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EWR testet Brennstoffzellen in Reutte und Pfronten

Experiment läuft seit drei Jahren erfolgreich ohne Zwischenfälle

Es ist der Traum von jedem Hausbesitzer. Eine unabhängige Energieversorgung innerhalb der eigenen vier Wände. Mit einer sogenannten Brennstoffzelle kommt man diesem begehrten Ziel schon erheblich näher, denn die Zelle produziert Strom während sie Wärme erzeugt und sorgt so für nachhaltige Energie im Haus. Dass dies sehr gut funktionieren kann, zeigt der bundesweite Feldversuch, an dem sich die Elektrizitätswerke Reutte nun bereits seit gut drei Jahren beteiligen. Für diesen Praxistest hat das EWR insgesamt zwei Brennstoffzellen im konstanten Gebrauch, neben der Zelle in der Reuttener Tauschergasse steht eine zweite im eigenen Betriebsgebäude des EWR in Pfronten. Läuft alles nach Plan, könnte eine dritte Zelle demnächst im Kindergarten Schwangau installiert werden.

Gegenüber herkömmlichen Heizungen hat die Brennstoffzelle einen entscheidenden Vorteil, erklärt Martin Müller, Projektleiter beim Galileo-Praxistest des EWR. „Hier gibt es keine rotierenden Teile, bei einem Motor haben Sie immer etwas, was sich dreht und bewegt, das hat immer mit Verschleiß zu tun, genau das ist hier nicht der Fall.“ Der aktuelle Praxistest, der seit Frühjahr diesen Jahres läuft, ist bereits der zweite seiner Art, so Müller weiter. „In dem ersten erfolgreichen Feldversuch hatten wir 2012 drei Brennstoffzellen in Reutte, die das Drei-Tannen-Fußballstadion, ein Einfamilienhaus sowie das Probelokal der Musikkapelle Reutte mit umweltschonender Energie versorgt haben.“

Brennstoffzellen wurden bereits in der Raumfahrt verwendet

Die Brennstoffzelle ist nahezu geräuschlos und in etwa so groß wie ein Kühlschrank. In der idealen Kombination zusammen mit einer Photovoltaikanlage kann im Haus über das ganze Jahr hinweg kontinuierlich Strom erzeugt werden, beide Anlagen gleichen also ihre zeitlich bedingten Verluste gegenseitig aus. Dabei funktioniert die Brennstoffzelle im Prinzip wie eine herkömmliche Batterie, mit dem großen Vorteil, dass bei diesem Prozess keine giftigen Chemikalien verwendet werden, die danach aufwändig entsorgt werden müssen. Denn bei der Umwandlung der Energie in Strom entsteht innerhalb der Brennstoffzellen lediglich sauberes Wasser.

Die Brennstoffzelle „Galileo“ verwendet als Brennstoff Erdgas, das zunächst in Wasserstoff und andere chemische Verbindungen gewandelt wird. Durch einen komplizierten Prozess innerhalb der Zelle wird aus dem verwendeten Brennstoff schließlich eine elektrische Spannung erzeugt, die als Strom genutzt werden kann. „Das physikalische Prinzip der Brennstoffzelle ist im Grunde seit rund hundert Jahren bekannt“, sagt Martin Müller. „Nur hat es bisher an der praktischen Umsetzung gefehlt. Brennstoffzellen wurden bereits in der Raumfahrt oder auch in U-Booten verwendet. Hier beim EWR beschäftigen wir uns damit nun seit gut 15 Jahren, in Betrieb gegangen ist die erste dann im Jahr 2011.“ Im Rahmen des Feldversuchs werden nun rund um die Uhr Daten gesammelt und anschließend über das Internet an eine Zentrale weitergeleitet, die sie dann auswertet. Auch dieser Feldversuch ist wieder auf mindestens drei Jahre anberaumt.

Blickt man in die Zukunft, könnte die Brennstoffzelle eine entscheidende Rolle in der heimischen Energieversorgung einnehmen. „Wir sind mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden, man sieht, dass es sehr gut funktioniert.“ Martin Müller geht davon aus, „dass in gut zehn bis fünfzehn Jahren gut die Hälfte aller Heizungen in Privathaushalten mit einer solchen Zelle ausgestattet sein werden. Die Rolle des EWR als Netzbetreiber wird bleiben, aus dem Stromversorger wird im Lauf der Jahre dann vielleicht eher ein Stromvermittler.“

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

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