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20 Jahre Feuerwehrhaus Füssen in der Florianstraße

Gefeiert wird mit einem Tag der offenen Tür

„Das war damals mehr als umständlich, als wir noch im alten Feuerwehrhaus am Schrannenplatz beheimatet waren“, erinnert sich Thomas Roth, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Füssen-Stadt. Dort, wo jetzt die Markthalle zuhause ist, standen insgesamt sechs Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge zusammengepfercht auf engstem Raum. „Viel Platz hatten wir damals nicht, oft haben wir die Anzüge gleich im Fahrzeug angezogen, denn wenn der Maschinist den Motor gestartet hat, dann war im Haus sehr schnell alles verrußt, so dass man überhaupt nichts mehr sehen konnte.“ Heute kaum mehr vorstellbar. Seit zwanzig Jahren nun haben die Männer und Frauen ihr Quartier im Feuerwehrhaus in der Füssener Florianstraße. „Noch umständlicher war es damals bei Einsätzen auf dem Wasser. Da mussten wir erst noch unser Feuerwehrboot abholen, das am städtischen Bauhof gelagert wurde, erst dann konnten wir zum See fahren.“

Thomas Roth war im Alter von 16 Jahren zur Feuerwehr gekommen, eine Jugendgruppe gab es damals noch nicht. „Erst später wurde die sogenannte Kinder- und Jugendgruppe ins Leben gerufen, heute können Kids schon ab acht Jahren unserem Verein beitreten.“ Aus der früher noch völlig reinen Männerdomäne wird langsam eine gemischte Truppe, insgesamt sind derzeit 61 Männer und 8 Frauen in der Füssener Feuerwehr aktiv. Neben der Grundausbildung verfügen alle Teammitglieder über weitere spezielle Ausbildungen, wie die zum Maschinisten oder Experten für Chemikalien- oder Atemschutz. Die Einsatzmeldungen bekommen die Feuerwehrler meist direkt von der überregionalen Leitstelle in Kempten. „Die Feuerwehr ist ja, im Gegensatz zu früheren Zeiten, nicht nur bei Bränden im Einsatz, das Aufgabengebiet ist in der heutigen Zeit enorm umfangreich geworden. Wir helfen bei Verkehrsunfällen und Gefahrguttransporten, bei der Beseitigung von Ölspuren oder der Absicherung von Baumfällarbeiten, das geht bis zu Chemieunfällen oder Türöffnungen.“ Seit Beginn der Aufzeichnungen wurde im vergangenen Jahr ein neuer Rekord von 244 Einsätzen verbucht, der allerdings nach dem aktuellen Stand bereits in diesem Jahr wohl wieder übertroffen wird.

Die Arbeit funktioniert nur mit einem hohen Maß an Disziplin

Für die Einsätze werden die Feuerwehrmänner und Frauen auch kontinuierlich geschult, Übungen finden in der Regel wöchentlich statt. Auch dafür bietet das Feuerwehrhaus die passenden Voraussetzungen und wird deswegen sogar von anderen Institutionen gerne genutzt. So führt die Polizei in den Räumlichkeiten oft Verkehrserziehung durch, genauso haben hier im vergangenen Jahr Besprechungen zum G7 Gipfel auf Schloss Elmau stattgefunden. Die Füssener Feuerwehr besteht aus der aktiven Wehr selbst und einem dazugehörigen Feuerwehrverein, der sich vor allem um die Nachwuchsarbeit kümmert. In der Truppe dagegen herrscht eine klare und strenge Struktur, an deren Spitze der Kommandant steht. Darunter stehen Einsatzleiter, Zug- und Gruppenführer und die Mannschaft. „Die ganze Arbeit funktioniert nur mit einem hohen Maß an Disziplin“, sagt Thomas Roth, „sonst ist nicht auszuschließen, dass etwas passiert“.

Für den 14-jährigen Tom Schamberger ist es „ein tolles und cooles Gefühl“, dieser großen Gemeinschaft anzugehören. „Angefangen hab ich vor gut fünf Jahren, damals noch in der Kinderfeuerwehr, die gerade neu ins Leben gerufen wurde. Was mir am meisten gefällt ist die Zusammengehörigkeit und dass man sich auf den Anderen absolut verlassen kann.“ Mittlerweile sind insgesamt 21 Kinder und Jugendliche in der Gruppe dabei. So wie auch Katrin Roth seit gut zweieinhalb Jahren. Wie einige ihrer Angehörigen hat die 16-Jährige schnell den Weg in das Team der Feuerwehr gefunden. „Wir haben gleich in der ersten Gruppenstunde Löscharbeiten durchgeführt, das war echt interessant. Mir hat das alles von Anfang an großen Spaß gemacht.“

Für Beide steht das Ziel, Menschen zu helfen, ganz im Vordergrund, die Grundausbildung kann bereits mit 16 Jahren abgeschlossen werden. Nach der Grundausbildung wird der Nachwuchs bei Einsätzen dann langsam in die Praxis eingelernt. „Ab dann dürfen die jungen Feuerwehrmänner und Frauen zur Erkennung der Vollwertigkeit auch den richtigen Feuerwehrhelm aufsetzen. Im Dienst bleiben die meisten dann fast ihr ganzes Leben lang“, erklärt Kommandant Thomas Roth. „Erst mit 63 ist die sogenannte Altersgrenze erreicht, spätestens dann müssen die Kameraden aus dem aktiven Dienst ausscheiden, bleiben aber meistens als passive Mitglieder in der Gemeinschaft.“

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Die Feuerwehr ist längst schon keine Männerdomäne mehr

Bei der Füssener Feuerwehr sind neben den 61 Männern derzeit insgesamt acht Frauen aktiv. „Eigentlich wollte ich ja gar nicht zur Feuerwehr“, erinnert sich Gitti Birkle, die nun schon seit neun Jahren in der Truppe ist. „Irgendwann hat man mich aber mal gefragt, ob ich für eine Freundin bei einem Naß-Wettbewerb einspringen kann und von da an war ich dabei.“ Im Rahmen der sogenannten Naß-Wettbewerbe, die regelmäßig ausgetragen werden, treten Feuerwehrmannschaften in unterschiedlichen Klassen gegeneinander an, um sich bei fehlerfreien Löschangriffen in möglichst schneller Zeit zu messen. „Das hat im Team so viel Spaß gemacht, dass ich dann gleich dabei geblieben bin. Und was dieses Klischee betrifft, damit hab ich nie ein Problem gehabt. Für viele ist es vielleicht immer noch eher ungewöhnlich, das stimmt. Andere gehen halt in die Muckibude, das kannst Du Dir aber wirklich sparen, wenn Du bei der Feuerwehr bist“, lacht die Füssenerin.

Bei Einsätzen werden auch die Feuerwehrfrauen je nach Bedarf in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt, die Entscheidung liegt jeweils beim Gruppenführer. „Jeder Einsatz ist allerdings eine neue Herausforderung, denn Du weißt nie vorher, was vor Ort tatsächlich auf Dich zu kommt und welche Aufgaben Du bewältigen musst. Das macht es aber auch interessant.“

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„Es gibt Einsätze, da kann man jederzeit die Bilder im Kopf abrufen“

„Bei mir liegt das, glaube ich, in den Genen“, lacht Kameradin Ina Pleitz, die ihr Hobby gleich zum Beruf gemacht hat. Die gebürtige Westfälin ist bereits vor 28 Jahren in ihrer Heimat zur Feuerwehr gekommen und hatte sich nach ihrer Schulzeit zur Brandschutzbeauftragten ausbilden lassen. Im Lauf der Jahre war sie in den Feuerwehren in Bad Sassendorf, Braunschweig und Ludwigsburg aktiv, bevor sie im Mai diesen Jahres schließlich in die Lechstadt kam. „Als ich nach Füssen gekommen bin, war die Feuerwehr natürlich auch hier gleich mein erster Anlaufpunkt, da hab ich dann sehr schnell Anschluss gefunden und gleich ein paar nette Menschen kennengelernt.“ An ihren ersten richtigen Einsatz kann sich die Feuerwehrfrau noch sehr gut erinnern. Ein Bauernhaus und eine Scheune waren damals nahezu komplett abgebrannt, mitsamt den Tieren. „Das sind Bilder, die man leider nicht vergessen kann, noch schlimmer ist es aber bei Verkehrsunfällen. Es gibt Einsätze, da kann man jederzeit die Bilder im Kopf abrufen, die bleiben einfach erhalten.“

Um Einsätze gegebenenfalls verarbeiten zu können, führen die Kameraden vor allem auch untereinander sehr intensive Gespräche. „Schweigen ist keine gute Idee, man muss mit den Kameraden darüber reden“, sagt Ina Pleitz. „Trotzdem hab ich in meiner ganzen Zeit nie eine Phase gehabt, in der ich nur einmal gedacht habe, dass ich keine Feuerwehrfrau mehr sein will.“

Tag der offenen Tür am Samstag, 15. Oktober
Das Jubiläum „20 Jahre Feuerwehrhaus Füssen in der Florianstraße“ feiert die Feuerwehr am Samstag, 15. Oktober, mit einem großen Tag der offenen Tür. Dabei ist das Programm prall gefüllt, es reicht von Einsatzvorführungen und einer Fahrzeugschau über Führungen durch das Haus bis hin zum Spritzenhäusle für Kinder und Rundfahrten mit den Feuerwehrfahrzeugen.

Text: Lars Peter Schwarz
Bilder: Feuerwehr Füssen

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