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Internet-Radio mit Geeny

Eine Seniorin von heute: Petra Schwarz

Schwangau. Nichts bereuen, zu all dem stehen, was man gemacht hat und das Leben in vollen Zügen genießen, was für eine Freiheit. Petra Schwarz lebt sie. Die 68er haben sie wohl geprägt – nämlich sich offen Neuem zu stellen und das Alter nicht als eine Last, sondern als Lust am Leben zu sehen. Und wenn ihre Mutter, Dr. med. Thea Hage, das Angebot ihres Cousins Kurt Neumann, eines deutsch-amerikanischen Regisseurs, angenommen hätte um nach Hollywood zu gehen, dann wäre aus Petra Schwarz keine Medizinisch-technische Assistentin, sondern vielleicht eine Schauspielerin oder Drehbuchautorin, oder vielleicht sogar eine Synchronsprecherin geworden. Wenn…

Petra Schwarz ist eine so genannte moderne Seniorin, eine „Silver Surferin“, was soviel bedeutet wie „ältere Internetnutzerin“. Denn das Internet ist für die 67-Jährige das Kommunikationsmittel schlechthin, ein Portal nicht nur für die Jungen. „Gerade für die ältere Generation ist das Internet eine Fundgrube“, so die Schwangauerin. Petra Schwarz ist „The Voice“, mit Nicknamen Geeny, die Streamdaten braucht, um zu senden und eine Playlist mit mehr als 80.000 Titeln hat. Für wen das nun ein Kauderwelsch aus technischem Computer-Englisch ist, hier die deutsche Version. Petra Schwarz wird im Internet auch „Die Stimme“ genannt. Sie nennt sich Geeny, nach ihrer Katze. Um auf Sendung zu gehen, braucht die 67-Jährige die Zugangsdaten für das Internetradio und kann über 80.000 Musiktitel aus ihrem gesammelten Repertoire spielen. „Radio Zwiebel – echt vielschichtig“, so heißt das Internet-Radio, bei dem sie Moderatorin ist und ihr eigenes Programm macht. „150 Zuhörer habe ich im Durchschnitt. Für ein Internet Radio ist das sehr viel“, sagt sie stolz. Kuschelstunden mit Poesie, Klassik am Sonntag oder Städtequiz, so heißen ihre Sendungen, an denen sich die Hörer aktiv beteiligen können.

Immer was Neues

Für Petra Schwarz ist das Internet-Radio eine tägliche Herausforderung. „Jeder Tag birgt neue Erfahrungen, fordert meinen Geist und ich bin am Puls der Zeit“, gibt sie zu verstehen. Zum „alten Eisen“ zählt sie sich noch lange nicht, „es gibt noch so viel zu tun“, sagt sie lachend. Ihre 67 Jahre scheinen nur auf dem Papier ihre Berechtigung zu haben. Erst recht, wenn sie von ihren Reisen nach Las Vegas erzählt und dem tollen Abend bei der Show von Siegfried und Roy. „Ich habe an Siegfried Fischbacher einen Brief geschrieben und habe ihm erzählt, wie sehr ich mich auf die Show freue und das ich mit meiner Mutter nach Las Vegas kommen werde. Er hat mir tatsächlich geantwortet und in dem Antwortschreiben waren zwei Karten“, erzählt sie immer noch fasziniert. Den besten Platz bekam sie zugewiesen und traf sich nach der Show mit den beiden Magiern. „Es war ein ganz besonderer Abend. Danach bin ich ins Casino gegangen und habe viel gewonnen – allerdings nur an Erfahrung. Das ist Adrenalin pur.“

Emotionen mit Kick

Einen Kick, wie Petra Schwarz es nennt, brauchte sie schon immer. Normale Hobbys waren nicht ihr Ding, genauso wenig wie heute die „Damen-Kartenspiele“. Auf dem Wasser gleiten, sich den Wind um die Ohren wehen lassen und ein bisschen die weite Welt erahnen, das konnte sie beim Surfen. „Ich habe es bis zum Exzess gemacht – und es war einfach toll.“ Viel zu sagen gibt es zu diesem Kommentar nicht, außer dass Petra Scholz schon über 40 Jahre alt war, als sie mit dem Surfen anfing.

Wenn Petra Schwarz erzählt, lebt man ihre Geschichten mit, die voller Gestik, Mimik und Emotionen sind. Sie hat schauspielerisches Talent so wie ihre Mutter Dr. med. Thea Hage, die Schauspielerin an den städtischen Bühnen in Nürnberg/Fürth und Amberg war. Petra Schwarz hat sie ein einziges Mal als Schauspielerin erlebt. Sie spielte das Schneeweißchen.

Seitdem kennt sie ihre Mutter nur als Ärztin, die gemeinsam mit ihrem Stiefvater eine Arztpraxis in Altersschrofen hatte. Dort lernte sie auch ihren Mann Dieter Schwarz kennen. „Er kam mit einem roten Rennrad dahergeradelt. Ich sah ihn vom Balkon und sagte mir, diesen Mann werde ich heiraten. Da war er noch Student für Mathe und Physik.“ Bereut hat sie diesen Schritt noch nie. Seit 47 Jahren ist er ihr Ehemann, Ruhepol und guter Freund.

 

Text · Bild: Sabina Riegger

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