Wenn das Leben zu zerbrechen droht

„Gestern war noch alles normal“, so hört man oft die Familien sagen, wenn man mit ihnen über die Krankheit ihres Kindes spricht. Die furchtbare Diagnose Krebs verändert alles. Der komplette Alltag wird auf den Kopf gestellt – es dreht sich alles um das kranke Kind und seine Versorgung. „Oft ist es so, dass die Mutter dann zum arbeiten aufhört und die Familie mit einem Gehalt weniger auskommen muss“, erzählt Dr. Rainer Karg aus der Praxis heraus. Gemeinsam mit seinen weiteren fünf Mitstreitern gründete er 2000 die Kinderkrebshilfe Königswinkel e.V. Drei Millionen Euro konnte der Verein bislang an die Kinder und ihre Familien sowie an die Kinderkliniken in Kempten, Kaufbeuren und Memmingen spenden. Der Verein handelt schnell und unbürokratisch und unterstützt die betroffenen Familien finanziell. „Wir übernehmen Therapiekosten, Verdienstausfälle, behindertengerechte Umbauten, Fahrt- oder Unterbringungskosten… die Palette der Hilfsmöglichkeiten ist groß“, erläutert Dr. Rainer Karg. Ohne die vielen und großzügigen Spenden wäre das alles nicht möglich, so der Mediziner.

Ihr neuestes Projekt ist das Kinderkrebsforschungszentrum, das Mitte Mai offiziell eröffnet wurde. Mehr als 1,2 Millionen Euro hat das Gebäude gekostet, finanziert allein durch Spenden. Das Gros stammt aus einer privaten Erbschaft, die von der Kinderkrebshilfe Königswinkel verwaltet wird. Das Gebäude ist in unmittelbarer Nähe zur Kinderklinik Augsburg/Mutter-Kind-Zentrum Schwaben und dem Schwäbischen Kinderkrebszentrum. „Diese Spende war in einem solchen Umfang nur durch ein Erbe zugunsten der Kinderkrebshilfe möglich. Bereits der Erblasser hat verfügt, dass das Geld zu diesem Zweck verwendet werden soll“, so Dr. Rainer Karg.

Mithilfe der Spende, 760.000 Euro, konnte der gesamte Forschungsbereich des neuen Gebäudes finanziert werden. Das Herzstück des neuen Kinderkrebsforschungszentrums in Augsburg sind die mehr als 4500 Patientenakten, die wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie Kinder mit Tumoren behandelt werden sollten, um ihnen eine möglichst uneingeschränktes Leben zu ermöglichen. Das Kinderkrebsforschungszentrum ist mit anderen solcher Einrichtungen in ganz Europa vernetzt. Kliniken, aber auch betroffene Eltern aus ganz Deutschland wenden sich an die Augsburger, um die bestmöglichen Wege zu finden, einen neuen kleinen Patienten zu behandeln. Dazu werden dann Akten ähnlicher Fälle abgeglichen. Die Daten werden zudem ständig aktualisiert und verfeinert. Jedes Jahr hängen rund 300 neue Akten an den Regalen. Es sind 300 Kinder, die darauf warten, dass man ihnen hilft, ein normales Leben zu führen – trotz Tumor.

Falls Sie Hilfe oder einen Rat benötigen, wenden Sie sich an Dr. Rainer Karg per E-Mail an info@kinderkrebshilfe-koenigswinkel.de oder telefonisch unter 08368 / 1000.

Text: Julia Siemons · Bilder: privat