jeweils 24 Stunden den Patienten und ihren Angehörigen zur Verfügung.

Was will und kann das von Ihnen beiden ins Leben gerufene Herzzentrum Füssen- Außerfern? Wie sieht das Zeitfenster aus? Dr. Ladner: Für jeden Menschen, der in seiner Wohnung oder auch unterwegs einen Herzinfarkt erleidet, soll schnelle Versorgung geboten werden. Wenn wir zeitnah therapeutisch helfen können, können wir Leben retten oder Lebensqualität verbessern. Deshalb wird unser Herzzentrum schnell seine Arbeit aufnehmen. Wir gehen von Anfang 2012 aus. Die Zeit drängt, denn bei uns dauert der Krankentransport bodengebunden über zwei Pässe viel zu lange. Es kommt zum Beispiel witterungsbedingt und tageszeitabhängig immer wieder zu Transportverzögerungen. Füssen aber liegt direkt vor der Tür.
Dr. Hinterseer: Wir haben es zwar nicht ganz so weit ins nächste Herzzentrum wie die Kollegen im Außerfern, die ihre Akut-Patienten nach Innsbruck bringen müssen. Aber auch bei unseren Patienten aus dem südlichen Ostallgäu müssen derzeit noch längere Transportzeiten akzeptiert werden. Und das Problem ist, beim Herzinfarkt zählt jede Minute, jede Verzögerung bedeutet Verlust an Lebenserwartung.

Wie wird Zeit gewonnen? Dr. Hinterseer: Durch das Tele-EKG-System auf den Rettungswägen kann der Notarzt die Daten und das EKG direkt an die Klinik übermitteln. Dadurch kann Zeit gewonnen werden. Die Diagnose wird am Einsatzort gestellt und der Patient kommt also direkt in den Herzkatheter. Wir arbeiten an der Aufklärung der Patienten und an der besseren Vernetzung der Rettungsdienste in Tirol und im Ostallgäu. Aber wir müssen an allen Schrauben drehen, um die optimale Versorgung zu gewährleisten. Ein wichtiger Pfeiler der Versorgungskette ist das neue Herzzentrum Füssen-Außerfern. Deshalb liegt uns sehr am Herzen, dass der Umbau im Krankenhaus möglichst schnell über die Bühne gebracht wird, damit wir hier das Katheterlabor im Januar eröffnen können.

Was kostet das Projekt und wer kommt für die Kosten auf? Dr. Hinterseer: So ein Projekt lässt sich nur gemeinsam stemmen, deshalb übernehmen die Partner aus dem Außerfern auch einen prozentualen Anteil an den Kosten, der in etwa dem erwartenden Patienten-Anteil aus dem Außerfern entspricht. 
Dr. Ladner: Hochrechnungen gehen davon aus, dass insgesamt 600 Herzkatheter im ersten Jahr des Zentrums durchgeführt werden. Schätzungsweise 150 bis 200 Patienten könnten aus dem Außerfern in Füssen behandelt werden.

Wie sieht die personelle Planung aus. Gibt es neue Arbeitsplätze im Herzzentrum?
Dr. Hinterseer: Wir schulen Pflegekräfte für die Anforderungen im Herzzentrum. In Füssen wird eine Ärztin oder ein Arzt mit Kardiologie-Spezialisierung zusätzlich eingestellt. Darüber hinaus ist geplant, dass Reutte eine Arztstelle für einen interventionellen Kardiologen bekommt. Gemeinsam stellen wir für die Patienten unser Herzspezialisten-Team zusammen. Zusätzlich werden an beiden Kliniken Brustschmerzambulanzen eingerichtet, wo sich Patienten mit Herzschmerzen rund um die Uhr vorstellen können. 

Der Projektanfang liegt erst zwei Jahre zurück. Können die Eckpunkte dieser außergewöhnlichen Kooperation daher überhaupt schon feststehen?
Dr. Ladner: Ja, und wir sind schon recht weit in unseren Bemühungen. Es geht vor allem um juristische Details im Vertrag, beziehungsweise um Finanzierungsfragen mit den zuständigen Stellen der Sozialversicherung und des Landes Tirol. Für uns hat es jetzt Priorität, die Menschen in Tirol und im Ostallgäu über die gewaltigen Vorteile zu informieren, die ein solches Zentrum mit sich bringt.

Man könnte jetzt denken: Das ist eine Einbahnstraße von Tirol nach Füssen. Oder? Dr. Hinterseer: Die Menschen in unserer Grenzregion ziehen daraus einen großen Nutzen. Die stabilisierten Außerferner Patienten kommen an ihr Heimat- Krankenhaus zurück, wo sie exzellent versorgt werden.

Woran ist noch gedacht? Dr. Hinterseer: Die hoch angesehene Kinderheilkunde in Reutte könnte der nächste Partner sein, als Familienzentrum Außerfern-Füssen, obwohl die Babys natürlich weiterhin in Füssen in unserer Geburtshilfe zur Welt kommen sollten.

Was kann das Herzzentrum leisten? Dr. Ladner:  Das Labor erfüllt Aufgaben auf universitärem Niveau zum Beispiel bei Herzinfarkten, Herzklappenerkrankungen und Herzkreislauferkrankungen. Unseren Patienten wird mit diesem Herzzentrum täglich über 24 Stunden und 365 Tage im Jahr die schnellstmögliche Therapie eines Gefäßverschlusses garantiert. In der Reha arbeiten wir übrigens schon sehr gut mit der Fachklinik Enzensberg in Hopfen am See zusammen. Das macht uns sicher, dass auch die Kooperation bei den Akut-Herzerkrankungen mit Füssen ein großer Erfolg wird. Durch unsere Qualität der Patientenbetreuung werden wir bei den Menschen nötiges Vertrauen aufbauen.

 

Text · Bild: Werner Hacker

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