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300 Jahre St. Mang: Das Leben und der Alltag im Kloster

Einfach war das Leben in einem Kloster sicher nicht, dafür aber zur damaligen Zeit wohl etwas behüteter und vor allem relativ sicher. Der Eintritt in ein Kloster bedeutete allerdings auch gleichzeitig die vollständige Abkehr vom bisherigen Leben und die Zuwendung zu der religiösen Gemeinschaft der Mönche. Damit verbunden waren ebenso Unterwürfigkeit, unbedingter Gehorsam, Demut sowie persönliche Armut und Keuschheit. Zudem mussten sich die Mönche an die strikte Einhaltung des fest durchstrukturierten Tagesplans halten, den die Regel des Heiligen Benedikt der Klostergemeinschaft vorgab. Den erhaltenen Aufzeichnungen nach galt dies auch für die Mönche, die über die Jahrhunderte hinweg im Benediktinerkloster St. Mang in Füssen lebten.

Beim Eintritt in das Kloster erhielten die Mönche ihre einheitliche Bekleidung, die aus jeweils zwei Kukullen mit Kapuze, zwei Tuniken sowie einer Arbeitsschürze bestand, dem sogenannten Skapulier. Dazu zwei Paar Socken und ein Paar Schuhe. Die Kleidung sollte Schlichtheit und damit auch Gleichheit ausdrücken, ebenso die Demut zu Gott unterstreichen. Einzig und allein ihre Funktionalität sollte die Kleidung erfüllen, sie sollte vor Witterung und Kälte schützen. Zur Ausstattung der Mönche gehörten zudem noch ein Messer, eine Nadel und eine kleine Schreibtafel. „Als Nachgeborene von adligen Familien wurden die Kinder oft schon im Alter von unter zehn Jahren ins Kloster gebracht“, erzählt Museumspädagogin Roswitha Poltmann. „Die Kinder sollten anstatt einem weltlichen Leben einer kirchlichen Laufbahn nachgehen.“ „Mit dem Eintritt ins Kloster ist dann normalerweise auch der Kontakt zur Familie abgebrochen“, fügt Kollegin Susanne Säckl hinzu. „Der Wille des Kindes war nicht gefragt.“ Dabei bedeutete der Weg ins Kloster keinesfalls eine Strafe, im Gegenteil, schließlich galten die Klöster als angesehen, allein schon weil sie die besten Möglichkeiten bieten konnten, um Bildung zu erlangen, was ein Privileg darstellte.

Die Mönche im Kloster St. Mang versuchten ein Leben gemäß der Regel (Richtschnur) des Benedikt von Nursia zu verwirklichen. Ihr Lebensbereich beschränkte sich dabei fast ausschließlich auf den Chor der Klosterkirche und den Klausurtrakt. Sie bewohnten schlicht eingerichteten Zellen, die nach dem Neubau des Barockklosters in den beiden oberen Stockwerken des Südtraktes untergebracht waren. Zum Inventar zählten neben einem Sessel, einem Stuhl und einem kleinen Tisch auch ein Wandkästchen und ein Holzbett mit einem Strohsack. Großen Wert legte man im Kloster auch auf Hygiene und Sauberkeit, so war es den Konventualen gestattet, alle vier Wochen ein Vollbad zu nehmen, den Novizen alle sechs Wochen.
Klosteralltag von kurz nach Mitternacht bis Abends

Der klösterliche Alltag entsprach dabei einem festen und wiederkehrenden Rhythmus von einzelnen Andachten und Messen, die im Verlauf des Tages stattfanden. Bereits von kurz nach Mitternacht bis in den Abend hinein läutete die Glocke alle ein bis zwei Stunden, um die Ordensbrüder zum Offizium zu versammeln, zu Gebeten, Bibellesungen oder zum Singen der Psalmen. Die Zeit zwischen den Gebeten war mit geistiger sowohl als auch körperlicher Arbeit ausgefüllt, denn nahezu jeder Mönch hatte eine Aufgabe innerhalb der Gemeinschaft, die er zusätzlich erfüllen musste. Die Tätigkeiten reichten von Schreibarbeiten, Unterricht bis hin zur Gartenarbeit. Bei Tisch saßen die Mitglieder des Konvents in einer Reihenfolge, die sich nach dem Eintrittszeitpunkt in das Kloster richtete.

Kein Tag ohne ein Kapitel aus der Regel
Für jeden einzelnen Tag des Jahres gab es, der Benediktusregel nach, ein Kapitel, das täglich nach dem Morgengebet im Mönchschor im Kapitelsaal vom Abt vorgelesen und ausgelegt wurde. Widersprach oder verstieß einer der Mönche gegen eine der Vorschriften in der Regel, wurde er zumeist vom Abt bestraft. In seltenen trotz körperlicher Züchtigung unbelehrbaren Fällen sah die Regel den Ausschluss aus dem Kloster vor.

Das Kloster war ein Ort des Gebets, des Studiums und der Wissensvermittlung, aber auch ein umfangreicher Wirtschaftsbetrieb, der die Mönche mit allen für das tägliche Leben notwendigen Dingen versorgt hat. Bei der Familienführung, die im Sommer zweimal stattfindet, werden die Museumspädagoginnen gemeinsam mit Eltern und Kindern die Räume des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang erkunden. Dabei erfahren die Teilnehmer, wie ein Tag im Leben der Mönche genau ausgesehen hat, wie sie sich kleideten, wie sie ihre Mahlzeiten eingenommen haben und welchen Aufgaben sie nachgingen. Höhepunkte sind unter anderem ein Blick in den Mönchschor, von dort aus geht es weiter in den Kapitelsaal oder auch in das sogenannte Refektorium, den Speisesaal der Mönche, in dem das Essen schweigend eingenommen wurde.

Termine der Familienführungen „Barockkloster St. Mang – Leben im Kloster“:
Samstag, 10. Juni, 14 Uhr, Freitag, 18. August, 14 Uhr.

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

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