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125 Jahre Kolpingfamilie Füssen: Festakt am 15. Oktober

Die Kolpingfamilie Füssen feiert ihr Jubiläum mit einem bunten Programm aus Musik, Kabarett, einem Bildervortrag über Füssen und einem Festakt für geladene Gäste.

Im Jahr 1846 gründete Adolph Kolping in Elberfeld, einem Stadtteil von Wuppertal in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche einen „Jünglingsverein“. Am eigenen Leib hatte er, ein Schustergeselle, der später Theologie studierte und im Jahr 1845 zum Priester geweiht wurde, die Nöte der Menschen erkannt und in christli-cher Nächstenliebe ersann er ein Werk, das seinesgleichen suchen sollte. Im Jahr 1846 verlegte er sein Tätigkeitsfeld in die Stadt Köln und gründete drei Jahre später den ersten „Gesellenverein“. Auf Reisen durch Europa, Stationen waren Österreich, Schweiz, Italien und Ungarn, verbreitete er seine Idee, fand überall großen Anklang und verhalf seiner Idee zu großem Aufschwung. Das Kolpingwerk Deutschland ist ein katholischer Sozialverband mit 2500 Kolpingfamilien und 240.000 Mitgliedern. International ist das Werk des Sozialreformers Adolph Kolping in 60 Ländern der Erde mit rund 400.000 Mitgliedern verbreitet und arbeitet nach dem Motto: “Verantwortlich leben – solidarisch handeln”.

Gründungsmitglieder der Kolpingfamilie Füssen
Bayerhof Joseph (Schumachermeister), Beck Wilhelm (Kaminkehrer), Berchtold Karl (Bäcker), Brack Georg (Schmied), Danner Karl (Schuster), Doll Wilhelm (Maler), Fischer Xaver (Schreiner), Frank Konrad (Fabrikarbeiter), Geisenhof Joseph (Fabrikarbeiter), Geisenhof Peter (Fabrikarbeiter), Krötz Karl (Schneider), Linder Karl (Bäcker), Löffler Heinrich (Buchdrucker), Martin Johann (Brauer), Metz Johann (Schreiner), Müller Ignaz (Zimmermann), Nigg Karl (Fabrikarbeiter), Nigg Peter (Schreiner), Nigg Valentin (Schreiner), Niggl David (Gipsmüller), Poller Theodor (Bauzeichner), Ruchti Bernhard (Buchbinder), Scheh Max (Gärtner), Schweiger Alphons (Bäcker), Schmid Karl (Maler), Seiler Alois (Buchbinder), Seiler Max (Fabrikarbeiter), Sprenzel Magnus (Schlosser), Widmann David (Schmied), Zimmermann Joseph (Bäcker).

Zur Gründung einer Kolpingsfamilie in Füssen kam es am Stephanstag, dem 26. Dezember 1892. Schon in Mindelheim war Bäckergeselle Johann Maier aus Klosterbeuren Kolpingssohn und mit Unterstützung des damaligen Stadtpfarrers H. H. Ziegler, der dann auch erster Präses wurde, stand der Gründung nichts mehr im Wege. Johann Maier wurde folglich der erste „Senior“, ein Amt, das dem des ersten Vorsitzenden von heute entspricht.

Innerhalb von zwei Monaten gab es weitere Eintritte, sodass nun schon 42 Mitglieder dem Gesellenverein angehörten, ein Jahr später waren es schon 74 Mitglieder. Das bekannteste Ehrenmitglied (Förderer) war Maximilian von Lingg, der später sogar Bischof von Augsburg wurde. Das Vereinsleben gestaltete sich im Sinne Adolph Kolpings, mit Bildungskursen verschiedenster Art. Aber auch das gesellige und gesellschaftliche sowie das religiöse Leben wurde vorangetrieben. Im August 1898 wurde die eigens gefertigte Vereinsfahne feierlich geweiht, ein großes Ereignis im Stadtgeschehen. Unter dem Seeger Kaplan und Präses Karl Lang wurde am 10. Juli 1906 der Gesellenverein in das Vereinsregister eingetragen.

Meilenstein: Ein eigenes Haus für den Gesellenverein

Ein unübersehbarer Mangel war das Fehlen eigener Räumlichkeiten, für Veranstaltungen und Treffen war man immer auf verschiedene Gaststätten angewiesen. Unter Präses Karl Lang wurden die Bemühungen um ein eigenes Zuhause dann konkreter. Durch den Neubau des Bezirksamtes in der Augsburgerstraße eröffnete sich eine große Chance, Die freiwerdende, ehemalige Vogtei am Schrannenplatz wurde zum Ziel der Begierde des Füssener Gesellenvereines. Der Kölner Zentralverband lehnte das Ansinnen so einen „alten Kasten“ zu kaufen jedoch strikt ab. Das hielt den Gesellenverein keineswegs ab und mit dem mutigen und höchsten Gebot von 35.000 Mark kam das stattliche Gebäude in seinen Besitz. Umbau und passende Einrichtung verschlangen weitere 10.000 Mark. Ein mutiges Unterfangen und zugleich Abenteuer und großes Wagnis, für die Zukunft aber weitsichtiges Vorgehen, obwohl mehr als die Hälfte der Summe als Kredit aufgenommen werden musste. Ein unglaublicher Kraftakt, aber eine wichtige Weichenstellung für kommende Generationen. Da die Kolpingmitglieder auch in den schweren Zeiten während und nach dem II. Weltkrieg alles für den Erhalt des Hauses und das Weiterbestehen einsetzten, ist heute mehr als nur Verpflichtung für die Kolpingsfamilie Füssen, dieses Erbe zu pflegen und zu erhalten. Ohne dieses Haus, unsere Heimat, wären wir nicht das, was wir heute sind, es ist Dreh- und Angelpunkt im Leben unserer Füssener Kolpingsfamilie.

In den Jahren 1972 – 1974 hat die Kolpingsfamilie viel Zeit, Herzblut und Geld in die Renovierung des Hauses und den Umbau gesteckt. Das Schmuckstück ist der „Gotische Saal“ mit den Gotischen Deckenbalken, die auf Unterstützung von Rudibert Ettelt und Heimatpfleger Josef Lorch einen ebenbürtigen Platz erhielten. Um die Jahrtausendwende wurde das obere Geschoss ausgebaut, seitdem hat das Kolping-Bildungswerk, jetzt umbenannt in Kolping-Akademie, dort angemessene Räume für Unterrichts- und Bildungsarbeit.

Seit einigen Jahren hat sich erfreulicherweise eine von Sabrina Tiedtke initiierte Jugendgruppe für Kinder von 6 – 10 Jahren etabliert, die von den beiden geschulten Gruppenleiterinnen Eva Schoop und Carolin Winter betreut wird. Treffpunkt ist jeweils freitags außer in Ferienzeiten von 15:00 bis 16:00 Uhr im Gesellenhaus am Schrannenplatz, wer Lust hat kann gerne mal zum Schnuppern vorbeischauen.

Im Rahmen des wöchentlichen Programms im Gotischen Saal des Gesellenhauses bietet die Kolpingsfamilie eine breite Palette von Themen an: Diverse Vortragsabende ebenso wie Glaubensgespräche mit Präses Pater Michael, Theater, Kabarett, Konzertabende und vieles mehr.

Vor über zehn Jahren hat der Verein auch eine Kleinkunstbühne KuKuK (Kunst und Kultur unter Kolping) gegründet. Kabarettisten wie Helmut Schleich, Monika Gruber, Eisi Gulp, Barbara Ruscher und viele andere traten im Gothischen Saal auf. Junge Künstler aus der Jazzszene wie die Brüder Schiffbäumer oder der bekannte Pantomime und Comedian Detlef Winterberg begeisterten das Publikum. Theater und Lesungen aber auch ein Poetry-Slam organisierte das Kolping-Team.
Zu allen abwechslungsreichen, interessanten und stets öffentlichen Veranstaltungen auch immer freitags (außer zu Ferienzeiten) steht für Interessierte und Gäste die Türe im Gesellenhaus immer offen. Besucher sind bei Kolping immer herzlich willkommen.


Rahmenprogramm: 125 Jahre Kolpingfamilie Füssen

Die Karten können beim SR Verlag reserviert, Telefon: 08362/940174, oder an der Abendkasse gekauft werden.


Samstag, 7. Oktober, 20 Uhr
The Leonard-Cohen-Project – Songs Of Love And Hate …
Eintritt: 15 Euro

… ist ein Studio-Album des kanadischen Musikers und Schriftstellers Leonard Cohen aus dem Jahr 1971. Die Musiker Thomas Schmolz (Gitarre), Jürgen Gutmann (Gitarre, Gesang) und Manuel Dempfle (Gitarre, Gesang) konzentrieren sich vor allem auf die frühen Lieder des Poeten Leonard Cohen, die noch maßgeblich von seiner markanten Stimme und Gitarrenbegleitung geprägt sind. Das Trio spielt diese Songs in einer eigenen, ganz auf Gitarrenmusik und Gesang reduzierten und doch authentischen Version. Die schmerzlich-schöne Hommage wird um allerlei Anekdoten rund um Leonard Cohen ergänzt und mit einigen Liedern von Freunden und Zeitgenossen wie Simon and Garfunkel oder Bob Dylan abgerundet.


Mittwoch, 11. Oktober, 19.30 Uhr
NEPO FITZ – 1000 Prozent. Laut. Echt. Jetzt.
Eintritt: 15 Euro

Der Sohn der Kabarettistin Lisa Fitz und des Moderators und Rockmusikers Ali Khan wurde bereits mit zehn renommierten Kabarett- und Comedypreisen ausgezeichnet. Kaum betritt Fitz die Bühne, schon steht er unter Strom! So energetisch aufgeladen, vielseitig, begabt, hart arbeitend und urkomisch präsentiert sich selten wer auf der Kleinkunstbühne – da bleibt wahrlich kein Auge trocken! Und keine Angst: sie werden mit genauso vielen Fragezeichen nach Hause gehen, wie sie gekommen sind. Aber eben mit anderen, skurrileren, wilderen …


Freitag, 13. Oktober , 20 Uhr
Stadtansichten – so war‘s amol – Bildervortrag von Hubert Riegger.
Eintritt frei!

Nach dem erfolgreichen Bildervortrag im April zeigt der Hobbyfotograf nun zum 2. Mal unter dem Motto „So war’s amol – Stadtansichten, Gebäude und Menschen aus Füssen und Umgebung“. Der Abend soll herzlich dazu einladen, sich an dem Vortrag zu beteiligen. Jeder weiß vielleicht etwas anderes über die damalige Zeit und es entsteht ein offener Gedankenaustausch.

Text: Manfred Sailer · Bilder: M.Sailer/H.Riegger

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