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Krankenhaus Füssen ist wichtiger Standort

Rund um das Krankenhaus brodelt die Gerüchteküche. Bekommt das vom Sorgenkind zum Vorbild für die vier anderen Kliniken im Ostallgäuer Verbund aufgestiegene Haus möglicherweise einen neuen Träger? Steht sogar eine „feindliche Übernahme“ bevor? Schmiedet der so nah angesiedelte Konkurrent in Pfronten einen Privatisierungsplan, der Füssen überhaupt nicht gefallen könnte?

Darauf jedoch ging die Tagesordnung für einen öffentlichen Abend des Vereins der Freunde und Förderer des Krankenhauses Füssen gar nicht ein. Die insgesamt fünf Punkte waren völlig allgemein formuliert. Es wusste aber doch fast jeder unter den über hundert Teilnehmern: Hier kommen die wilden Gerüchte zur Sprache. So übte man sich in Geduld – und es war ja nicht uninteressant zu hören, wie nacheinander die Ärzte ihre Abteilungen vorstellten. Da kam Teamgeist ans Tageslicht.   
Erst nach zwei Stunden im proppevollen Kuppelsaal brachte der Förderverein die heißen Themen in die Runde, die für den gewaltigen Ansturm auf den Info-Abend gesorgt hatten. Wer diskutiert über einen Verkauf des Krankenhauses oder darüber, es zu schließen? Besteht die Absicht, eine Abteilung wie zum Beispiel die Füssener Gynäkologie zu verlegen? Kommen viele Babys dann auf der A7 zur Welt, weil das nächste Krankenhaus nicht mehr nah am Heimatort ist? Gibt es Kaufangebote und in welcher Höhe? Wann kommen endlich die Kräne und Bagger für die Sanierung?

Die direkten Fragen aus dem Publikum prasselten auf das Podium nieder. Zuvor hatte Karl Spindler, der ausgeschiedene Vorstandsvorsitzende, mit harten Fakten den Aufwärtstrend belegt. Er sagte: „Die Füssener Aussichten sehen positiv aus.“ Das Haus könne wirtschaftlichen Erfolg erzielen. Die meisten Fragenden wandten sich nun direkt an Dr. Susanne Schlichtner. Diese hatte sich als neue Vorstandsvorsitzende der Kliniken Ostallgäu kurz vorgestellt. „Ich stehe für eine starke Vernetzung der Häuser. Unser Konzept sieht eine klare Schwerpunktbildung an jedem Standort vor“, erklärte die Juristin.  Erleichtert nahmen die Füssener zur Kenntnis: Nun wird gebaut.
Das Geld sei auch noch 2010 verfügbar – „das gilt auf jeden Fall. Somit spielt es in diesem Zusammenhang keine Rolle, dass die frühere Gesundheitspark-Idee zu den Akten gelegt wurde.“
Dr. Susanne Schlichtner dementierte die Verkaufsabsichten, wollte jedoch für die einzelnen Abteilungen des Hauses keine Garantie über zehn Jahre geben.
Förderverein-Vorsitzende Gerda Bechteler  meinte als Moderatorin: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Es war Dr. Peter Schwarz, dem zweiten Vorsitzenden des Vereins der Freunde und Förderer des Krankenhauses Füssen, zu danken, dass nicht weiter um den heißen Brei herumgeredet wurde. Er griff zum Mikro und fragte: „Wer nennt hier Ross und Reiter?“ Den Vereinsmitgliedern sei unverständlich, warum das Krankenhaus in dieser abschätzigen Form zum Thema in der Öffentlichkeit werde. Landrat Johann Fleschhut nahm am Info-Abend in Füssen nicht teil. Damit fehlte auch der Ansprechpartner, der vielleicht etwas mehr Licht ins Dunkel hätte bringen können. So blieb auch die Frage offen, ob ein privater Investor bereits mit seinem Millionen-Angebot vor der Tür stehen würde. Darauf hatten weder Hubert Endhardt als stellvertretender Landrat noch Uschi Lax mit Sitz im Verwaltungsausschuss eine Antwort. Beide haben versichert, dass sie nicht wissen, ob eine „neue Trägerschaft“ angedacht sei. So war auch Endhardt unter den ersten, die nach dem Schlusswort der Vorsitzenden Bechteler ihre Unterschrift unter die vorbereitete Resolution setzten.

 

Interview mit Landrat Johann Fleschhut:

Es wurden Vorgespräche mit dem Pfrontener Krankenhaus bezüglich des Krankenhauses Füssen geführt. Es hieß: Das Kommunalunternehmen Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren (KU) will das Haus in Füssen an Pfronten veräußern. Inwieweit stimmen diese Aussagen?
Es war noch nie ein Thema, das Krankenhaus Füssen zu verkaufen oder Abteilungen zu reduzieren. Das wird auch kein Thema sein. Diese Behauptungen sind aus der Luft gegriffen. Füssen ist erfreulicherweise vorangekommen und hat ein gutes Vertrauen nicht nur von den niedergelassenen Ärzten sondern auch von der Bevölkerung erworben. Was wir uns überlegt haben, ist, wie zwei Krankenhäuser, die auf engem Raum ein ähnliches Spektrum haben, sich besser austauschen können, um ihre medizinische Qualität und wirtschaftliche Situation zu steigern. Wir sollten alle daran mitwirken, dass völlig unbegründete Gerüchte nicht Bevölkerung und Mitarbeiter verunsichern und unserem Krankenhaus schaden.
Wie wichtig ist das Krankenhaus Füssen für das Kommunalunternehmen Kliniken-Ostallgäu/Kaufbeuren (KU)?
Wir sind eine Einheit. Füssen ist ein wichtiger Standort allein schon durch die geographische Lage. Weil die Entfernungen von Füssen bis zum nächsten Krankenhaus des KU doch beträchtlich sind, hat es eine wichtige Versorgungsfunktion., die auch aufrecht erhalten werden muss. Außerdem verfügen wir über großartige Ärzte, ein engagiertes Pflegepersonal und damit über ein hervorragendes Angebot für die Menschen, wenn sie ein Krankenhaus brauchen.
Wie stehen Sie persönlich zum Krankenhaus?  Meine eigenen Aktivitäten zur Sicherung und Stärkung sind in den letzten Monaten so stark wie in keinem anderen Haus des Unternehmens gewesen. Es ist aber auch schwierig, wie bei keinem anderen Standort, eine einheitliche Unterstützung des Hauses  zu bekommen. Trotzdem werden wir den Einsatz auf höchstem Niveau halten.
Warum waren Sie bei der Versammlung des Fördervereins nicht dabei, um einiges vor Ort klären zu können? Ich habe die Einladung zwei Tage vorher bekommen. Es war mir in der kurzen Zeit nicht möglich, andere Termine zu verschieben. Unser KU war durch die neue Chefin Dr. Schlichtner und den früheren Interimsvorstand Spindler vertreten.
Das Interview führte Sabina Riegger

 

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