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99 Jahre in Liebe zu Füssen

Karolina Hanauer und ihre Heimatstadt

Füssen.    Am 12.12.1912, dem Jahr ihrer Geburt, starb Prinzregent Luitpold. Ihm haben die Füssener ein Denkmal gesetzt. Ein Standbild in unmittelbarer Nähe zum Hotel Sonne. Hier ist Karolina Hanauer aufgewachsen und hier wohnt sie wieder. Im Kreise ihrer Familie, in dem sie am 7. Januar ihren 99. Geburtstag feiert. Noch in der Monarchie geboren, blickt Karolina Hanauer auf zwei Weltkriege, eine Diktatur, Zerstörung, Aufbau und Aufbruch zurück. Doch im Fokus der rüstigen Zeitzeugin steht nicht die „große Geschichte“, sondern ihre Kindheit im Hotel Sonne, ihre Familie und ihre Heimatstadt Füssen.

Zwei große Taschen mit Urkunden, Dokumenten, alten Bildern, Briefen und Zeitungsartikeln hat Karolina Hanauer zu unserem Gespräch ins Parsifal-Zimmer des Hotels Sonne mitgebracht. Seit ein paar Jahren wohnt die Seniorin wieder hier im Hotel, das ihr Sohn Frieder mit seiner Frau Collette führt. Das Traditionshaus ist seit nunmehr vier Generationen in Besitz der Famlie Hanauer. Hier fühlt sie sich in ihrem eigenen Zimmer „pudelwohl“. „Ich kann zusammen mit meiner Familie essen, wenn ich möchte habe ich Gesellschaft und muss mich um nichts kümmern“, schwärmt die 98-Jährige.

Langweilig ist es der agilen Füssenerin nie. „Eigentlich wollte ich bis zu meinem 100. Geburtstag mein Buch fertig haben“, erklärt sie und blättert in ihren ordentlich gesammelten Unterlagen. „Die Geschichte von Füssen“ heißt der geplante Titel. „Wissen Sie, ich habe so viel erlebt hier in Füssen. Viele Menschen kennen gelernt und erlebt, wie sich alles verändert hat in den Jahrzehnten bis heute“, erzählt die gebürtige Füssenerin.

Voller Erinnerungen und Ideen

Änderungen in der Lechstadt und im Haus ihrer Kindheit. Ihre Großeltern haben „die Sonne“ vor mehr als 100 Jahren übernommen. „Ich weiß noch genau, wie damals alles ausgesehen hat. Ich habe alles im Kopf und könnte es sofort aufzeichnen“, erzählt die 98-Jährige. Ganz besonders ist ihr der damalige Speisesaal des Hotels am Eingang zur Reichenstraße in Erinnerung geblieben. „Der war für mich das Schönste. Vieles war aus Messing und hellem, gebeiztem Holz. Für mich war das wie Gold. Eine Front war komplett mit geschliffenen Scheiben verglast und wenn dann die Sonne geschienen hat, setzte die Lichtbrechung ein und ich kam mir vor wie in einem Märchen. Einfach wunderschön“, schwärmt sie noch heute.

Obwohl ihr Leben nicht immer ganz einfach war, schwelgt Karolina Hanauer gerne in der Vergangenheit. Wer nun aber denkt, dass sie mit der „modernen Welt“ nichts anfangen kann, der hat sich geschnitten. Neue Ideen und Projekte schwirren der 98-Jährigen nämlich immer im Kopf herum. „Man müsste ein großes Projekt machen, das Füssen nach vorne bringt“, erklärt sie. Denn ihre Heimatstadt Füssen liegt ihr sehr am Herzen. Fachzeitschriften und Tageszeitungen wälzt sie deshalb mit Vergnügen, um Ideen zu sammeln. „Wenn ich dann mit meinem Gehwagen in Füssen unterwegs bin, messe ich in Gedanken schon aus, ob dieses oder jenes Projekt möglich wäre“, so die 98-Jährige. So hat Karolina Hanauer schon eine tolle Idee, wie beispielsweise das Krankenhaus durch eine andere Bepflanzung in ganz neuem Licht erscheinen könnte. „Über Füssen, da kann ich Tag und Nacht nachdenken“, erzählt die findige Seniorin.

Wenn man Karolina Hanauer ansieht, kann man gar nicht fassen, dass sie diesen Januar bereits ihren 99. Geburtstag feiert. Die Frage nach ihrem Geheimrezept beantwortet sie ganz einfach: „Eine gesunde Ernährung und positive Gedanken.“

Einen richtigen Wunsch zu ihrem Ehrentag hat Karolina Hanauer nicht. Nach kurzem Überlegen fällt ihr dann aber doch etwas ein: „Dass Füssen noch weiter nach vorne kommt, denn Füssen gibt es nur einmal auf der Welt.“ Inwieweit dieser Wunsch in Erfüllung geht, weiß man freilich nicht. Auf jeden Fall wünscht Füssen aktuell Karolina Hanauer zum 99. Geburtstag alles Gute und noch viele weitere gesunde Jahre in ihrem Füssen.

Text · Bild: Martina Schuster

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