Menschen

Der Nachwuchs im Alpenfilmtheater

Team besteht aus jungen Wilden und erfahrenen Damen

Vieles ist nach achtzig Jahren im Füssener Alpenfilmtheater völlig zum Alltag geworden. Abläufe die sich automatisiert haben, Räumlichkeiten an die sich längst jeder gewöhnt hat. Vor allem aber sind es die gewohnten Persönlichkeiten, die einem bei jedem Besuch des Theaters über den Weg laufen. Die man meistens oder sogar immer trifft wenn man dort ist. Zu den wertvollen Mitarbeitern, die dem Kino schon seit langer Zeit sein freundliches Gesicht geben, gehören auch ein paar junge, motivierte Mitarbeiter, die in die Alpenfilm-Familie hinein wachsen. Zwar bleiben die Aufgaben zumeist die Gleichen, ob der Verkauf der Eintrittskarten oder die Versorgung des Publikums mit Getränken oder Snacks. Was sich über all die Generationen hinweg aber immer wieder ändert, sind die Personen, die dafür im Kino zuständig sind. So besteht das Alpenfilm-Team insgesamt aus einem recht lustigen Haufen, der sich aus zwei Gruppen zusammensetzt: Aus den erfahrenen Damen des Theaterhauses und den jungen Wilden des Modern Cinemas.

„Reingerutscht bin ich hier ganz einfach, ich hab damals einfach mal blöd nach einem Job gefragt und dann ging das auch ganz schnell“, erzählt Stefanie Lessmann, die mit guten sechs Jahren Zugehörigkeit eines der Küken im Alpenfilmtheater-Nachwuchs ist. Für die zügige Integration im Team sorgen die erfahrenen Damen jeweils innerhalb kürzester Zeit. „Es ist wie eine Familie, jeder hilft dem anderen und wenn es irgendwo fehlt dann fragt man natürlich bei den älteren Kolleginnen nach. Zu Mafalda Minelli zum Beispiel, die ja auch schon lange Zeit da ist, sage ich sogar mittlerweile auch Mama“, lacht sie. Ihre Kollegin Ramona Zahn war vor gut sieben Jahren auf der Suche nach einem Job und ist ebenfalls im Alpenfilmtheater fündig geworden. „Kino bedeutet mir persönlich sehr viel. Es ist nicht das reale Leben, es ist die Atmosphäre, die es ausmacht und dazu die vielen verschiedenen Eindrücke, die man im Kino bekommen kann, ob Action, Humor oder Science Fiction. Vieles, was man im echten Leben nicht immer hat“.

Wieviele Kinokarten man in so einer langen Zeit verkauft, kontrolliert, gescannt oder früher noch abgerissen hat, lässt sich leider nur sehr schwer schätzen. Sicherlich dürfte so eine Zahl aber irgendwo im fünf- oder sogar sechsstelligen Bereich liegen. Sind die Besucher in den Kinosälen verschwunden, wird es auch im Foyer des Kinos wieder etwas ruhiger. Bis zum Beginn der nächsten Filme bleibt dann auch genug Zeit für die Mitarbeiter, sich in einen der laufenden Filme mit hineinzusetzen. „Wir zwei schauen uns so gut wie alles an, was neu in unserem Kino läuft, um eben auch darüber informiert zu sein“, erklärt Ramona Zahn. „Immerhin fragen uns auch viele vorher, nehmen unsere Kritiken und Meinungen sehr ernst, das macht Spaß“.

Wenn der Chef Schauspieler ist, wer ist dann der Regisseur ?
Gabi Zettlmeier kam durch Zufall ins Team. Als vor gut fünf Jahren eine Stelle frei wurde, sagte ihr eine Freundin, die dort beschäftigt war, gleich Bescheid, woraufhin sie sich als Platzanweiserin bewarb. „Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Allerdings war das alles schon sehr neu für mich, weil ich nicht direkt aus der Stadt komme. Außerdem bin ich früher nicht so viel ins Kino gekommen, hier dann zu arbeiten ist so gesehen also schon etwas ganz Besonderes für mich, zumal man auch schnell in die Familie aufgenommen wird“. Leon ist als Sohn von Kinochef Lars Doppler sozusagen direkt im Kino aufgewachsen, hat von klein an mit angepackt, aufgeräumt, den Platzanweiser vertreten, saß aushilfsweise an der Kasse, eben immer da, wo Not am Mann war. Mittlerweile übernimmt er auch das Programmieren der Filme und Werbeprogramme.

Eine Arbeit, die das frühere Einlegen und Abspielen der Filme längst abgelöst hat. „Ich glaub ich war so um die vier Jahre alt, als ich angefangen habe“, lacht Leon Doppler. „Ist einmal alles programmiert, laufen alle Filme und Vorschauen völlig automatisch über die gesamte Woche hinweg“. Für die Feinabstimmung und Einstellung der Filme sind dann die Platzanweiser zuständig. So können einzelne Korrekturen in der Bildschärfe oder beim Ton jederzeit auch direkt im jeweiligen Kinosaal vorgenommen werden.

Auch dass der Papa und Chef des Alpenfilmtheaters ganz nebenbei noch selbst als Schauspieler arbeitet, ist für die Angestellten mittlerweile schon normal geworden. „Das ist aber schon komisch, wenn man seinen eigenen Chef im Fernsehen sieht“, lacht Gabi Zettlmeier. „Da zappt man sich durchs Programm und plötzlich ist da der Herr Doppler in so einem Film zu sehen, das find ich schon toll“. Die Aussichten, dass Sohn Leon eines Tages in die Schauspiel-Schuhe des Vaters schlüpfen wird, sind eher in weiter Ferne zu finden. „Ich kann mir das für mich nicht so gut vorstellen aber der Papa hätte sicher auch als Chef schon längst einen Oscar verdient.“

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

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