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Mütter und Töchter

Eine besondere Beziehung

Manchmal können Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern ganz schön anstrengend sein. In den meisten Fällen ist das  Verhältnis enttäuschend, weil zu viele Erwartungen, Kränkungen, Missverständnisse und auch Schuldgefühle da sind. Viele Töchter leiden unter ihren Müttern – und umgekehrt auch. Und manchmal wollen Mütter bei ihren Kindern alles anders machen.

Antonia Gangl erinnert sich an ihre Jugendzeit. Sie schwärmt von ihrem Vater, der eine Seele eines Menschen war, wie sie sagt. Mit ihrer Mutter hatte sie ein schwieriges Verhältnis. Alles, was die Familie plante, ging von ihrem Vater aus. „Meine Mutter war eine strenge Frau, allerdings auch die  treibende Kraft im Familienbetrieb“, erzählt Antonia Gangl. Sie musste wahrscheinlich so sein, meint die 77-Jährige. Als sie selbst eine Familie gründete, wollte sie ihre Kinder harmonisch erziehen, ihnen Werte und Achtung beibringen und vor allem für sie da sein. „Das hat sie sehr gut gemacht. Wir verstehen uns alle sehr gut. Ich habe auch kein Problem mit meiner Mutter verglichen zu werden“, erzählt Tochter Andrea. Ihren Kindern wollte Antonia Gangl nie Vorschriften machen – „es waren Grundregeln da und die achtete jeder von uns“, erzählt sie. Oft hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie arbeiten musste und die Kinder bei der Oma waren. „Das war für uns gar nicht schlimm. Wir wussten, dass es so war, genauso wie wir wussten, dass die Wochenenden nur uns Kindern gehörten“, so Michaela, die jüngste von drei Kindern. „Ich glaube, dass nur Mama dieses Problem hatte.“ Michaela Gangl erzählt von ihrer Oma, die zwar streng aber herzlich war. „Bei uns Kindern war sie Oma und nicht Mutter. Das ist ein Unterschied.“

Antonias beide Töchter arbeiten im Betrieb mit. Jede der Frauen hat ihre Aufgabe. Manchmal rumpelt es, aber das sehen die Drei gar nicht negativ. „Jeder hat seine Macken“, sagt Andrea „wir haben alle einen Dickschädel.“  Dass ihre Mutter manchmal „bockt“, wie sie lachend erzählt, stört sie nicht weiter. „Es ist dann manchmal typisch Mama und ab und zu denke ich mir, das hätte nicht sein müssen.“ „Du bist ja auch manchmal stur und zwider“, entgegnet Antonia Gangl. „Wichtig ist nur, dass wir alles in einem sachlichen und nicht lauten Ton diskutieren. Es sollte nie bösartig sein. Wir sind alle nur Menschen, Mütter auch“, lacht die 77-Jährige.

Jeden Mittag kochen sie und essen gemeinsam, bevor sie wieder arbeiten gehen. Keine Spur von Rivalen-Kämpfen zwischen Schwestern und Mutter. Sie sind vom Charakter her grundverschieden, aber eines haben sie gemein.  „Wir haben den Wunsch nach Harmonie, dass es in der Familie stimmt und wir haben die Grundregeln, an die wir uns halten: In erster Linie respektvoller Umgang und den anderen so lassen wie er ist“, erklärt Michaela Gangl. Ihre Mutter ist für sie ihr absolutes Vorbild. „Ich bin immer meinen Weg gegangen, ohne jemandem nachzueifern, aber wie sie mit Menschen umgeht, hat mich immer beeindruckt“, so die 43-Jährige. Jede Mutter-Tochter Beziehung ist besonders, fantastisch, schmerzlich und prägend.

Eltern stufen die Beziehung zu den Töchtern im Durchschnitt schlechter ein als die zu den Söhnen

Frauen haben generell ein engeres Verhältnis zu ihren Eltern als Männer

Aber je größer die Spannungen sind, desto schwerer fällt der konstruktive Umgang damit

Die Psychologie nennt die Mutter-Tochter Beziehung auch die „Mutter aller Beziehungen“ und charakterisiert sie als die komplexeste zwischenmenschliche Bindung überhaupt, die sich im Laufe des Lebens in einem großen Spannungsfeld zwischen Liebe, Fürsorge, Anerkennung, Stolz, Neid, Abhängigkeit und Eifersucht bewegt.

Text · Bild: Sabina Riegger

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