Sie ist 25 Jahre, Fachwirtin für Gesundheits- und Sozialwesen und Chefin von Pro Medita, einem ambulanten Pflegedienst in Füssen. Die Frage, ob sie alles im Griff hat erübrigt sich, wenn man sie erst einmal kennengelernt hat. Von wegen Mäuschen und unerfahren. Seit 2008 ist sie im Betrieb tätig und kennt jeden Ablauf ganz genau. Dass die Mitarbeiter eine so junge Frau als Vorgesetzte haben, stört niemanden. „Ich glaube, sie finden das gut – zumindest hat sich noch keiner beschwert“, erzählt sie lachend. Es ist ein junges Team, auch in der Verwaltung. Jeder hat seinen Aufgabenbereich und keiner mischt sich beim anderen ein. „Strukturiertes Arbeiten ist sehr wichtig“, sagt sie ernst, „sonst könnte man das alles nicht am Laufen halten“, zeigt sie mit der Hand. Ihr Blick schweift aus dem Fenster. Das Büro ist auf der grünen Wiese, draußen am Hopfener Dreieck. Für den sozialen Bereich sind andere zuständig, unter anderem auch ihr Bruder Timo, der Pflegeleiter ist. Die meisten ihrer Klienten kennt sie nur telefonisch, ein paar wenige auch persönlich. „Es ist ein schönes Arbeiten. Der Blick für das Wesentliche wird geschärft, man sieht viele Dinge anders und ist dankbar dafür“, sagt die junge Frau. Wenn sie ein Haus bauen würde, meint sie, dann wäre alles ebenerdig. Sie sieht es in anderen Häusern und Wohnungen, wie es ist, wenn man die Treppen nicht mehr hoch kommt.
Diese Denkweise nennen manche pessimistisch. Für Christina Grotz ist das nichts anderes als den Tatsachen realistisch gegenüber zu stehen. Konfliktsituationen sieht sie nicht anders. „Sie sind da, um sie zu lösen und das Beste daraus zu machen. Man kann nur dazu lernen. Wenn ich Respekt haben will, muss ich mein Gegenüber auch respektieren.“ Ganz ehrlich, solche Sätze erwartet man von Menschen, die Lebenserfahrungen hinter sich haben, mit leicht ergrauten Haaren und dem etwas leicht arroganten Blick auf die Jungen, die vom Leben noch keine Ahnung haben. Von wegen! Dieses Phänomen nennt man junge Generation!
Text : Sabina Riegger· Bild: Margarete Häfelein
