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Honig – Das Beste aus dem Bienenstock

Vor einiger Zeit habe ich für Sie ja schon einmal einen Artikel über Honig geschrieben. Aber ich hatte so das Gefühl, dass es doch noch so einige Punkte gibt, über die Sie gerne etwas wissen möchten, so z.B. wie spezielle Sorten „hergestellt“ werden, wie sie beschaffen sind, wie sie schmecken und welches naturheilkundliche Einsatzgebiet sie haben könnten. Oder warum manche Honigsorten langsam und manche schnell fest werden. Ich denke, diese Fragen haben Sie vielleicht auch schon einmal beschäftigt und ich werde versuchen, sie ausführlich zu beantworten.

Eine der häufigsten Fragen ist folgende:
Wie „erklärt“ man den Bienen, dass sie eine ganz bestimmte Sorte produzieren sollen?
Man kann ihnen wohl kaum sagen, dass sie nur ganz spezielle Pflanzen anfliegen dürfen. Oder vielleicht doch?

Es gibt tatsächlich eine Antwort: im Gegensatz zu z.B. Hummeln sind Bienen „blütenstetig“, d.h. dass sie sich ganz von selbst auf eine bestimmte Pflanzenart konzentrieren, wenn sich ein lohnendes Angebot in ihrer Nähe befindet. Wenn ein riesiges Rapsfeld direkt vor ihrer „Haustüre“ liegt, wird es mit Sicherheit fast reinen Rapshonig geben – es sei denn, es gäbe noch etwas Attraktiveres! Der Imker kann dieses Verhalten natürlich ausnutzen, indem er seine Bienen gezielt an solche speziellen Orte bringt.

Der zweite Faktor wird durch die Tatsache bestimmt, dass nicht alle Trachtpflanzen gleichzeitig, sondern eher nacheinander blühen. Ein guter Imker kennt das Angebot und die Blütezeiten an seinem Standort und kann so mit einer recht guten Wahrscheinlichkeit die gerade eingebrachte Nektarsorte benennen. Übrigens: als Bienentrachtpflanze oder Bienenweide bezeichnet man eine Pflanze, die besonders reichhaltig Nektar und Pollen erzeugt und deshalb gerne und häufig von den Bienen angeflogen wird. Mittels einer „Pollenanalyse“ durch Feststellen des Geruchs und Geschmacks kann der Imker nach der Ernte dann auf die entsprechende Honigsorte schließen.

Im Anschluss möchte ich Ihnen nun einige der beliebtesten  Honigsorten vorstellen:

Akazienhonig
Eigentlich ist dieser Name nicht ganz korrekt. Zumindest in Deutschland müsste er eigentlich Robinienhonig heißen. Die Robinie wird fälschlicherweise als Akazie oder Scheinakazie bezeichnet. Robinien und echte Akazien sind aber miteinander verwandt und gehören beide zur Ordnung der Hülsenfrüchtler. Der Honig zeichnet sich dadurch aus, dass er durch seinen hohen Fruchtzuckeranteil 1 Jahr und länger flüssig bleibt. Er hat in reiner Form eine durchsichtige, hellgoldene Farbe und erhält durch den enthaltenen Wirkstoff Akazin seinen typischen Geruch und Geschmack. Er soll sich positiv auf Husten und Erkältung auswirken, außerdem soll er blutreinigende Eigenschaften besitzen.

Edelkastanienhonig
Von den kerzenartigen Blütenständen der Kastanie erzeugen die Bienen einen zähflüssigen Honig, der lange nicht kristallisiert und reichlich Pollen enthält. Er hat in reiner Form ein bernsteinfarbenes Aussehen und schmeckt schon relativ bitter. Oft wird aber auch Honigtau (Blatthonig) dazu getragen, wodurch sich der Honig sowohl in der Farbe als auch im Geschmack verändert – er schmeckt dann einfach milder. Viele Inhibine (antibakterielle Stoffe) und Fermente machen ihn sehr verträglich und verleihen eine gewisse antibiotische Wirkung. Er wird empfohlen zur Blutreinigung, bei der Neigung zu Venenerkrankungen, zur Kreislaufstärkung, bei Erschöpfung und Appetitlosigkeit. Übrigens: es gibt ihn auch in cremig-gerührter Form!

Lindenhonig
Es gibt prinzipiell 2 Sorten: wird der Honig nur aus dem Nektar gewonnen, so spricht man vom Lindenblütenhonig, ist zusätzlich noch Honigtau dabei, dann wird er nur Lindenhonig genannt. Vielleicht nochmals zur Erklärung: Honigtau wird von Insekten z.B. von Blatt- oder Schildläusen gebildet, die sich vom Saft der Pflanzen ernähren und die überschüssige Flüssigkeit in Form des besagten Honigtaus wieder ausscheiden.

Dieser klebrige Film wird von den Bienen aufgesaugt und ebenfalls zu Honig verarbeitet. Die bekanntesten Honigtauhonigsorten sind Tannen- oder Blatthonig wie z.B. Eiche. Sie bleiben im Gegensatz zu anderen Sorten lange flüssig. Die Farbe ist grünlich-weiß bis gelblich-dunkelbraun, je nach dem Verhältnis der beiden Anteile. Reiner Nektarhonig ist ist weißlich. Der Geruch kann kräftig sein und an Menthol erinnern. Als Wirkungen werden ihm zugeschrieben: antiseptisch, nervenberuhigend, hilfreich bei Schlafstörungen und bei fiebrigen Erkrankungen.

Tannenhonig/Weißtannenhonig
Die Nadeln der Weiß-oder Edeltanne sind flach, vorn dunkengrün und von der Unterseite bläulichweiß. Auch hier ein Honigtauhonig – eine dunkle, manchmal fast grünlich-schwarze Qualität, die in Deutschland fast nur im Schwarzwald, im Bayerischen Wald und im bayerischen Alpenraum geerntet wird, wohin die Imker dann wandern. Mitte bis Ende Juli beginnt die Tracht und hält mitunter bis in den Oktober hinein an. Sein Geschmack ist würzig-herb und etwas harzig. Reiner Tannenhonig bleibt leicht bis zu 1 Jahr oder sogar länger flüssig. Aufgrund seines Anteils an ätherischen Ölen empfiehlt er sich gut bei Bronchialerkrankungen mit Schleim und Atembeschwerden.

Waldhonig
Viele Imker bringen an schönen sonnigen Sommertagen ihre Bienen in die Wälder und erhalten so die interessante  Mischung aus dem Honigtau verschiedener Bäume und daneben auch zusätzlich etwas Waldblütenhonig, der je nach Standort immer wieder ganz unterschiedlich ist und jedem Waldhonig seine ganz individuelle Note verleiht. Er schmeckt generell würzig, kräftig, fast sogar etwas malzig. Seine Farbe reicht von hell- bis rotbraun und seine Konsistenz ist eher zäher, er bleibt aber sehr lange flüssig.  Der Fruchtzuckeranteil  ist  ziemlich hoch. Alle Waldhonigsorten enthalten sehr viele Mineralien, vor allem Kalium und Eisen, sowie Spurenelemente, Harzanteile und ätherische Öle  und werden deshalb in der naturheilkundlichen Wundpflege empfohlen, aber auch unterstützend bei Atemwegserkrankungen.

Ach, es gäbe noch so viele schöne Honigsorten, die ich Ihnen noch gerne beschrieben hätte – mir ist die Wahl wirklich schwer gefallen! Könnte eine Fortsetzungs-Serie werden…

Ich wünsche Ihnen einen ganz guten Jahresanfang,

Ihre Apothekerin
Simone Wagner

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