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Betina Hillmayr: Erfolgsschwimmerin ohne Ruhm

„Stell Dir vor Du gewinnst Medaille um Medaille und keiner merkt es.“ Genau so könnte man das, was Betina Hillmayr macht, beschreiben. Es geht ihr nicht nur um die begehrten edelmetallischen Auszeichnungen, es geht ihr vor allem um das pure Wettkampfgefühl, das gegenseitige Messen im Sport und natürlich um den Spaß, den das alles mit sich bringt. „Die Medaillen sind eher Nebensache, die bekommt man halt dabei.“ Der Schwimmsport ist die große Leidenschaft der gebürtigen Füssenerin, die im Kindesalter noch beim legendären Trainer Hubert Kotte im früher noch bestehenden Hallenbad ihre ersten Stunden nahm.

Besonders gut war ich damals nicht wirklich, Schmetterling konnte ich überhaupt nicht“, lacht die heute 46-Jährige. „Ich hab dann auch nach knapp zwei Jahren wieder damit aufgehört.“ Nach der Schulzeit sowie einer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau folgte einige Jahre später die Geburt ihrer Tochter Sarah-Marie, bevor sie der Liebe wegen dann schließlich in ihre heutige Wahlheimat Hannover zog. „Durch meine Tochter bin ich dann auch wieder zum Schwimmen gekommen“, erzählt Tina. „Ich hab ihr immer beim Training zugesehen und mich dabei immer erinnert, wie gern ich diesen Sport selber auch ausgeübt habe.“ Durch den Trainer der Tochter ergab sich dann der Kontakt zu einem professionellen Verein. „So hab ich nach all der Zeit wieder damit angefangen, obwohl ich dazwischen fast 22 Jahre lang wie ein Schlot geraucht hab.“ Seitdem startet Betina für die SGS Hannover, einen Zusammenschluss von sieben Schwimmvereinen aus Hannover. „Nach gut drei Jahren Training hab ich dann angefangen, richtige Wettkämpfe in der sogenannten Masters-Klasse zu schwimmen.“

Vielzahl von Gold-, Silber- und Bronzemedaillen

Das „Masters-Schwimmen“ gilt als der aktive Seniorensport im deutschen Schwimmsport. Rund 25.000 aktive Masters-Schwimmer zählt der Deutsche Schwimm-Verband in knapp 1.200 Vereinen. Hier werden bei den verschiedenen Altersklassen ab dem zwanzigsten Lebensjahr jeweils fünf Jahre zusammengefasst. „In meiner Altersklasse schwimmen rund 200 Frauen, da sind auch ehemalige Spitzensportler dabei, die zum Teil auch schon bei Olympischen Spielen oder anderen hochkarätigen Wettbewerben angetreten sind.“ Hier treffen sich also die jeweils besten der Welt. Wie etwa Dagmar Frese, die 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal antrat und nun mit Tina zusammen in der Mixed-Staffel schwimmt. Umso mehr wundert man sich dann schon, wenn jemand, der weder jugendliche Olympia-, noch WM-Erfahrung mitbringt, in dieser Klasse überhaupt mithalten und dann sogar auch noch große Erfolge erzielen kann. Denn immerhin hat Betina Hillmayr nach gut zehn Jahren Masters-Schwimmen schon eine wahre Vielzahl von Gold, Silber- und Bronzemedaillen eingefahren, ob bei Bezirks- und Landesmeisterschaften oder bei Deutschen Meisterschaften. Genauso ist sie aber auch international bei Europa- und Weltmeisterschaften am Start.

Als beste Platzierung bei einer von vier Weltmeisterschaften, an denen sie bisher teilnahm, kann sie immerhin einen elften Platz in der Disziplin 50 Meter Freistil vorweisen. „Den zehnten Platz hab ich nur um drei Hundertstel verpasst“, schmunzelt sie. Zu den Weltrekord-Zeiten fehlen Tina oft nur ein paar Sekunden. Da wird der Titel der Deutschen Vizemeisterin im Schmetterling über 100 Meter schon fast zur Nebensache. Die Auszeichnungen sind der Lohn für ein hartes Training, das Tina bis zu sechs Mal pro Woche ins Schwimmzentrum zieht. Der Gedanke, irgendwann einmal mit dem Schwimmsport aufzuhören, kam Betina bisher nicht in den Kopf. „Wird er wohl auch nie“, ist sie sich sicher, „bei der letzten Weltmeisterschaft in Kanada war die älteste Teilnehmerin 104 Jahre alt.“

Text: Lars Peter Schwarz · Bild: privat

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