Menschen

Besondere Begegnungen

Es ist Freitagabend, kurz vor sechs. Die ersten Gäste sind schon da. „Wie viele werden kommen?“, frage ich. „Das weiß ich nicht so genau, zwischen 20 und 25 werden es sein.“ Carmen Igelspacher ist aufgeregt. Sie hat das Treffen im Namen von Hotel Geiger organisiert. Es ist ein Treffen von ehemaligen Mitarbeitern und Lehrlingen, die bis 1994 im Hotel gearbeitet haben. Eine bunte Mischung von Menschen hat sich mittlerweile im Nebenzimmer zusammengefunden. Laut, lachend und staunend schauen sie sich an. Manche von ihnen haben sich lange, sehr lange nicht gesehen, so wie Marianne Horn, die in Niederbayern lebt und zuletzt vor 35 Jahren in Hopfen am See war.

25 Ehemalige kamen, ein paar mehr hätten kommen sollen, doch die Arbeit ließ es nicht zu und auch nicht das Wetter. Ines Wiethe kam aus Rödigsdorf, einem Ort in der Nähe von Weimar. Je nachdem, welche Fahrtroute man wählt, sind es zwischen 516 und 545 Kilometer bis nach Hopfen am See. „Als ich hier 1991 meine Ausbildung begann, gehörte ich zu den ersten Ossis, die ins Allgäu kamen“, sagt sie lächelnd. Ihren Traumberuf als Facharbeiterin für Pferdezucht konnte sie sprichwörtlich an den Nagel hängen und so trieb sie mehr oder weniger die Not nach Hopfen. „Was Besseres hätte mir nicht passieren können. Ich habe mich hier super wohlgefühlt und bekam eine ausgezeichnete Ausbildung.“ Werner Probst aus Unterjoch pflichtet ihr bei. Sein Jahrgang war der letzte, der nach der achten Klasse Volksschule entlassen wurde. Mit 14 Jahren fing er seine Ausbildung zum Koch an. Heute ist er 63 Jahre alt.

An seinem Tisch sitzt Anni Keller. „Ich bin eine von den Frauen, die hier verheiratet wurde“, sagt sie ganz laut. Alle hören es und fangen an zu lachen. „Ich bin auch eine von denen“, „…und ich auch“ melden sich einige Damen. „Es ist kein Wunder, dass Petra immer wieder neue Bedienungen brauchte. Viele wurden weggeheiratet. Der alte Herr Geiger wollte seine Hopfener Buben gut verheiratet wissen“, erzählt die 68-Jährige. „Der Stammtisch war in Zweier-Reihen. Das waren Zeiten“, erinnert sich Irmi Merkl. Auch sie gehörte zu den „weggeheirateten Mädels“.

Während sich Alle angeregt unterhalten, wird das Essen serviert. Hotelchef Klaus Geiger steht mit seinem Vater in der Küche. Manche ehemaligen Mitarbeiter kennt er noch von früher, mit einigen, wie mit Martin Hanauer, ist er befreundet. „Die Gastronomie ist eine große Familie“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin, „sie ist nicht familienfreundlich, aber es ist ein schöner Beruf.“ Christine Helmer sieht das auch so. Nach ihrer Ausbildung ist sie in der Gastronomie geblieben. „Als Charly bei uns an der Tankstelle war, machten meine Mutter und er aus, dass ich im Hotel eine Lehre anfangen soll. Ich bekam es lediglich mitgeteilt. Das war einfach eine beschlossene Sache“, erzählt sie. Ihr erster Arbeitstag war der 15. August, Mariä Himmelfahrt, ein Feiertag.  Sie erzählen sich Geschichten und Geschichtlein, und lassen die Vergangenheit Revue passieren. „Sie war sehr streng, aber gerecht“, höre ich am Nebentisch sagen. Die Rede ist von Petra Geiger, die streng darauf achtete, dass „ihre Mädchen“ auch wirklich Zeit und Ruhe zum Essen hatten. Wenn sie an Weihnachten arbeiten mussten, lud sie alle in ihre Wohnung ein. Jeder bekam ein Geschenk.

Viele Erinnerungen wurden wach, nicht zuletzt auch durch die mitgebrachten Bilder und Alben. Gastronomie ist eine große Familie man begegnet sich immer wieder.

Text · Bild: Sabina Riegger

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