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Das falsche Spiegelbild

Frauen haben bis zu zehn Mal häufiger ein gestörtes Bild von ihrem eigenen Körper als Männer. Sie fühlen sich immer zu dick.  Füssen aktuell sprach mit dem Ernährungs-Mediziner Dr. Christian Stenner, woher das „sich-dick-fühlen“ kommt und wie man dagegen vorbeugen kann.

Ist das „sich-immer-dick-fühlen“ ein Resultat des Schönheitsideals unserer Gesellschaft?
In der Tat ist es so, dass unsere Körperwahrnehmung und unser Körperbild häufig nicht mit objektiven Maßstäben wie beispielsweise dem Body-Maß-Index (einer Bewertung des Körpergewichts in Relation zur Körpergröße) übereinstimmen. Gemäß den Daten des Robert-Koch-Instituts haben fast die Hälfte der 11- bis 17-jährigen Mädchen das Gefühl, zu dick zu sein, obwohl sie einen normalen Body-Maß-Index aufweisen. Eine wichtige Ursache ist sicherlich das durch die Medien verbreitete Schönheitsideal einer überschlanken Frau.

Selbstbewusstsein und Gewicht, wie stark hängt das zusammen?
Allein die Einschätzung, zu dick zu sein, schwächt unseren Selbstwert und schmälert unsere Lebensqualität. Wenn zu dem verminderten Selbstwertgefühl noch der Hang zum Perfektionismus hinzutritt, entsteht Stress, das „Problem Körper“ mittels Diäten und neuesten Fitnesstrends anzugehen.

Was kann man dagegen tun?
Neben der objektiven Betrachtung mittels des Body-Maß-Index ist es wichtig, seine Körperwahrnehmung zu schulen. Es geht dabei um eine achtsame Wahrnehmung seines Körpers mit allen Sinnen im Hier und Jetzt. An die Stelle des „Wie sehe ich aus?“ Tritt ein „Wie fühle ich mich? Was brauche ich? Was tut mir gut?“.

Wie beginnt man mit einem gesunden Abnehmen, vorausgesetzt, man hat wirklich ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen?
Die Basis von gesundem Abnehmen sollte bewusstes Essen sein, dem wir Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Der schnelle Snack zwischen Tür und Angel sollte möglichst vermieden werden. Die Empfehlung ist auch hier ein achtsames Essen, d. h. wir sollten mit unseren sämtlichen Sinnen genussvoll wahrnehmen. Das bedingt unweigerlich, langsamer zu essen und die Nahrung besser zu zerkauen, wodurch sich rascher ein Sättigungsgefühl einstellt.

Gibt es Hilfsmittel, die das abnehmen leichter machen?
Studientechnisch konnten bislang keine Diäten überzeugen, da hierbei meist unser Grundumsatz, die Kalorienmenge, die der Körper in Ruhe zur Aufrechterhaltung der  Körperfunktionen braucht, vermindert wird. Neue Studien zeigen sehr gute Ergebnisse beim Intervallfasten, d. h. mindestens 14-stündigen Esspausen, wobei es nicht zum beschriebenen Jojo-Effekt kommt. Empfehlenswert ist es in jedem Fall, eine geplante Gewichtsreduktion mit dem Hausarzt zu besprechen.

Dr. Christian Stenner, Facharzt für Ernährungsmedizin, Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin, Facharzt für Psychosomatische Medizin und  Psychotherapie Tel.: 08362-7677

 

Text:  Das Gespräch führte Sabina Riegger

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