Menschen

Der Global Player – Richard Hartmann

Zwischen Kaviar und Weisswurst, Volksmusik und Klassik, so könnte man das Leben von Richard Hartmann bezeichnen. Er fühlt sich bei Trachtenfesten genauso wohl wie in der Oper. Ihn in eine Schublade zu pressen, ist unmöglich. Sie würde platzen und in tausend Stücke zusammen fallen. Er ist wie ein Ton, der sich erst in einem Raum entfalten kann um seine Größe zu zeigen. Allerdings nicht mit Gepolter, sondern ganz fein, elegant bewegend, wie eine Katze. Komischer Vergleich? Aber nein. Er ist in der klassischen Musik zu Hause und wenn es möglich wäre, würde er sich den „Den Ring der Nibelungen“ intravenös geben, weil es seine Musik ist. Richard Wagner bezeichnet er als seinen Ying während er Mozart mit einer Leichtigkeit vergleicht und ihn seinen Yang nennt.

Richard Hartmann ist Eventmanager für klassische Musik. Er spricht fließend französisch, englisch, italienisch und ein wenig russisch und portugiesisch. In der heutigen Zeit nennt man solche Menschen Global-Player. In Füssen gibt es sicher keinen Menschen, der sagen kann, dass er mit den Romanoffs Champagner getrunken oder einen großen Teil der Nobelpreisträger gesehen und ihnen auch die Hand geschüttelt hat. Sieben Jahre war er Protokollchef auf der Insel Mainau beim Graf Lennard und kümmerte sich um den reibungslosen Ablauf der Tagungen der Nobelpreisträger. Mit der damaligen Direktorin des Münchner Tourismusamtes, Gabriele Weishäupl, war er für die bayerische Landeshauptstadt Europaweit unterwegs. Und mit den Münchner Philharmonikern stellte er in Dublin ein wunderbares Konzert auf die Beine. Nicht zu vergessen, die Zeit bei der Staatsoper in München. Sieben Jahre lang war er Marketingchef des Münchner Heiligtums.  Was für ein Lebenslauf! Dabei fing alles ganz harmlos an. Ein Bekannter bat ihn, eine Reisegruppe Amerikaner in München zu betreuen. Das war 1983. Er fuhr mit seinem königsblauen Auto nach München und übernahm den Job. Es sollte nur für ein paar Wochen sein. Aus den Wochen wurden sechs Jahre und eine Amerikareise in Lederhosen. Heute ist er ein gefragter Eventmanager.

Er kommt ursprünglich aus der „Krone“ am Schrannenplatz in Füssen, dort wo der Gambrinus mit seinem Krug über der Eingangstüre thront. Dass er Tracht und Frack mit so viel Selbstverständlichkeit trägt, versteht sich heute irgendwie von selbst. Der 53-Jährige ist ein Schöngeist. So ein bisschen von allem, das gibt es bei ihm nicht. Entweder oder und dann auch richtig. Vor etwa sechs Jahren ist er wieder nach Füssen zurück gekehrt. Es war der Verein, der ihn rief oder besser gesagt sein Verein, der Gebirgs Trachten- und Heimatverein D`Neuschwstoaner, Stamm Füssen, bei dem er seit über 40 Jahren Mitglied ist. Er ist Sprecher des Hauptvorstandes und pendelt zwischen Waagkirchen und Füssen hin und her, nicht täglich aber oft genug. Einfach sind es 95 Kilometer. Für Andere wären diese Fahrten Strapazen, für Richard Hartmann bedeutet es ein Wiedersehen mit seiner Füssener Familie, den Trachtlern. Sie haben ihm damals Halt gegeben, sind zu ihm gestanden als er sich outete. Seit drei Jahren ist er verheiratet mit dem Mann, mit dem er seit 17 Jahren zusammen ist. Wie heißt es so schön: Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen, und trotzdem zu uns halten. Eine schöne Geschichte mit Happy End.

Text · Bild: Sabina Riegger

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