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300 Jahre Barockkloster St. Mang – Das Kloster im Wandel der Zeit

Am Anfang war es nur eine schlichte Mönchszelle, die Magnus an der Stelle errichtete, an der heute die prunkvolle Barockanlage des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang steht. Diese Geschichte reicht bis in das 8. Jahrhundert zurück, als der Missionar und spätere Stadtpatron in Füssen wirkte. 

Über 900 Jahre später gab der Architekt Johann Jakob Herkomer der über die Zeit entstandenen Klosteranlage schließlich ein Gesicht, das seitdem auch das Bild der Stadt prägt. Es gelang ihm, die alten und sehr unregelmäßig angelegten Gebäude an dem steilen Hang über dem Lech in ein architektonisches Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Heute ist in dem ehemaligen Kloster, neben der Verwaltung und der Bibliothek, auch das Museum der Stadt Füssen untergebracht. Zudem zählt das Barockkloster zu den eindrucksvollsten Klosteranlagen im süddeutschen Raum.

„Magnus hat, soweit wir wissen, bis zu seinem Tod um 750 etwa 25 Jahre in Füssen gelebt“, erzählt Mesner Bruno Ehrentreich. „Er hatte damals wohl eine eher spartanische Behausung, dazu noch einen Gebetsraum.“ Der Hang über dem Lech war vermutlich noch wenig besiedelt, bis auf die Ruinen eines römischen Castells, die anstelle des Hohen Schlosses dort oben gestanden haben dürften. „Der Bau der ersten Klosterkirche, einer Marienkirche, also der heutigen Anna-Kapelle, fand bereits im 9. Jahrhundert statt“, ergänzt Füssens Museumsleiter Dr. Anton Englert. „Im zwölften Jahrhundert wurde dann eine romanische Basilika gebaut, das sind auch immer noch die Grundfesten der heute bestehenden Kirche.“ Über all die Zeit hinweg trugen die Mönche erheblich dazu bei, dass sich die Siedlung und spätere Stadt rund um den Kobel entwickeln konnte. Sie beauftragten Arbeiter und Handwerker, die diverse Aufgaben übernahmen oder dem Kloster, in dem nicht mehr als 15 bis 20 Mönche lebten, Waren zulieferten.

Als Architekt Johann Jakob Herkomer schließlich gegen Ende des 17. Jahrhunderts von seinen Studienaufenthalten in Italien zurückkehrte, beauftragte ihn der Abt Gerhard Oberleitner, die bereits vorhandenen mittelalterlichen Klostergebäude zu einer Einheit zusammenzufassen. Nachdem der Baumeister seine Arbeit beendet hatte, war ein einzigartiges Gesamtkunstwerk entstanden. Denn das Gebäude war von ihm nicht nur prunkvoll, sondern gleichzeitig auch sehr praktisch konzipiert worden. Herkomer hatte die bestehende mittelalterliche Anlage umgebaut und in diesem Zuge auch noch erweitert. Es gelang ihm, einen symmetrisch angeordneten Baukomplex zu entwerfen. Die ursprüngliche Begehbarkeit des Klosters lässt sich nun im Jubiläumsjahr im Rahmen einer einstündigen Führung wieder erkunden. „Das Besondere ist“, erklärt Anton Englert, „dass der Baumeister die wichtigsten geistlichen Räumlichkeiten auf einer Ebene zusammengefasst hat, obwohl der steile Hang ein enormes Gefälle aufweist. Herkomer hat manche Bereiche sogar mit altem Material aufschütten lassen.“ „Einzig allein der Turm wurde nicht wie geplant fertiggestellt“, fügt Bruno Ehrentreich hinzu. „Man könnte davon ausgehen, dass die finanziellen Möglichkeiten zu diesem Zeitpunkt schon erschöpft waren.“ Die Führungen beginnen in der Barockkirche St. Mang, dem heiligsten Ort des Klosters. Von da aus geht es durch das Mönchschor in den Kapitelsaal und dann direkt in den Festsaal, den heutigen Kaisersaal. „Es folgen das Papstzimmer und anschließend die einzelnen Mönchszellen, die Bibliothek und das Colloquium. Insgesamt lässt sich dabei sehr gut erkennen, wie diese Einheit vor 300 Jahren genau ausgesehen hat.“

In den unteren Bereichen waren Küche, Lager- sowie Arbeits- und Wirtschaftsräume untergebracht, in dem Gebäudeflügel nördlich des Klosterhofs wurden damals Tiere wie Hühner, Rinder, Ziegen oder Pferde gehalten. Als Höhepunkt landet man am Ende der Führung im sogenannten Refektorium, dem Speisesaal der Mönche. „Dort haben die Mönche schweigend ihr Essen eingenommen, als tägliche Erinnerung an das heilige Abendmahl“, erzählt der Museumsleiter. „Bei der Führung wird deutlich, wie die Mönche damals gelebt, gearbeitet und gewirkt haben. Genauso wird aber auch deutlich, wie fantastisch das Bauwerk von Johann Jakob Herkomer tatsächlich ist.

Auch nach gut 300 Jahren gibt es keine Risse in den Wänden und Mauern des Klosters oder der Kirche, alles ist sehr stabil und ohne moderne Hilfsmittel gebaut worden, so dass es bis heute gehalten hat. Es ist ein Meisterwerk.

Termine

Jeden Samstag, ab 01.04. um 10.30 Uhr, Führung durch die Pfarrkirche St. Mang und das Kloster, Eintritt frei

Mittwoch, 05.04. um 19 Uhr, im Barockkloster St. Mang, Colloquium: „Die Bibliothek des Klosters St. Mang“, Vortrag von Dr. Petra Hauke

Dienstag, 18.04. um 19.30 Uhr, im Barockkloster St. Mang, Colloquium: „Katholische Reform u. Gegenreformation“, Vortrag von Dr. Otto Randel

Samstag, 29.04. um 14 Uhr, Krippkirche in der Reichenstraße „Auf Herkomers Spuren in der Altstadt: Krippkirche und Sebastianskirche“
Führung von Magnus Peresson, Eintritt frei

Text: Lars Peter Schwarz · Bild: Stadtarchiv Füssen

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