FrauenMenschen

Louise Lawson : „Ich bin Togolesin und Deutsche“

Füssen.   „Irgendwie bin ich immer beides, Togolesin und Deutsche“, erzählt Louise Lawson. 1997 ist sie mit ihren Eltern nach Deutschland gekommen. Ihr Vater stellte den Antrag auf eine Ausreise, weil er für die Firma Bihler als Lackierermeister arbeiten wollte. 14 Jahre sind seitdem vergangen. Ihre Geschwister Elisabeth, Elvis und Joyce sind hier geboren.

Als sie nach Deutschland kam, sah sie zum ersten Mal Schnee. „Es war alles so spannend. Schnee kannte ich nur aus dem Fernsehen und ich wusste gar nicht, dass Schnee so kalt ist“, erinnert sie sich zurück. „Togo kann man mit Deutschland nicht vergleichen. Dort bewegen sich die Menschen ständig im Rhythmus, sie sind sehr offen“, beschreibt Louise. Sie hat gelernt, dass man alles, was man anfängt auch zu Ende bringen muss, auch wenn es einem schwer fällt. „Meine Eltern sind streng mit mir gewesen. Anfangs konnte ich es nicht verstehen, aber mittlerweile weiß ich warum. Sie wollten mich auf den richtigen Weg bringen. In meinem Heimatland hat man nicht immer die Chance, eine Ausbildung zu machen“, so Louise. Ihr Beruf wird in Togo hoch angesehen – „es ist etwas Besonderes wenn man Krankenschwester ist“, lächelt sie bescheiden. Auch Louise hat Musik im Blut. Sobald sie ein paar Takte hört, bewegt sich ihr Körper automatisch. Irgendwann will sie nebenberuflich singen. Gesangsunterricht hat sie bei Janet Chvatal, der amerikanischen Musicalsängerin aus Füssen. Auch Louise liebt Musicals, „sie sind so wunderschön“ und fängt an „Circle of Life“ aus dem Musical „Der König der Löwen“ zu singen.

Einen krassen Unterschied in Kleidung sieht man erst dann, als sich die 19-Jährige umzieht und plötzlich in einem afrikanischen Gewand da steht. „Ich fühle mich wohl darin“, lacht sie, „es ist sehr bequem und so wunderschön.“ Ihre Mutter hat ihr die Kleider genäht „und ich habe mir in Lomé in Togo die vielen bunten Stoffe ausgesucht“, sagt Louise. Es scheint, als ob Louise Lawson zwei verschiedene Menschen darstellt. „Ich bin stolz, Afrikanerin zu sein und ich bin froh, in Deutschland leben zu können. Ich finde es gut, wenn man beide Kulturen leben kann, dann bedeutet es Respekt und Toleranz.“ Zuhause mit ihrer Mutter spricht sie Mina, die Sprache der Togolesen. Französisch hat sie verlernt. Früher konnte sie sich fliesend mit ihrer Oma, die in Frankreich lebt, unterhalten. „Mit meinen Geschwister und meinem Vater spreche ich öfter Deutsch – ich finde es schön, wenn man zweisprachig aufwächst.“

Wegen ihrer Hautfarbe wurde sie einmal „etwas komisch angeredet“, wie es die junge Frau ausdrückt. „Es war nichts Dramatisches. Ich denke, die Hautfarbe spielt bei jungen Menschen keine Rolle und das ist gut so.“ Einige von ihren Verwandten leben in Deutschland. „Wenn wir uns treffen, dann wird getanzt und gegessen“ und meint gleichzeitig, dass sie afrikanisch nicht kochen kann, weil es so aufwendig ist und wenn, dann nur mit ihrer Mutter zusammen. Dann gibt es Couscous, Fou-Fou und vieles andere mehr.  Wenn Sie mit Freunden unterwegs ist, isst sie am liebsten Kässpatzen. „Die schmecken einfach köstlich“, schwärmt Louise. Ob Sie irgend wann einmal nach Togo zurück will? „Aber nein, hier ist meine Heimat. Hier fühle ich mich wohl. Wir Kinder, die zwischen zwei Kulturen aufwachsen, wollen weder das eine, noch das andere vermissen. So geht es zumindest mir. Hier sind alle meine Freunde und das ist gut so.“

 

Text · Bilder: Sabina Riegger

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024